Das Kulturpublikum - Fragestellungen und Befunde der empirischen Forschung

von: Patrick Glogner, Patrick S. Föhl

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531919355 , 280 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 22,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Das Kulturpublikum - Fragestellungen und Befunde der empirischen Forschung


 

Kulturtouristen: Soll- und Ist-Zustand aus Perspektive der empirischen Kulturforschung (S. 239-240)

Yvonne Pröbstle

Einführung


„Da wir gerade über Kulturtourismus reden – haben Sie sich schon einmal Gedanken über dessen Protagonisten, über das Wesen und die Psychologie des ,Kulturtouristen an sich‘ gemacht? Warum und wohin reist er? Was erwartet er, wenn er sich auf Reisen begibt? Was treibt ihn an, was will er finden? Was berührt ihn, was lässt ihn kalt? Ist er zu spezifizieren, zu charakterisieren, zu kategorisieren? Können wir ihn greifen und – natürlich ganz in seinem Sinne und zu seinem Wohle – gefügig, willig und auch handhab- und berechenbar machen?“ (Grünewald Steiger 2007: 145).

Eine Antwort auf diese Fragen lautet: „Über den speziellen Typus der ,Kulturtouristen‘ wissen wir im qualitativ-empirischen Sinne nichts Genaues“ (Heinze 2008: 124). Es mag zunächst verwundern, doch weder Fragen noch Antwort entstammen einem Fachkreis von Touristikern. Kulturtourismus ist längst kein ausschließlich touristisches Aufgabenfeld mehr. Über den touristischen Tellerrand hinaus erfährt er zunehmend die Aufmerksamkeit von Akteuren aus Kulturpolitik, Kulturmanagement und Kulturvermittlung. In diesem Kontext sind die einleitenden Zitate zu verorten.

Die Gründe der skizzierten Entwicklung stehen am Anfang der nachfolgenden Ausführungen. Aufbauend auf den Perspektiven des Kulturtourismus für den Kultursektor werden gegenwärtig vorliegende empirische Befunde über die Kulturtouristen zusammengetragen und einer vergleichenden Analyse unterzogen. Diese Vorgehensweise erlaubt abschließend die Formulierung aktueller Forschungsdesiderata.

1 Kulturtourismus im Fokus

1.1 Kultur im Tourismus

Ende der 1980er Jahre wurde der Stellenwert von Kultur als touristischem Attraktivitätsfaktor in Europa erkannt. Als Folge wurden seinerzeit von der Europäischen Gemeinschaft Förderprogramme und -maßnahmen zur Stärkung des Kulturtourismus aufgelegt. Die Entstehung des Begriffs „Kulturtourismus“ (engl. „cultural tourism“) spiegelt die Erkenntnis wider, dass Kultur und Tourismus eine für beide Akteure nutzbringende Kooperation eingehen können (vgl. Weissenborn 1997: 14). Kulturtourismus wird von Touristikern als Erfolg versprechende Strategie im Tourismus erachtet.

Empirisch untermauert werden solche Überzeugungen durch Studien wie beispielsweise die Grundlagenuntersuchung des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV) zum Städte- und Kulturtourismus in Deutschland. „Kultur als wichtigster Attraktivitätsfaktor“ für Städtereisende (vgl. DTV 2006: 13), so etwa lautete einer der zentralen Befunde der Studie. Die Praxis wird von solchen Ergebnissen maßgeblich beeinflusst. So setzten die touristischen Verantwortlichen von Bund (Deutsche Zentrale für Tourismus), Ländern (Landesmarketingorganisationen), Regionen, Städten und Gemeinden (kommunale Tourismusorganisationen) neben privatwirtschaftlich organisierten Spezialanbietern (zum Beispiel Studiosus) in Deutschland nunmehr seit einigen Jahren verstärkt auf das Zugpferd Kulturtourismus.