Blutsemantik in Wolfram von Eschenbachs 'Parzival'

Blutsemantik in Wolfram von Eschenbachs 'Parzival'

von: Hannah Sperling

GRIN Verlag , 2021

ISBN: 9783346425614 , 27 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 15,99 EUR

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Blutsemantik in Wolfram von Eschenbachs 'Parzival'


 

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Mittelalterliche Literatur, Note: 1,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Literatur des Mittelalters), Sprache: Deutsch, Abstract: Neben der Betrachtung als Entwicklungsroman, in dessen Mittelpunkt der Ritter Parzival steht, lässt sich das Werk auch hinsichtlich vieler Motive und Zeichen interpretieren. Besonders auffallend ist die sogenannte Blutstropfenszene, die einen Wendepunkt für die âventiure-Fahrt Parzivals darstellt. Parzival wird von drei Blutstropfen im Schnee, die ihn an seine Geliebte Condwiramurs erinnern, in einen Minne-Bann gezogen. Bei genauer Betrachtung des Romans stechen weitere Szenen hervor, in denen Blut eine besondere Rolle spielt: In der Vorgeschichte, die das Leben der Eltern Parzivals bis hin zu seiner Geburt genealogisch wiedergibt, wird sein Vater Gahmuret im Kampf tödlich verwundet und seine Mutter Herzeloyde beerdigt dessen blutgetränktes Hemd und die Lanze, durch die er zu Tode gekommen ist. Auf der Gralsburg wird Parzival eine blutende Lanze präsentiert, wodurch die Gralsgesellschaft in Jammern ausbricht. Das Blut wurde im Mittelalter nicht bloß als Sitz der Seele betrachtet, sondern auch durch den christlichen Glauben mit einer besonderen Bedeutung versehen. Vor diesem Hintergrund soll die Analyse der benannten Szenen in der vorliegenden Arbeit vorgenommen werden, um die Verwendung von Blutsemantik bei Wolfram zu untersuchen. Dazu soll im Folgenden zunächst das Blut Gahmurets als ein Beispiel für ein realpräsentes Zeichen und Präsenzmedium vorgestellt werden, da es in der Szene zu einem Teil von Gahmuret selbst wird. Der Präsenzcharakter wird von Wolfram durch das stilistische Mittel der Metonymie impliziert. Im Anschluss daran soll die Blutstropfenszene zeichentheoretisch betrachtet werden, indem die Erscheinung der Condwiramurs in den Blutstropfen analysiert wird. Hier handelt es sich augenscheinlich um ein Repräsentationsphänomen, das die Präsenz der Geliebten für Parzival heraufbeschwört. Wolfram zeigt mit dieser Textstelle, wie die Minne den Ritter in ihren Bann zieht, wodurch die magische Wirkung des Blutes hervorgehoben wird. Zuletzt soll die Präsentation Lanze auf der Gralsburg untersucht werden, denn diese erinnert an die Longinuslanze und damit an die Passion Christi. Vor diesem Hintergrund kann die Semantik der blutenden Lanze und ihre Wirkung auf die Gralsgesellschaft untersucht werden. Insgesamt zeigt diese Arbeit auf, dass das Blut im Parzival an drei Stellen als Zeichen eingesetzt wird, einerseits als Repräsentationszeichen, andererseits auch als realpräsentes Zeichen oder Memorialzeichen.