Integrierte Informationsarchitektur - Die erfolgreiche Konzeption professioneller Websites

von: Henrik Arndt

Springer-Verlag, 2007

ISBN: 9783540459569 , 301 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 42,25 EUR

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Integrierte Informationsarchitektur - Die erfolgreiche Konzeption professioneller Websites


 

Interaktionscharakter (S. 179-180)

Neben der Gestalt einer interaktiven Anwendung, die primär durch deren visuelle Erscheinung und durch auditive Elemente geprägt wird, und neben ihrer Struktur, die vor allem durch die Art und Anzahl der Beziehungen zwischen den Informationssektionen bestimmt wird, de.niert noch ein dritter, übergreifender Bestandteil das Erlebnis einer interaktiven Anwendung. Diesen Bestandteil nenne ich Interaktionscharakter. Der Interaktionscharakter einer interaktiven Anwendung wird bestimmt durch die Menge, Geschwindigkeit und Form der zur Interaktion notwendigen Dateneingabe durch den Nutzer sowie die Menge, Geschwindigkeit und Form der darauf folgenden Datenausgabe durch die Anwendung.

So wie die Visualisierung einer interaktiven Anwendung stark von ihrer Struktur abhängt – also davon, wie viele Sektionen in welcher Beziehung zueinander gemäß den inhaltlichen Anforderungen abgebildet werden müssen – und die Struktur durch die Möglichkeiten der Darstellungsform begrenzt wird – also wie viele Sektionen und welche Art von Beziehungen sich unter Berücksichtigung der Anforderungen abbilden lassen – so beein.ussen sich auch Interaktionscharakter und Struktur sowie Interaktionscharakter und Gestalt gegenseitig. Trotz dieser engen Verknüpfung und obwohl sich die Bestandteile teilweise überschneiden, ist der Interaktionscharakter ein eigenständig zu betrachtender, und ebenso zu konzipierender und de.nierender Bestandteil jeder interaktiven Anwendung.

Zunächst ist daher festzustellen, dass sich der Charakter der Interaktion durch eine de.nierte Aufgabe genauso wenig von selbst ergibt, wie das für die Gestalt oder auch die Struktur einer interaktiven Anwendung der Fall ist, weder die Menge oder die Geschwindigkeit der Datenein- und -ausgaben, noch deren Form. Besonders Letzteres wird sehr anschaulich durch den Vergleich eines Funkweckers mit so genannter analoger Anzeige, also mittels Zeiger, mit einem Funkwecker mit so genannter digitaler Anzeige, also mittels Ziffern. Beide Produkte erfüllen genau die gleiche Aufgabe, sie wecken einen Menschen zu der von ihm gewünschten Zeit.

Leichter nachzuvollziehen ist der Vergleich, wenn diese Aufgabe zunächst in vier Teile aufgliedert wird: Die Produkte zeigen die durch ein Funksignal gesendete Zeit an. Sie bieten dem Nutzer die Möglichkeit, eine bestimmte Weckzeit einzustellen. Sie zeigen die eingestellte Weckzeit an. Sie spielen ein Audiosignal zu der eingestellten Weckzeit ab. Obwohl das empfangene Funksignal das gleiche ist, hat bereits die Anzeige der mit dem Funksignal übertragenen Informationen bei beiden Uhren, also die Datenausgabe, einen ganz eigenen Charakter.

Die eine Uhr betont mit ihrem Stundenzeiger, Minutenzeiger und Sekundenzeiger besonders die bereits vergangenen Abschnitte des Tages, der Stunde und der Minute, und deutet diese als Kreissegmente an. Das wird auch in der Art deutlich, wie eine bestimmte Uhrzeit in der Regel sprachlich formuliert wird, wenn sie von einer Uhr mit Zeigern abgelesen wird. So spricht man von halb zehn oder Viertel nach zwölf. Die andere Uhr stellt diese Abschnitte ausschließlich numerisch dar. Entsprechend wird auch die Uhrzeit ausgesprochen, wenn sie von einer solchen numerischen Anzeige abgelesen wird. So spricht man von neun Uhr dreißig oder zwölf Uhr fünfzehn. Ebenso unterschiedlich ist die Einstellung der Weckzeit bei beiden Uhren, also die Dateneingabe.

Während bei der einen Uhr durch Drehen eines Knopfes ein weiterer Zeiger in die gewünschte Position gebracht wird, stellt der Nutzer bei der anderen Uhr die Weckzeit durch mehrere Knöpfe ein, von denen einer dem Wechsel zwischen Stunden und Minuten dient, während zwei andere für die Addition und Subtraktion von Stunden und Minuten genutzt werden. Und schließlich kann das Wecksignal einen völlig unterschiedlichen Charakter haben, bei dem einen Wecker wird es zum Beispiel durch das Anschlagen einer Glocke erzeugt, bei dem anderen ist es ein Piepton, der über einen kleinen Lautsprecher abgespielt wird.