Gestatten Callgirl: Die Freiheit nehm ich mir! - Lust & Gewinn! Der Bericht.

von: Mona Gasser

Gatzanis, 2011

ISBN: 9783932855207 , 168 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 9,99 EUR

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Gestatten Callgirl: Die Freiheit nehm ich mir! - Lust & Gewinn! Der Bericht.


 

 

 

Unehrliche Fassade, knallhartes Geschäft


 

„Dynamischer Unternehmer (Mitte 40) sucht attraktive, gebildete Dame als Begleiterin. Kurzbewerbung mit Foto und Telefonnummer schicken Sie bitte unter Chiffre.

Dutzende so oder ähnlich abgefaßter Inserate findet man in den Wochenendausgaben der Welt, der Frankfurter Allgemeinen, der Süddeutschen Zeitung. Jeden Samstag habe ich sie am Bahnhofskiosk gekauft und dann am Nachmittag „ausgewertet“. Meine Samstagsbeschäftigung. Meine Sonntagsarbeit dann: Anzeigen beantworten.

Anfangs gab ich mich der naiven Hoffnung hin, daß tatsächlich ein Unternehmer antworten würde. Das war nur zweimal der Fall. Ansonsten meldeten sich im Laufe der nächsten oder übernächsten Woche sogenannte Serviceagenturen.

Bald wurde mir klar, daß hinter solchen Anzeigen fast immer Leute stehen, die zwar offiziell Begleiterinnen, Reisesekretärinnen sowie Hostessen vermitteln, deren wahres Geschäft aber die Vermittlung von Callgirls ist.

Zuhälterei in diskreter Form, auf gehobenem Niveau. Unehrliche Fassade, knallhartes Geschäft! Rechtlich gesehen geht es um Vermittlung von Serviceleistungen, die mit Sex nichts zu tun haben. Dame begleitet Herren während eines geschäftlichen Aufenthaltes, auf einer Geschäftsreise ... Was sich dabei zwischen den „Servicepartnern“ abspielt, ist allein deren Sache. Viel kann sich abspielen oder auch fast nichts. Der Agentur ist das egal. Sie hat einem Auftraggeber eine Auftragnehmerin vermittelt, vom Auftraggeber die Vermittlungsgebühr kassiert, an die Auftragnehmerin das Servicehonorar bezahlt, bar oder per Überweisung aufs Bankkonto. Ein Honorar, das zumeist höchstens die Hälfte der Vermittlungsgebühr ausmacht!

Einer meiner ersten Jobs „auf Agenturbasis“ kam von einer Vermittlerin in Karlsruhe. Büro und Wohnzimmer waren eins und ein wahres Gruselkabinett. Schwere Samtvorhänge, zugezogen, obwohl es noch heller Nachmittag war. Geheimnisvolle, irgendwie magische Atmosphäre! Tiefviolett die Vorhänge, dunkelrot die Tapeten. Schwarze Möbel, Tiffany-Lampen. In der Mitte des runden Tisches, an dem wir miteinander verhandelten, eine große Kristallkugel.

Die Dame hieß Mechthild Braun. Ein Name, dessen Schlichtheit nicht so recht zu der Atmosphäre paßte und ganz und gar nicht der Braun'schen Erscheinung entsprach. Schmales Gesicht mit vorspringender, großer, scharf gebogener Nase. Störend, faszinierend, irritierend die behaarte Warze auf der linken Wange. Diese Frau Braun wohnte wie eine Magierin, sah aus wie eine Hexe, war vielleicht sogar eine echte Hexe. Jedenfalls erfuhr ich im Laufe des Gespräches, daß sie sich der okkulten Wissenschaft widmet, eine Hellseherin und Wahrsagerin sei und, daß sie die Vermittlung von Begleiterinnen nur nebenbei betreibt. Alles in allem ein beklemmendes Gespräch, das ich nur deshalb nicht abbrach, weil ich hoffte, daß ich sofort einen Auftrag bekäme!

Ich verließ die Hexenbehausung ohne Auftrag, hinterließ jedoch Fotos und Lebenslauf. Ein weitgehend geschönter, ziemlich verlogener Lebenslauf. Zwei Wochen später, ich hatte Mechthild Braun bereits vergessen, kam zu meiner Überraschung ein Anruf von ihr: Es sei nun soweit, wenn ich momentan frei wäre, könnte sie mir einen lukrativen Wochenendauftrag vermitteln. Ein reicher, kultivierter, allerdings nicht mehr junger Möbelfabrikant suche eine Begleiterin für eine Kurzreise. Ich sei genau die Richtige für diesen Freitag-Samstag-Sonntag-Job. Natürlich müsse dem Job ein Kennenlernen vorausgehen, das solle noch heute abend stattfinden, es würde selbstverständlich honoriert.

Ich sagte zu und fand mich, wie vereinbart um 17 Uhr, bei Frau Mechthild Braun ein. Wie sie es verlangt hatte, parkte ich meinen Wagen zwei Seitenstraßen weit vom Haus. Mir fiel auf, daß vor ihrem Haus ein Mercedes stand, in dem ein älterer, dicker, glatzköpfiger Mann saß.

Das Gespräch bei Frau Braun war kurz. Sie sagte, daß ich den Fabrikanten auf einem Wochenendtrip nach Oberstaufen im Allgäu zu begleiten hätte, daß er mich vorher kennenlernen und testen möchte und das gleich heute. Mein Tageshonorar betrage 800 Mark. Das Honorar fürs Kennenlernen belaufe sich auf 400 Mark und ich bekäme dieses sowie alle weiteren Honorare selbstverständlich immer im voraus. Der besagte Herr erwarte mich übrigens bereits vor dem Haus.

Nachdem wir handelseinig geworden waren und sie mir im Kuvert die vier Hunderter gegeben hatte, ging ich hinunter. Da stand er. Vor dem Mercedes. Ein kleiner, mir knapp bis zur Schulter reichender Mann. Wampe. Fett geradezu. Scheußliche Hängebacken. Verschwitzte, knallrot glänzende Glatze. Ein häßlicher Typ, schon weit über 60! Wir stellten uns vor. Er gab sich galant, küßte mir die Hand, hielt die Wagentür auf, bat mich sehr höflich einzusteigen. Wir fuhren zu meinem Wagen. Er schlug vor, daß ich ihm zunächst in meinem Auto folgen solle. Wir wurden auf der Autobahn bis Baden-Baden fahren, kurz nach der Abfahrt auf einem Parkplatz halten. Ich hatte nur immer dicht hinter ihm zu bleiben. Spielte der Dicke James Bond? Seltsamer Mann. Ein seltsamer Abend lag zweifellos vor mir.

Auf dem Parkplatz stieg ich in seinen Mercedes um. Über Landstraßen ging es zu einem Landgasthaus südlich von Baden-Baden. Vor dem Essen spazierten wir eine Stunde lang in der Landschaft herum. Nach dem Essen brachte er mich schnurstracks zu meinem Auto zurück Harmlos, eigentlich blödsinnig herumspazieren, gut essen, reden, reden, ununterbrochen, nicht über ihn, über mich, das war alles, was der Mann wollte. Keine Annäherungsversuche, auch keinerlei Anzüglichkeiten. Für praktisch nichts hatte ich 400 Mark bekommen, ich schämte mich fast dafür.

Wahrscheinlich war ich nicht sein Typ. Mit der Wochenendreise nach Oberstaufen und den 2400 Mark Honorar wird es wohl nichts werden, dachte ich mir. Ich hatte mich getäuscht. Am Vormittag darauf rief mich die Braun an. Der Mann sei sehr angetan von mir, das mit Oberstaufen sei geritzt, ich soll morgen, also am Freitag, vor dem Parkhaus am Hauptbahnhof um 14 Uhr auf ihn warten Vorher kann ich bei ihr das Honorar abholen.

Oberstaufen. Drei Tage, zwei Nachte an der Seite von Joachim Kirzle. So hieß der Typ, der mich für ein Wochenende gekauft hatte. Ein Schwabe, dem insgesamt drei Möbelfabriken gehören Einer von den stinkreichen Stinkern, die sich so fürchterlich sicher sind, daß sie mit ihrem Geld alles kaufen können, selbstverständlich auch eine Frau. Es gibt gottlob auch andere Stinkreiche Reiche der angenehmen, menschlich sympathischen Sorte. Dieser Kirzle gehörte nicht dazu. Er legte seine galante Maske sehr schnell ab. Er ließ sozusagen seine Hose herunter und die Sau raus! Gut, daß er sofort nach unserer Ankunft auf dem Hotelzimmer orale Befriedigung verlangte, daß er ausschließlich auf Blasen und Brustfick stand, daß er mich nie mit seinem Penis, sondern brutal mit der Faust vögelte, daß er nicht in der Lage war, mich auch nur einmal zum Orgasmus zu bringen, ich nahm es hin. Was mich störte, mich mehr und mehr mit Ekel erfüllte, war seine Altmänner-Nachtschau. Er furzte völlig hemmungslos, daß ich wach davon wurde, daß mir richtiggehend übel war. Zudem mußte er alle zwei Stunden seinem krankhaften Harndrang nachgeben. Stöhnend, fluchend wälzte er sich aus dem Bett, tappte und schlappte ins Bad, ließ die Tür offen Tröpfeln, Pause, tröpfeln, stöhnen, endlich ein Strahl, dem Geräusch nach ein recht schwacher, wieder Pause, wieder das Getröpfle – eine mühsame Prozedur, die sich über endlose Minuten hinzog. Er litt an Prostatabeschwerden unter Blähungen, er mutete mir zu, das, was damit nun mal verbunden ist, riechen und anhören zu müssen. Am Tag spielte er den Dynamiker. Er war enorm unternehmungslustig, jagte mich und sich auf Alm und Gipfel. Am letzten Tag, am Sonntag, brachen wir in aller Frühe zu einer Bergtour auf, die er beinahe nicht überlebt hatte.

Auf halbem Weg wurde es Kirzle übel. Er brach zusammen, klagte über Schmerzen in der Brust Eine Stunde dauerte es, bis wir in der Lage waren, langsam abzusteigen. Am späten Nachmittag fuhren wir zurück nach Karlsruhe. Ich am Steuer, er, richtig elend, kleinlaut, endlich einmal still, auf dem Rücksitz. Zum Abschied wollte er meine Telefonnummer. Ich gab ihm eine falsche Nummer. Ich hatte genug von Joachim Kirzle. Mein Job war getan. Ich hatte mir mein Honorar redlich und sauer verdient. Was konnte ich dafür, daß er viel, meiner Meinung nach zuviel dafür bezahlen mußte.

Er erzählte mir, leicht vorwurfsvoll, daß er 5400 Mark an Frau Braun bezahlen mußte Eine horrende Vermittlungsgebühr, die vielleicht auch erklärt, warum der Gute geglaubt hat sich alles, auch Ekelhaftes erlauben zu dürfen.5400 Mark Vermittlungsgebühr, 2700 Mark Gewinn für Frau Mechthild Braun. Diese Frau kassierte viel. Sie war schlicht unverschämt teuer. Kein Wunder, daß es mit ihrem Vermittlungsgeschäft offensichtlich nicht so recht klappte Jedenfalls kamen von ihr nach dem Kirzle-Job nur noch zwei Auftrage und das im Abstand von drei Wochen Beide Braun-Kunden waren, ähnlich wie Kirzle, stinkreiche Sechziger und sich sportlich dynamisch gebende Golfhosenträger Fast impotente, in der Nacht unangenehm riechende, nach einer jungen Frau süchtige und auf ihr straffes Fleisch geile alte Männer! Sie glaubten mir übrigens alle, daß ich erst Mitte 30 sei. Keiner sah mir an, daß ich auf Mitte 40 zugehe.

 

Ein Allround Service International suchte mit Inseraten. Sie erschienen einige Wochen lang in der Welt am Sonntag, attraktive, vielseitig interessierte Damen für ungewöhnliche Aufgaben 7000 DM Monatseinkommen versprachen die Anzeigen Kontaktaufnahme, ganz einfach. Keine Adresse,...