Assessment Center zur Potenzialanalyse (Reihe: Wirtschaftspsychologie)

von: Heinz Schuler

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840920356 , 409 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 43,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Assessment Center zur Potenzialanalyse (Reihe: Wirtschaftspsychologie)


 

4 Transparenz der Anforderungsdimensionen: ein Moderator der Konstrukt- und Kriteriumsvalidität des Assessment Centers ( S. 70)

Martin Kleinmann, Klaus G. Melchers, Cornelius J. König und Ute-Christine Klehe
4.1 Einleitung
Dass Assessment Center prognostisch valide Verfahren sind, ist durch viele Studien eindrucksvoll belegt (Gaugler, Rosenthal, Thornton &, Bentson, 1987, vgl. auch Thornton et al., in diesem Band). Ebenfalls gut dokumentiert ist allerdings, dass die intendierten Konstrukte nur in geringem Maße erfasst werden. So konnten beispielsweise Sackett und Dreher (1982) in ihren Assessment Centern keinerlei konvergente und diskriminante Validität der Konstrukte nachweisen.

Dieses Validitätsparadoxon führte nun zu einer Reihe von Forschungsaktivitäten (vgl. Kleinmann, 1997a), die das Ziel hatten, es zu verstehen und aufzulösen. Für den einen Aspekt, die geringe Konstruktvalidität, kann jede Komponente des Assessment Center-Verfahrens einzeln oder in Kombination mit anderen verantwortlich sein.

Zum Beispiel könnten die Beobachter nicht in der Lage sein, adäquat zu beobachten und zu bewerten, die Übungen könnten ungeeignet sein, genügend beobachtbares Verhalten zu ermöglichen, oder die Anforderungsdimensionen könnten untauglich sein, reliable und stabile Messungen zuzulassen. Und schließlich kann das Teilnehmerverhalten ursächlich für die geringe Konstruktvalidität sein.

Die Teilnehmer könnten sich zum einen über verschiedene Übungen hinweg unterschiedlich konsistent verhalten (vgl. Kuptsch, Kleinmann &, Köller, 1998). Zum anderen kann aber auch die mangelnde Transparenz dessen, was von den Teilnehmern als Zielverhalten im Assessment Center erwartet wird, für dessen geringe Konstruktvalidität verantwortlich sein – wie allerdings auch für ihre vorhandene prädiktive Validität.

Letzterer Erklärungsansatz hat den Vorteil, dass er nicht nur die geringe Konstruktvalidität alleine erklären kann, sondern hilft, das gesamte Validitätsparadoxon aufzulösen. Assessment Center sind in mindestens zweifacher Hinsicht für die Teilnehmer intransparent: Weder sind ihnen die Beurteilungsdimensionen bekannt, noch besteht Kenntnis über die Verhaltensweisen, die für die jeweiligen Beurteilungsdimensionen relevant sind.

Die Teilnehmer werden sinnvollerweise jedoch nicht lediglich passiv auf ihre Bewertung warten, sondern versuchen, möglichst gut bewertet zu werden. Entsprechendes Impression- Management (Tedeschi, 1981) der Teilnehmer wäre die Folge. Orne (1962) entwickelte in diesem Zusammenhang das Konstrukt der „demand characteristics".

Quellen für „demand characteristics" über erwünschtes Verhalten im Assessment Center könnten z. B. bisherige Vorerfahrungen mit Assessment Centern, das Image der Firma, die räumlichen Rahmenbedingungen, das Übungsmaterial oder das Verhalten der Beobachter bzw. der anderen Teilnehmer sein. Für das Assessment Center bedeuten diese Annahmen, dass neben den tatsächlichen Fähigkeiten/Fertigkeiten auch die adäquate Wahrnehmung der Situation das Abschneiden im Assessment Center maßgeblich beeinflussen würde, d. h. das Erkennen der „richtigen" – weil bewerteten – Dimensionen.

Wären alle Übungen vollständig transparent, dann wüssten alle Personen, welche Dimensionen bewertet werden. In diesem Falle könnten Probleme ausgeschlossen werden, die durch die Unterschiedlichkeit der Hypothesen der Teilnehmer über das Verhalten, das sie zeigen sollen, verursacht würden. Wären die Anforderungen hingegen intraindividuell bzw. interindividuell unterschiedlich transparent, hätte dies Auswirkungen auf die Konstruktvalidität und eventuell auch auf die Kriteriumsvalidität.

Der Effekt der unterschiedlichen Transparenz auf die Konstruktvalidität lässt sich folgendermaßen erklären: Falls identische Anforderungsdimensionen in verschiedenen Übungen intraindividuell unterschiedlich transparent sind, würden das Verhalten und damit die Bewertung der Teilnehmer in diesen Dimensionen variieren.