Schwarz. Weiß. Tot. - Storys

von: Deon Meyer

Aufbau Verlag, 2010

ISBN: 9783841200198 , 282 Seiten

2. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Schwarz. Weiß. Tot. - Storys


 

Auszeit (Stiltetyd) (S. 123-124)

1.

Um kurz vor vier rief Mavis vom Empfang aus an. »Hier ist ein Brief für dich, Johnnie. Hat jemand für dich abgegeben.« Sofort reagierte er gereizt. Bestimmt war wieder einmal so ein Jungspund zu feige gewesen, seinen Bericht direkt bei ihm abzuliefern, weil es schon spät und sein Machwerk schlampig war. Er seufzte stumm. »Ich bin schon auf dem Sprung, ich hole ihn gleich bei dir ab, wenn ich nach Hause gehe. Danke dir.« »Schon okay«, antwortete sie.

»Und, was kocht Pearlie heute Abend?« »Masala-Fisch mit Roti und ein Tomatenbredie. Und zum Nachtisch Johnson’s Specials und Fancies.« »Ach, Johnnie, ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein richtig leckeres Fancy gegessen habe!« »Mal sehen, vielleicht bleiben ja ein paar übrig.« »Du bist ein Schatz – nicht, dass ich je etwas anderes behauptet hätte«, fügte sie hastig hinzu und legte auf. Er kehrte zum Rollwagen mit den Dokumenten zurück, mühsam, hinkend. Sein Bein prophezeite ein Gewitter. Im November? Er griff nach den drei neuen Haftbefehlen, trug sie zu den Aktenschränken auf der anderen Mavis war zu beschäftigt, um sich mit ihm zu unterhalten.

Ohne ihr Telefonat zu unterbrechen, reichte sie ihm das hellgelbe Kuvert durch ihr Glasschiebefenster an. »Danke!«, flüsterte er tonlos. Sie zwinkerte ihm zur Antwort zu. Ihre Finger tanzten über die Tastatur, und ihre Stimme klang munter und hilfsbereit, selbst noch beim tausendsten Anruf am Tag. Wie machte sie das bloß? Im Hinausgehen betrachtete er das Kuvert. Die Adresse war handgeschrieben, mit schwarzer Tinte und in einer kleinen, hübschen, sauberen Schrift: Polizeidienststelle Bellville, Supt. John October, Archiv, Provinziale Sondereinheit, Kasselsvleiweg, Bellville-Suid 7530. Weder Briefmarke noch Poststempel.

Ordentlich zugeklebt. Der Brief stammte nicht von einem Kollegen. Er nahm sich vor, den Brief im Auto zu öffnen, weil der Wind zu stark über den Parkplatz pfiff. Aus nordwestlicher Richtung, wie ihm auffiel. Er hob den Kopf und blickte nach Westen in Richtung Tafelberg. Dort ballte sich eine Schlechtwetterfront zusammen, eine Wolkensichel, die sich weit über den Atlantik erstreckte. Sein Bein hatte ihn nicht getrogen. Er hoffte, dass es nicht zu früh anfing zu regnen, denn dann würden Pearlies Tische leer bleiben. Die weiße Kundschaft kam nur bei schönem Wetter. Er öffnete seinen Cressida und stieg ein. Den Schlüssel als Brieföffner benutzend, ritzte er den Umschlag auf. Dünnes, hellgelbes Schreibpapier, ordentlich zusammengefaltet.Seite des Raumes und suchte die passenden Ordner heraus.