On the waves of love

On the waves of love

von: Mareile Raphael

tolino media, 2022

ISBN: 9783754666906 , 250 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 3,99 EUR

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On the waves of love


 

Kapitel 1


Megs Blick wandert durch die getönte Scheibe der Limousine das zwanzig-stöckige Gebäude hinauf. Der Anblick der kalten Glasfassade des Sinclair-Buildings lässt sie den Kopf schütteln. Warum nur müssen die hohen Gebäudekomplexe immer so unnahbar und abweisend erscheinen? Die Firmenzentrale passt so gar nicht zu der geschmackvollen Architektur der Hotels, die Teil der Unternehmensgruppe sind.

Als ihr der Chauffeur die Tür öffnet, nickt sie ihm freundlich zu.

»Danke, Jim.«

Sich die Namen der Angestellten zu merken und sie persönlich anzusprechen, haben sie und ihr Bruder Benjamin schon im Kindesalter von ihrem Vater eingetrichtert bekommen.

Begleitet von Jim, der ihre Tasche trägt, betritt Meg den Eingangsbereich des Gebäudes. Der Monitor über dem Empfangsbereich weist die Besucher darauf hin, dass die heutige Gala im zehnten Stockwerk in der Olympia-Lounge stattfindet.

›Dann wurde also alles mit Rang und Namen eingeladen‹, geht es Meg durch den Kopf. Sie seufzt innerlich auf. Nach außen hin setzt sie jedoch ein strahlendes Lächeln auf, als sie dem Chauffeur die Tasche abnimmt.

»Ich ziehe mich nur schnell um. Danach können Sie mein Gepäck zum Haus bringen«, informiert sie Jim, ehe sie in einem der Waschräume verschwindet.

 

Als sie in einem dunkelroten, knielangen Samtkleid, zu dem sie hochhackige schwarze Stilettos trägt, zurückkehrt, entgeht ihr der anerkennende Blick des Angestellten nicht.

»Gut so?«, fragt sie scherzhaft, was ihrem Gegenüber ein angespanntes Räuspern entlockt. Mit einem Augenzwinkern reagiert sie betont gelassen auf die fehlende Zurückhaltung, die ihrem Vater sicher nicht gefallen hätte.

Der Gedanke an ihren Dad veranlasst Meg dazu, ein weiteres Mal zu kontrollieren, ob die Spangen, welche ihre Hochsteckfrisur sichern, fest sitzen. Nervös pustet sie eine Strähne des Ponys nach oben, die an ihrer Wange kitzelt. Ein Vorgang, der sich mehrmals wiederholt, als sie mit dem Fahrstuhl in die zehnte Etage hochfährt.

»Auf in den Kampf!«, murmelt sie sich Mut zu und geht mit geradem Rücken sowie erhobenem Kopf auf die Doppeltür zu, durch die bereits das typische Gemurmel einer Party zu vernehmen ist.

»Hallo Megan!« Die Stimme lässt Meg in der Bewegung innehalten. Erstaunt wendet sie sich um.

»Jackson, was tust du denn hier?«, fragt sie.

Die Miene ihres Gegenübers verzieht sich kaum merklich. »Jax! Du weißt doch, dass ich die lange Form meines Namens nicht leiden kann.«

Demonstrativ zieht Meg eine Augenbraue nach oben. »Da frage ich mich aber wirklich, warum du mich dann mit Megan ansprichst«, antwortet sie süffisant.

»Ja, du hast recht«, gibt er nickend zu. »Tut mir leid. Lass uns noch mal von vorne anfangen: Hallo Meg, ich freue mich, dich zu sehen.« Mit einem Lächeln tritt Jax dicht an sie heran. Als seine Lippen den ihren gefährlich nahekommen, dreht Meg den Kopf zur Seite, sodass sein Mund nur ihre Wange streift.

»Lass das!«, weist sie ihn zurecht. »Diese Zeiten sind lange vorbei.«

»Wir könnten sie wieder aufleben lassen«, raunt er ihr ins Ohr, woraufhin sie ihn energisch von sich schiebt.

»Kein Bedarf!«, stellt sie klar. »Was machst du überhaupt hier?«, versucht sie das Thema zu wechseln. Auf keinen Fall will sie einen Gedanken an die Zeit verschwenden, in der sie dachte, dass Jax und sie dieselbe Wellenlänge haben. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Hinter dem Frosch, den sie geküsst hatte, kam ein Snob zum Vorschein, der es gar nicht erwarten konnte, die Karriereleiter im Eiltempo zu erklimmen.

»Dein Vater hat mich eingeladen«, antwortet Jax mit unverhohlenem Stolz. Megs Augen weiten sich.

»Tatsächlich?«, rutscht es ihr heraus. Gleich darauf beißt sie sich auf die Zunge. ›Verdammt, ich sollte gelassener auf solche Aussagen reagieren. Jeder Funken Interesse an seinen Worten wird ihn nur dazu animieren, mir auf die Pelle zu rücken‹, flucht sie innerlich vor sich hin. Ein Gedanke, der ein Schaudern bei ihr verursacht. Hat sie doch gehofft, ihm nicht wieder über den Weg zu laufen.

»Warum überrascht dich das?« Mit vor der Brust verschränkten Armen blickt der Snob auf sie herab. »Dein Vater weiß meine Qualitäten zu schätzen … und du wirst das bald auch wieder so sehen«, gibt er sich überzeugt.

›Never ever!‹, geht es ihr durch den Kopf. Gleichzeitig stößt jedoch tief in ihrem Hinterkopf eine Sirene einen Warnlaut aus, den Meg mit einem Kopfschütteln zu verdrängen versucht. ›Leere Worte – all das sind doch nur wieder leere Worte von Jax, die seinen überzogenen Vorstellungen entspringen. Nichts, worüber man sich Gedanken machen muss.‹

»Gehen wir?«, holt er sie aus ihren Überlegungen. Wie selbstverständlich reicht er Meg die Hand, die sie allerdings nicht ergreift. Ungeduldig und auffordernd wackelt er mit den Fingern, um sie zu animieren. Seine Miene verdüstert sich, als sie seinen Arm von sich schiebt.

»Geh schon mal vor, ich muss mich noch um etwas kümmern.«

»Was denn?«, fragt er mit gerunzelter Stirn. »Ich begleite dich!«

»Auf die Damentoilette?«, entgegnet sie mit einem Augenrollen. »Danke, das schaffe ich alleine.«

»Dann warte ich solange auf dich«, startet er einen neuen Versuch, mit ihr an seiner Seite auf der Party zu erscheinen.

Unwillkürlich fragt Meg sich, warum ihm das so wichtig ist. Gleichzeitig spornt es sie regelrecht an, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mit einem aufgesetzten Lächeln legt sie eine Hand auf seinen Arm.

»Nein, nein, geh ruhig schon vor. Dann kannst du deinen großen Auftritt in vollen Zügen genießen.« Als Jax nicht reagiert, zieht sie die Trumpfkarte: »Bestimmt wartet Dad schon auf dich und du weißt, dass er Unpünktlichkeit hasst.«

Als Jax einen flüchtigen Blick auf seine Uhr wirft, fangen Megs Mundwinkel an zu zucken. Bingo! Sie schätzt die Situation genau richtig ein. Ihr Vater hat Jax eine Zeit für die Party genannt. Das macht er häufig, wenn er Angestellte zu etwas einlädt. Es dient in seinen Augen dazu, ihnen klarzumachen, dass es ein Auftrag ist, zu erscheinen, und keine hochoffizielle Einladung, der sie folgen können oder nicht.

»Du wirst es nicht pünktlich schaffen, wenn du dich erst noch frisch machen gehst«, gibt Jax zu bedenken, aber Meg schiebt den Einwurf mit einer Handbewegung beiseite.

»Ich bin seine Tochter. Für mich gelten diese Zeiten nicht. Ich tauche einfach auf, wann ich will. Also mach dir um mich keine Sorgen.« Demonstrativ wirft sie ebenfalls einen Blick auf die Uhr und sieht ihren Exfreund danach abwartend an.

Dass dieser mit sich ringt, ist nicht zu übersehen. Schließlich seufzt er, nickt kurz und wendet sich dann ohne ein weiteres Wort von ihr ab, um mit schnellen Schritten in Richtung des Veranstaltungsraumes zu gehen.

Amüsiert schaut Meg ihm nach. Mehr als deutlich wird ihr klar, dass sich in den Monaten seit der Trennung von Jax nichts geändert hat. Ihm ist es weiterhin wichtiger, bei ihrem Vater einen guten Eindruck zu machen, als in ihrer Gesellschaft zu sein.

»Berechenbar wie immer«, murmelt sie vor sich hin, als sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht breitmacht. »Mal sehen, wie er reagiert, wenn ich ihm folge, um ihm bei Dad die Show zu stehlen.«

 

Gesagt, getan. Mehr als hundert Gäste haben sich in dem Raum versammelt. Sie stehen in kleineren Grüppchen zusammen, unterhalten sich, nippen an ihren Gläsern. Kaum jemand beachtet Meg, als sie durch die Menge in Richtung Bühne geht, auf der eine Band für die Hintergrundmusik sorgt. Nur zweimal wird sie zum Gruß und für einen höflichen Austausch von Floskeln aufgehalten.

Wie vermutet hält sich ihr Vater im hinteren Bereich des Raumes auf. Von Jax ist dagegen weit und breit nichts zu sehen. Für einen kurzen Moment fragt Meg sich, ob er noch irgendwo zwischen den Gästen herumirrt oder ihr Vater ihm bereits einen Auftrag erteilt hat. Doch sie verwirft den Gedanken, als ihr Dad aufschaut und sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet.

Megs Schritte beschleunigen sich, was ebenfalls auf ihren Herzschlag zutrifft. Sie ist kein bisschen erstaunt darüber, wie sehr sie sich freut, gleich den Mann an sich zu drücken, den sie in den letzten Monaten kaum gesehen hat. Gott, sie hat ihn wirklich vermisst! Warum nur hat sie so lange damit gewartet, wieder einmal nach Washington zu kommen?

 

»Ich wusste, dass ich dich genau hier finde«, begrüßt Meg ihren Vater mit einem Augenzwinkern. »Versteckst du dich mal wieder, um dem Small Talk zu entgehen?«

»Megan, Schatz, da bist du ja«, erwidert Henry Sinclair, bevor er seine Tochter in eine feste Umarmung zieht. »Du siehst wundervoll aus«, ergänzt er leise, aber trotzdem voller Stolz.

Nachdem ihr Vater sich von ihr gelöst hat, sieht Meg sich suchend um.

»Wo ist Ben?«, erkundigt sie sich, als sie ihren Bruder nicht entdecken kann.

»Benjamin«, antwortet Henry, wobei er die Augenbraue strafend hochzieht, als er den vollen Namen seines Sohnes ausspricht, »ist heute nicht hier. Es gibt Unstimmigkeiten mit Bauunterlagen für das Michigan-Center. Er ist vor Ort, um das zu klären.«

»Das ist das zweite Mal, dass er geschäftlich unterwegs ist, wenn ich in der Stadt bin. Man könnte glauben, dass er mir aus dem Weg geht«, scherzt Meg, um ihre Enttäuschung zu überspielen. Auf das Wiedersehen mit ihrem Bruder hatte sie sich während des Fluges ebenso sehr gefreut, wie auf das mit ihrem Vater. Die Pläne, mit ihm nach der Party um die Häuser zu ziehen, lösen sich sekundenschnell in Luft auf.

Mit einem Kopfschütteln reagiert ihr Dad auf die Anspielung seiner Tochter. Bevor er dazu...