Schutz vor fremden Blicken - Eine Interventionsstudie zur Stressreduktion durch Sichtschutzelemente

von: Norma May Huss

Hogrefe AG, 2008

ISBN: 9783456944852 , 125 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 21,99 EUR

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Schutz vor fremden Blicken - Eine Interventionsstudie zur Stressreduktion durch Sichtschutzelemente


 

Wie Patienten ihre Privatsphäre wahrnehmen (S. 26)

Die Tabelle 3-1 gibt einen Überblick über die Methoden, Ergebnisse und Empfehlungen der Studien, die untersuchen, wie einerseits Patienten ihre Privatsphäre wahrnehmen und welche Vorstellung andererseits die Pflegenden von Privatsphäre haben.

Bäck und Wikblad (1998) führten eine Untersuchung durch, in der auch die Frage gestellt wurde, ob die Vorstellungen der Krankenschwestern von den Bedürfnissen der Patienten mit denen der Patienten übereinstimmen. Zur Erhebung der Daten wurden zwei Fragebogen eingesetzt. Der erste, der sich auf die Einstellung zur Privatsphäre im Allgemeinen konzentrierte, war eine teilweise Adaption eines Fragebogens von Marshall (1974). Der zweite, der die Einstufungen hinsichtlich der Privatsphäre im Krankenhaus, wie sie von Krankenschwestern und Patienten vorgenommen wurden, abfragt, wurde von Arciero et al. (zitiert nach Bäck/Wikblad 1998) übernommen. Beide Fragebogen wurden ins Schwedische übersetzt. Der erste wurde ins Englische rückübersetzt, während der zweite von zwei Übersetzern unabhängig voneinander übersetzt wurde. Für beide übersetzten Fragebogen wurden die Reliabilität und Validität sichergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Patienten als auch die Krankenschwestern der Privatsphäre im Allgemeinen eine hohe Bedeutung beimaßen. Dieses Ergebnis stimmt nach Aussage der Autoren mit den Erkenntnissen von Westin (1967) und Altman (1976) überein. Allerdings wurde darüber hinaus festgestellt, dass Patienten und auch Krankenschwestern der Einhaltung der Privatsphäre im Krankenhaus nur wenig Bedeutung beimaßen. Dabei hielten die Krankenschwestern die Bedürfnisse der Patienten nach Einhaltung ihrer Privatsphäre für größer als die Patienten selbst. Außerdem wurde festgestellt, dass es je nach Geschlecht deutliche Unterschiede bei der Bewertung der Privatsphäre gab. Frauen hatten ein signifikant höheres Bedürfnis nach Wahrung ihrer Privatsphäre. Zwar zeigten auch jüngere Patienten ein stärkeres Bedürfnis danach, aber die Unterschiede waren nicht signifikant. Häufigere Krankenhausaufenthalte führten jedoch dazu, der Einhaltung der Privatsphäre eine größere Bedeutung beizumessen. Dazu wurden Gruppen von langfristig erkrankten mit Gruppen von akut erkrankten Patienten verglichen. Patienten mit längerer Krankenhauserfahrung und höherer Bildung legten mehr Wert auf ihre Privatsphäre, und zwar sowohl im Allgemeinen als auch im Krankenhauskontext. Dieses Ergebnis sollte allerdings mit größter Vorsicht behandelt werden, da die Gruppe der Patienten mit häufigeren Krankenhausaufenthalten (n = 19) wesentlich kleiner war als die Gruppe der Akutkranken (n = 120). Die Tatsache, dass Krankenschwestern die Bedeutung der Privatsphäre höher bewerteten, kann damit erklärt werden, dass sie über das theoretische Wissen verfügen, wie wichtig Privatsphäre für die Patienten ist (Barron 1990, Davis/ Peters 1983). Bäck und Wikblad (1998) stellen allerdings fest, dass Krankenschwestern den Bedarf an Privatsphäre sehr stereotyp einschätzten, was im Übrigen auch von Farrell (1991) bestätigt wird. Sie schließen mit der Frage: «Werden die Patienten so sozialisiert, dass sie mit der Aufnahme ins Krankenhaus keine Privatsphäre mehr erwarten können?» Diese Frage kommentierten sie, indem sie bemerkten, dass das zwar der Fall sein könne, dass das aber nicht bedeute, dass die Patienten mit dieser Situation zufrieden seien.