Star Trek: Die Trellisane-Konfrontation - Roman

von: David Dvorkin

Heyne, 2014

ISBN: 9783641116217

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Star Trek: Die Trellisane-Konfrontation - Roman


 

Kapitel 1


 

CAPTAINS LOGBUCH: STERNZEIT 7521.6

 

Wir haben die Außenkolonie Trefolg erreicht und kreisen im Standardorbit. Unsere Mission ist nicht ganz einfach, und aus diesem Grund hatte ich vor, die Gefangenen an Bord zu beamen und unmittelbar darauf zum Hauptquartier von Starfleet zurückzukehren. Allerdings übermittelte mir Lerak Kepac, der Gouverneur der Kolonie, eine offizielle Einladung zu einem Höflichkeitsbesuch, und ich bin selbstverständlich bereit, sie anzunehmen.

 

Kirk schaltete die Logbuchaufzeichnung aus und sah sich zufrieden auf der Brücke um. Die Offiziere und Mannschaftsmitglieder saßen an ihren jeweiligen Stationen, und sie arbeiteten zuverlässig und gewissenhaft. Kein Wunder, dass sich die Außenkolonien am Rande der Romulanischen Neutralen Zone sicherer fühlten, wenn eins der großen Raumschiffe zugegen war. Insbesondere dann, dachte Kirk mit einer gewissen Selbstgefälligkeit, wenn es sich dabei um die Enterprise handelte.

Die Doppeltür des Lifts schob sich mit einem leisen Zischen auseinander, und der Bordarzt trat aus der Kabine. Er trug seine Paradeuniform und schlenderte in Richtung Befehlsstand. »Na, Jim, wie sehe ich aus?«, wandte sich Doktor McCoy an Kirk. »Ist meine Aufmachung gut genug, um einen Kolonialgouverneur zu beeindrucken?«

Kirk lächelte und musterte seinen Freund. Ganz gleich, welche Uniform McCoy auch trug: Sie wirkte immer ein wenig zerknittert, so als hätte er einen ganzen Abend über in ihr Karten gespielt. Kirk schüttelte den Kopf. »Tja, es geht. Wenigstens hast du deine beste Uniform an. Und was noch wichtiger ist: Du trägst deine alte Landarztmiene zur Schau. Das dürfte genügen.«

»Dachte ich mir schon. Immerhin haben wir es mit einer Kolonie zu tun. Worum geht es eigentlich?«

Kirk stand auf und streckte sich. »Begleite mich in mein Quartier. Ich muss mich noch umziehen, bevor wir uns runterbeamen lassen.«

Er schwieg, bis sie sich in seiner einfach ausgestatteten Kabine befanden und sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Entschuldige, Pille. Eben auf der Brücke wollte ich nicht weiter ins Detail gehen.« Bei diesen Worten zog er rasch seine Sachen aus und schob sie in einen kleinen Wandschlitz. Sie verschwanden mit einem gedämpften Fauchen. Anschließend holte er eine neue Uniform mit den Rangabzeichen eines Starfleet-Captains hervor, zog sie an und überprüfte sein Erscheinungsbild im Spiegel. »Es scheinen bereits alle Leute an Bord dieses Schiffes Bescheid zu wissen, und deshalb dürfte auch dir nicht entgangen sein, dass wir in erster Linie hier sind, um einige Gefangene abzuholen. Der Höflichkeitsbesuch beim Gouverneur, für den du dich rausgeputzt hast, war zunächst nicht eingeplant. Zum einen Teil dient er dazu, die Kolonisten zu beruhigen: Die Neutrale Zone liegt zwar unmittelbar voraus, aber direkt hinter ihnen stehen die Föderation und Starfleet Command.«

»Du drückst das wirklich nett aus.«

Kirk lächelte schief. »Außerdem«, fügte er hinzu und näherte sich der Tür, »teilte mir Gouverneur Kepac mit, er habe eine Botschaft für mich, die er mir nicht per Komverbindung, sondern persönlich übermitteln wolle.«

Als sie durch den Korridor in Richtung Transporterraum gingen, meinte McCoy: »Weißt du, Jim, es freut mich wirklich, dich einmal locker und entspannt zu sehen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, du fändest Gefallen an dieser Mission.«

»Nun, entspannt …« Kirk dachte kurz nach. »Unser derzeitiger Auftrag bringt eigentlich keine speziellen Probleme mit sich – trotz der besonderen ›Passagiere‹, die wir bald an Bord nehmen werden. Und doch …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass mir die Sache sonderlich gefällt. Es ist … nun, zuviel Routine!«

McCoy lachte. »Ah, ich verstehe. Zuviel Routine – das geht dir also auf die Nerven.«

Auf die Anweisung Kirks hin warteten vier Sicherheitsbeamte vor dem Transporterraum. Manchmal fragte sich der Captain, wie es der entsprechenden Abteilung bei Starfleet gelang, immer neue Rekruten zu finden: Vermutlich war die Arbeit dieser Leute die gefährlichste an Bord eines jeden Raumschiffes. Er musterte die vier hochgewachsenen, athletisch gebauten und selbstsicher wirkenden Männer und überlegte dabei, aus welchem Grund sich viele Sicherheitsbeamte so sehr ähnelten. Wahrscheinlich lag es an der Ausdruckslosigkeit der Mienen – und natürlich auch an der Aura von Entschlossenheit, Bereitschaft und Kompetenz. Die eigentliche Antwort aber, so wusste Kirk, ließ sich in der Art ihrer Ausbildung finden, die ebenso langwierig und hart sein mochte, wie es seine eigene gewesen war. Man hatte sie darauf vorbereitet, mit Schwierigkeiten fertig zu werden, und Kirk zweifelte nicht daran, dass vier solche Männer genügten, um mit den neun gefesselten Gefangenen zurechtzukommen, die unten auf Trefolg warteten.

Kirk, McCoy und die vier Wächter stiegen auf die Transporterplattform und blieben auf den einzelnen Transmissionsfeldern stehen. Es gab insgesamt sechs davon. Kirk plante, bei der Rückkehr einen der Frachttransporter zu benutzen, um die dann insgesamt fünfzehn Personen mit einem Transfer an Bord zu bringen. Er wollte es vermeiden, sowohl die Gruppe der Gefangenen als auch die der Sicherheitsbeamten aufzuteilen; in einem solchen Fall wäre es darüber hinaus notwendig gewesen, weitere Bewaffnete in den Transporterraum zu schicken, um die Leute in Empfang zu nehmen, die sie von Trefolg abholen sollten. An Bord der Enterprise lief alles problemlos, und die Mannschaft war ebenso entspannt wie auch der Captain. Kirk hielt es für angeraten, alles zu unterlassen, was diese Ruhe stören konnte.

Er sprach kurz mit Chefingenieur Scott, der in den Transporterraum gekommen war, um die Kontrollen zu bedienen. Er zog es vor, den Transfer selbst zu überwachen, wenn der Captain oder andere Offiziere – wie zum Beispiel der Bordarzt – die Anlage benutzten. »Scotty, der Besuch bei Gouverneur Kepac sollte nicht mehr als drei Stunden dauern. Halten Sie den Transporter in der Frachtkammer Zwei bereit, um uns zusammen mit den anderen Leuten hochzubeamen, wenn ich mich mit Ihnen in Verbindung setze.«

»In Ordnung.«

»Wir können.«

Scott schob die Regler auf der Kontrolltafel hoch und lauschte dabei dem lauter werdenden Summen der Transporteraggregate. Im Verlaufe der Jahre war dieses Verhalten bereits zu einem Teil seines Wesens geworden: zu einem Instinkt, der sich auf seine Arbeit mit komplizierten Maschinen, Elektronik und diversen Mechanismen gründete: Ständig horchte er nach einem fremden Geräusch in dem Sirren, nach einer akustischen Veränderung, die auf einen Funktionsfehler hinweisen mochte. Die Konturen der auf den sechs Transferfeldern stehenden Gestalten verschwammen und verwandelten sich in nebelartige, schimmernde Wolken. Für einige Sekundenbruchteile konnte man noch humanoide Umrisse erkennen, die sich jedoch rasch verflüchtigten. Unmittelbar darauf erloschen die Anzeigen auf dem Kontrollpult, was bedeutete, dass Kirk und seine Begleiter auf der Oberfläche des Planeten eingetroffen waren. Scott seufzte und versuchte, die Unruhe in seinem Innern zu verdrängen, die immer dann entstand, wenn der Captain zu den Leuten gehörte, die den Transporter verwendeten.

 

James Kirk beobachtete, wie das kantige Gesicht Scottys verschwand, und als er unmittelbar darauf die schlichten Gebäude der Kolonialverwaltung vor sich sah, spürte er, wie sich tief in ihm ein Knoten der Anspannung bildete. Insbesondere während der letzten Tage hatte er an Bord der Enterprise ein wenig Ruhe finden können; aber wenn er sich aus dem sicheren Innern des Raumschiffes herauswagte und sich auf die Oberfläche eines Planeten beamen ließ, fühlte er sich oftmals ein wenig hilflos und reagierte darauf mit verstärkter Wachsamkeit.

Gouverneur Kepac trat aus dem Gebäude vor ihnen und kam mit langen Schritten heran, um Kirk und die anderen Männer von der Enterprise persönlich zu begrüßen. Er wurde von einem Adjutanten begleitet. Kirk erinnerte sich daran, Kepac vor einigen Jahren kennengelernt zu haben, vor dessen Ernennung zum Gouverneur der Kolonie Trefolg. Damals war er ein kleiner, dicklicher und aufgeräumter Mann gewesen, der ständig lächelte. Jetzt erschien ihm Kepac fast als dürr: Die weite Kleidung deutete darauf hin, dass er in der letzten Zeit stark abgenommen hatte. Er wirkte auch nicht mehr annähernd so fröhlich, und in seinem einstmals glatten Gesicht zeigten sich Dutzende von tiefen Sorgenfalten. Doch er lächelte breit, als er auf Kirk zutrat.

»Captain Kirk! Es freut mich, Sie wiederzusehen.«

Der Captain nickte und ergriff die ihm dargebotene Hand. »Gouverneur … dies ist Doktor Leonard McCoy, unser Bordarzt. Vielleicht möchten Sie, dass er sich Ihre medizinischen Einrichtungen und Vorräte ansieht. Wir könnten Ihnen einige Dinge aus dem Lager der Enterprise zur Verfügung stellen.«

»Das wäre sehr nett. Ich danke Ihnen.« Kepac wandte sich an seinen Begleiter. »Mr. Johnson zeigt Ihren Sicherheitsbeamten, wo die Gefangenen untergebracht sind. Ich führe Sie später zu ihnen.«

Zum Glück verzichtete man auf den Pionierwelten in der Regel auf lange Zeremonien und große Empfänge. Sie ließen McCoy im zentralen Krankenhaus der Kolonie zurück. Es handelte sich dabei um eine recht kleine und primitiv anmutende Einrichtung, verglich man sie mit den modernen Installationen an Bord des Raumschiffes. Nun konnten sich Kirk und der Gouverneur ungestört unterhalten. »Nun, Lerak – Sie sagten, Sie hätten eine Botschaft für mich.«

Sie...