Chicagoland Vampires - Mitternachtsbisse

von: Chloe Neill

LYX, 2012

ISBN: 9783802586996 , 448 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Chicagoland Vampires - Mitternachtsbisse


 

KAPITEL ZWEI

Feuer im Blut

Eine Woche später

Ich glaube, dass die Trainingsstunde mit guten Absichten angesetzt worden war. Wir, die Vampire des Hauses Cadogan, waren zusammengerufen worden, um einer Demonstration von Selbstverteidigungstechniken beizuwohnen. Das war nicht ungewöhnlich es wurde schließlich von Vampiren erwartet, dass sie sich verteidigen können. Wer sich Tausende von Jahren vor den Menschen verborgen hält, entwickelt logischerweise einen Hang zum Verfolgungswahn. Und so genossen Ethan und ich unser gemeinsames Training (der guten Absichten), während ich lernte, mit meinen Vampirkräften umzugehen.

Allerdings hatte Ethan entschieden, dass die Umstände (sprich: Celina) mehr Training erforderten. Ich war nicht in der Lage gewesen, mich gegen Celina zu wehren, als sie vor einer Woche vor dem Haus aufgetaucht war, um mich anzugreifen. Ethan hielt mich für eine der stärksten Vampirinnen, und wenn ich es nicht schaffte, mich gegen solche Angriffe zu verteidigen, dann war es nur verständlich, dass er sich um die Sicherheit der anderen dreihundertneunzehn Vampire sorgte.

Also machte ich mich von meinem Zimmer im ersten Stock auf den Weg zum Sparringsraum im Kellergeschoss des Hauses Cadogan. Lindsey, die wie ich der Wache des Hauses angehörte und meine beste Vampirfreundin war, hatte sich mir angeschlossen, um gemeinsam mit mir zu lernen, wie wir uns am besten vor Chicagos schlimmsten Auswüchsen an Vampir-Wahnsinn schützen konnten.

Allerdings hatten wir nicht erwartet, auch noch eine Peepshow geboten zu bekommen.

»Oh mein Gott«, hauchte Lindsey, als wir den Sparringsraum betraten. Wir blieben am Rand der Tatami-Matten stehen, die den Boden bedeckten, und genossen den Anblick mit leicht geöffnetem Mund und großen Augen.

Zwei unsterbliche Vampire im besten Alter bewegten sich über die Matten. Ihre Muskeln spannten sich an und lösten sich, während sie mit bloßen Händen miteinander rangen, um den anderen zu Boden zu schicken. Sie kämpften ohne Waffen, weder Schwert noch Stahl, setzten nur ihre Hände und Füße, Ellbogen und Knie ein. Und die zusätzliche Kraft, die ihnen ihr Dasein als Vampir bescherte.

Beide waren halb nackt. Sie kämpften ohne Schuhe und Oberteile, trugen nur weiße Gi-Hosen, wie es bei Kampfsportlern üblich ist. An ihren Hälsen schimmerte golden das Medaillon des Hauses Cadogan.

Lindsey starrte Luc an, den Hauptmann der Wachen des Hauses Cadogan. Luc war früher Cowboy gewesen und dann in einen Vampirkrieger verwandelt worden. Das bedeutete breite Schultern, einen behaarten Brustkorb und lockige Haare mit blonden Strähnen, die er sich plötzlich aufhörte aus dem Gesicht zu wischen. Seine Muskeln spannten sich an, als er sich bewegte.

Lucs Kontrahent stand ihm gegenüber: Ethan Sullivan, Meister des Hauses Cadogan und der dreihundertvierundneunzig Jahre alte Vampir, der mich in die Welt der Blutsauger gebracht hatte zwar ohne meine Zustimmung, was bedauerlich war, aber die Alternative wäre ein schneller Tod gewesen. Er war etwas über einen Meter achtzig groß, und etwa die Hälfte seines Körpers sein flacher Bauch und seine durchtrainierte Brust zusammen mit dem schmalen Streifen blonden Haars, der von seinem Nabel nach unten verlief und unter dem Hosenbund verschwand glänzte unter einem dünnen Schweißfilm, während er sich zu einem Roundhouse-Kick drehte.

Es machte den Eindruck, als ob Luc den Angreifer spielen sollte, aber Ethan schaffte es recht locker, ihn abzuwehren. Trotz seiner Armani-Anzüge und seines Model-Aussehens war Ethan ein perfekt ausgebildeter Krieger. Als ich ihm mit meinem Katana vor einigen Nächten an die Gurgel gehen wollte, wurde ich daran schmerzhaft erinnert.

Als ich ihn nun beim Kampf betrachtete, bekam ich eine Gänsehaut. Hitze begann durch meinen Körper zu strömen, und ich nahm an, dass sich meine blauen Augen silbern verfärbten. Ethan zuzusehen, wie er sich unter die Angriffe seines Gegners duckte, ihnen auswich und sich ständig drehte, ließ die Hitze zu einem lodernden Feuer werden. Ich befeuchtete meine Lippen und verspürte plötzlich Blutdurst, obwohl ich vor weniger als vierundzwanzig Stunden Blut zu mir genommen hatte. Blut, das der kundenfreundliche Lieferservice »Lebenssaft« in medizinischen Plastikbeuteln brachte. Außerdem hatte ich vor einer Woche Blut eines Vampirs getrunken.

Ich hatte sein Blut getrunken.

Er hatte mich in der letzten Phase meiner Wandlung zum Vampir sein Blut trinken lassen, als ich mit einem solchen Durst aufgewacht war, dass ich für einen einzigen Tropfen getötet hätte. Doch ich musste keine körperliche Gewalt anwenden. Er hatte sich mir freiwillig angeboten, und ich hatte jeden einzelnen Tropfen ausgekostet, während ich in seine silbernen Augen sah, was meine Verwandlung in ein Raubtier irgendwie besiegelte. In einen Vampir.

Hitzewallungen jagten durch meinen Körper, während mein Blick auf seinen Muskeln ruhte, die sich unter der Anstrengung anspannten und lösten und seinen Bewegungen die Anmut eines jagenden Panthers verliehen. Ich hätte die plötzlichen Temperaturschwankungen meines Körpers erklären und darauf zurückführen können, dass sie eine Reaktion meines nun vollständig verwandelten Vampirkörpers waren. Dass der Anblick eines Raubtiers auf der Höhe seiner Macht erregend wirken musste, dass auf jede junge Novizin der Meister, der sie verwandelt hatte, eine solche Wirkung haben musste.

Aber eine solche Erklärung wurde Ethan Sullivan nicht gerecht nicht einmal annähernd.

Er war fast zu schön, um wahr zu sein. Seine blonden Haare umrahmten ein atemberaubendes Gesicht, für dessen Wangenknochen jedes New Yorker Model die rechte Hand gegeben hätte und dessen Augen smaragdgrün leuchteten. Makellose Haut spannte sich über durchtrainierte Muskeln, und ich konnte bestätigen, dass jeder einzelne seiner gut einhundertachtzig Zentimeter Körpergröße perfekt war. Durch reinen Zufall hatte ich einen Blick auf Ethan werfen können, als er seiner früheren Geliebten Freude spendete, doch sie hatte ihn verraten, nur um sich Celinas räudiger Bande rücksichtsloser Übeltäter anzuschließen.

Es fiel mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass er an der Spitze der Nahrungskette stand egal, welcher Nahrungskette. Vor allem nicht, als ich den Bewegungen seiner schlanken, groß gewachsenen Gestalt durch den Raum folgte.

Ganz besonders nicht, als ich den kleinen Schweißtropfen sah, der seinen langen, langsamen Weg entlang von Ethans flachem Bauch antrat und dabei jeden einzelnen gestählten Muskel zu überwinden hatte. Fast hatte er den Hosenbund seiner Gi-Hose erreicht.

Ich wusste, dass Ethan sich ähnlich zu mir hingezogen fühlte. Er hatte mir angeboten, seine Gefährtin zu werden, noch bevor Amber sich abgesetzt hatte und zum Team Desaulniers gewechselt war. Wir hatten uns das eine oder andere Mal geküsst, aber ich hatte es geschafft, all seine weiterführenden Angebote abzuwimmeln. Ethan wollte mich, da bestand kein Zweifel, und ich war nicht so dumm, seine Attraktivität in Zweifel zu ziehen. Sein gutes Aussehen war nun wirklich nicht zu leugnen.

Dummerweise trieb Ethan mich ständig auf die Palme er vertraute mir nur widerwillig und warf mir gerne unberechtigte Anschuldigungen an den Kopf , und er war sich immer noch nicht im Klaren, was ihn und mich anging. Ganz zu schweigen von seinem sonstigen Ballast: Er hielt sich für etwas Besseres, war eingebildet und zögerte keine Sekunde, alle, die ihm nahestanden, für seine politischen Ziele zu missbrauchen. Hinzu kam die Tatsache, dass unser letzter Kuss weniger als vierundzwanzig Stunden vor meiner Trennung von Morgan Greer stattgefunden hatte, dem Vampir, der Celina als Meister des Hauses Navarre ersetzt hatte. Dieser Kuss hatte nicht nur meine Leidenschaft geweckt, sondern auch unerträgliche Schuldgefühle in mir hervorgerufen.

Sicherlich konnte ich eine Beziehung mit einem besseren Mix an Emotionen finden. Mit diesem Gedanken kehrte mein Verstand zurück, und meine Leidenschaft kühlte sich merklich ab.

»Es sollte eingebildeten Vampiren verboten werden, so gut auszusehen«, sagte Lindsey und schnalzte mit der Zunge.

»Du hast völlig recht«, stimmte ich ihr zu und dachte, dass etwas weniger Leidenschaft meine Beziehung zu Ethan wesentlich einfacher gestalten würde. Ich wandte meinen Blick von den kämpfenden Vampiren ab und ließ ihn durch den restlichen Raum schweifen. Die Galerie, die den Sparringsraum umgab, war gut gefüllt, mit Vertretern beiderlei Geschlechts. Alle Frauen und auch einige der Männer starrten gebannt auf das Geschehen zu ihren Füßen. Mit hochroten Wangen und verträumtem Blick folgten sie jeder Bewegung.

»Auf der anderen Seite bekommen wir nur durch sie eine solche Fleischbeschau.«

Ich warf ihr einen kurzen Blick zu und hob eine Augenbraue. »Fleischbeschau?«

»Na, du weißt schon« sie hielt inne und deutete auf ihre Brust »oben ohne, nur mit männlichen Brüsten. Bist du anderer Meinung?«

Ich richtete meinen Blick wieder auf den Meistervampir, der sich gerade bückte, um ein Bokken, eine hölzerne Trainingswaffe, von einer der Matten aufzuheben. Durch die Bewegung traten seine Muskeln hervor, vor allem die seiner Brust.

»Ich bin absolut deiner Meinung«, antwortete ich. »Durch sie bekommen wir eine beachtliche Fleischbeschau. Und wenn sie ihren Körper schon zu Markte tragen,...