Der Kreuzzug - Der Wüstenplanet - Die Legende 2 - Roman

von: Brian Herbert, Kevin J. Anderson

Heyne, 2016

ISBN: 9783641210311 , 896 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Der Kreuzzug - Der Wüstenplanet - Die Legende 2 - Roman


 

1


 

Die Schwäche der Denkmaschinen besteht darin, dass sie tatsächlich all die Informationen glauben, die sie erhalten, und entsprechend reagieren.

Vorian Atreides, aus der vierten

Einsatzbesprechung mit der Liga-Armada

 

 

Primero Vorian Atreides stand mit seinen fünf Ballistas im Orbit über dem von Schluchten zernarbten Planeten und musterte die feindlichen Roboter-Streitkräfte. Die Einheiten mit dem effizienten, funktionalen Design waren schlank und silbern wie Raubfische und hatten die Grazie scharfer Messer.

Die Monstrositäten von Omnius waren den Schiffen der Menschen zahlenmäßig um das Zehnfache überlegen, aber weil die Djihad-Schlachtschiffe mit sich überlappenden Holtzman-Schilden ausgestattet waren, konnte die feindliche Flotte die Schiffe der Menschen bombardieren, ohne den geringsten Schaden anzurichten und ohne zur Oberfläche von IV Anbus vorrücken zu können.

Obwohl die Verteidigungskräfte der Menschen nicht die nötige Feuerkraft besaßen, um die Maschinen-Armee zu vernichten oder wenigstens zurückzuschlagen, setzten die Djihadis den Kampf dennoch fort. Es war eine Pattsituation zwischen Menschen und Maschinen.

Omnius hatte mit seinen Streitkräften in den vergangenen sieben Jahren viele Siege errungen, abgelegene kleine Kolonien erobert und Vorposten eingerichtet, von denen unbarmherzige Angriffswellen gestartet wurden. Aber nun hatte sich die Djihad-Armee geschworen, diesen Unverbündeten Planeten um jeden Preis gegen die Denkmaschinen zu verteidigen – mit oder ohne Einverständnis der einheimischen Bevölkerung.

Auf der Planetenoberfläche bemühte sich gleichzeitig sein Kamerad Primero Xavier Harkonnen um eine diplomatische Einigung mit den Ältesten der Zenschiiten, den Anführern einer buddhislamischen Sekte. Vor bezweifelte, dass sein Freund große Fortschritte machte. Als Unterhändler war Xavier nicht flexibel genug, er ließ sich zu sehr von seinem Pflichtgefühl und der strikten Verfolgung der Ziele dieser Mission beherrschten.

Außerdem war Xavier gegenüber diesen Menschen voreingenommen … was sie zweifellos spürten.

Die Denkmaschinen hatten es auf IV Anbus abgesehen, und die Djihad-Armee musste sie aufhalten. Wenn sich die Zenschiiten aus dem galaktischen Konflikt heraushalten und nicht an der Seite der tapferen Soldaten kämpfen wollten, die sich für die Freiheit der Menschheit einsetzten, dann waren sie wertlos. Vor hatte Xavier einst scherzhaft mit einer Maschine verglichen, weil er die Welt nur in Schwarz oder Weiß sah, worauf dieser nur eine eisige, finstere Miene zur Schau gestellt hatte.

Laut Berichten von der Oberfläche verhielten sich die religiösen Anführer der Zenschiiten genauso halsstarrig wie Primero Harkonnen. Keine Seite war zum Nachgeben bereit.

Vor stellte den Kommandostil seines Freundes nicht in Frage, obwohl er sehr von seinem abwich. Nachdem er unter den Denkmaschinen aufgewachsen und zu deren Trustee ausgebildet worden war, genoss Vor nun das »Menschsein« in allen Facetten und ging manchmal zu leichtfertig mit der neu entdeckten Freiheit um. Er genoss es, mit anderen Offizieren Sport zu treiben oder zu spielen, Kontakte zu knüpfen oder herumzualbern. Es war ganz etwas anderes als das, was Agamemnon ihm beigebracht hatte …

Hier draußen wusste Vor, dass sich die Schlachtschiffe der Roboter niemals zurückziehen würden, außer wenn sie davon überzeugt waren, dass sie statistisch gesehen unmöglich gewinnen konnten. In den vergangenen Wochen hatte er an einer komplizierten Strategie gearbeitet, mit der er Omnius' Flotte in die Flucht schlagen wollte, aber noch war er nicht in der Lage, sie in die Tat umzusetzen.

Dieses orbitale Patt war etwas ganz anderes als die Kriegsspiele, die Vor gerne mit Djihadis auf Patrouille spielte, oder die unterhaltsamen Wettkämpfe, die er und der Roboter Seurat sich Jahre zuvor während langer Reisen zwischen den Sternen geliefert hatten. Diese schwierige Sackgasse bot wenig Gelegenheit, sich zu amüsieren.

Er hatte immer wieder bestimmte Angriffsmuster beobachtet.

Bald würde sich die Roboter-Flotte ihnen in einem rückläufigen Orbit nähern wie ein Schwarm Piranhas. Vor würde stolz in seiner adretten, dunkelgrünen, karmesinrot abgesetzten Militäruniform dastehen, in den Farben des Djihad, die Leben und vergossenes Blut symbolisierten. Er würde den Kriegsschiffen in seiner Wachflotte befehlen, die Holtzman-Schilde zu aktivieren und darauf zu achten, dass sie sich nicht überhitzten.

Es war geradezu bestürzend, wie berechenbar die waffenstrotzenden Roboter-Kriegsschiffe waren, und seine Männer schlossen häufig Wetten über die genaue Zahl der Schüsse ab, die der Feind abfeuern würde.

Er beobachtete, wie seine Streitkräfte ihre Position veränderten, wie er es ihnen befohlen hatte. Xaviers Adoptivbruder Vergyl Tantor war der Captain des Vorhut-Ballistas und brachte sein Schiff in Position. Vergyl diente seit siebzehn Jahren in der Djihad-Armee, stets aufmerksam von Xavier beobachtet.

Seit Tagen hatte sich hier nichts geändert, und die Kämpfer wurden immer ungeduldiger. Sie zogen wiederholt am Feind vorbei und konnten nichts tun, außer sich aufzuplustern und wie exotische Vögel ihr Kampfgefieder zu präsentieren.

»Man sollte meinen, die Maschinen würden langsam dazulernen«, murmelte Vergyl über die Komverbindung. »Hoffen sie etwa immer noch, dass wir einen Fehler machen?«

»Sie testen uns nur, Vergyl.« Vor sparte sich die Förmlichkeiten der Rangbezeichnung und der Befehlshierarchie, weil es ihn zu sehr an die strengen Vorschriften der Maschinen erinnerte.

Früher an diesem Tag, als die Wege der beiden Flotten sich flüchtig kreuzten, hatten die Roboter-Kriegsschiffe eine Salve explosiver Projektile abgefeuert, die auf die unüberwindlichen Holtzman-Schilde geprasselt waren. Vor hatte nicht gezuckt, als er die sinnlosen Explosionen gesehen hatte. Einen kurzen Moment lang hatten sich die Schiffe der Kontrahenten in chaotischem Durcheinander vermischt, dann waren sie aneinander vorbeigezogen.

»Na gut, wie viele waren es?«, rief er.

»Achtundzwanzig Schuss, Primero«, meldete einer der Brückenoffiziere.

Vor hatte genickt. Es waren immer zwischen zwanzig und dreißig Geschosse, aber seine Schätzung war zweiundzwanzig gewesen. Er und die Offiziere seiner anderen Schiffe hatten Glückwünsche hin und her geschickt und gutmütig darüber lamentiert, dass sie sich um ein oder zwei Schüsse verschätzt hatten. Dann hatten sie Vereinbarungen über die Begleichung der abgeschlossenen Wetten getroffen. Dienststunden und Luxus-Rationen waren zwischen Gewinnern und Verlierern von einem Schiff zum anderen verschoben worden.

Die gleichen Szenen hatten sich schon fast dreißigmal abgespielt. Aber jetzt, wo sich die Kriegsparteien berechenbar aufeinander zubewegten, hatte Vor eine Überraschung im Ärmel.

Die Djihad-Flotte blieb in perfekter Formation, diszipliniert wie Maschinen sind.

»Es geht wieder los!« Vor wandte sich an die Brückenbesatzung. »Bereiten Sie sich auf das Gefecht vor. Fahren Sie die Schilde auf volle Kraft hoch. Sie wissen, was zu tun ist. Wir haben es oft genug geübt.«

Auf dem Deck breitete sich ein Vibrieren aus, das auf der Haut kribbelte, als die riesigen Generatoren die Schichten des schimmernden Schutzfeldes aufbauten. Die Kommandanten aller Schiffe würden sorgfältig darauf achten, dass sich die Schilde nicht überhitzten – ein fataler Fehler des Systems, von dem die Maschinen vorläufig nichts ahnten.

Er beobachtete den Ballista, der im Orbit die Vorhut bildete. »Vergyl, bist du bereit?«

»Schon seit Tagen, Sir. Nichts wie los!«

Vor erkundigte sich bei seinen technischen und taktischen Spezialisten, die von Zon Noret, einem der Ginaz-Söldner, angeführt wurden. »Mr. Noret, haben Sie alle unsere … Mausefallen aufgebaut?«

Die Rückmeldung kam prompt. »Jede ist perfekt positioniert, Primero. Ich habe allen unseren Schiffen die genauen Koordinaten übermittelt, damit wir ihnen ausweichen können. Die Frage ist nur, ob die Maschinen es nicht bemerken werden?«

»Ich werde sie schon auf Trab halten, Vor!«, sagte Vergyl.

Die Maschinen-Kriegsschiffe näherten sich dem Abfangpunkt. Obwohl die Denkmaschinen keinen Sinn für Ästhetik hatten, brachten ihre Berechnungen und das effiziente technische Design Schiffe mit präzisen Kurven und fehlerfreiem glattem Rumpf hervor.

Vor lächelte. »Los!«

Als die Omnius-Flotte wie ein Schwarm angriffslustiger Raubfische vorrückte, machte Vergyls Ballista plötzlich mit hoher Beschleunigung einen Ausfall nach vorn und feuerte Geschosse nach einem neuen Intervallsystem ab, das die Bugschilde in Millisekundenabständen ein- und ausschaltete, um in präziser Abstimmung die Projektile durchzulassen.

Hochleistungsraketen bombardierten das nächste Schiff der Maschinen, und im nächsten Augenblick hatte Vergyl schon wieder den Kurs geändert und pflügte wie ein wild gewordener salusanischer Stier durch die zusammengedrängten Roboter-Schiffe.

Vor gab den Befehl zum Ausschwärmen, und der Rest seiner Schiffe löste die Formation auf und verteilte sich.

Die Maschinen versuchten auf die unerwartete Situation zu reagieren, konnten aber nicht viel mehr tun, als das Feuer auf die mit Holtzman-Schilden ausgestatteten Djihad-Schiffe zu eröffnen.

Vergyl stieß erneut mit seinem Ballista vor. Er hatte den Befehl, seine Munition im wilden Angriff zu verfeuern. Ein Geschoss nach dem anderen detonierte an den Roboter-Schiffen, was erheblichen Schaden anrichtete, sie aber nicht zerstörte. Über die Komverbindungen hallten...