Wege zum gesunden Unternehmen - Gesundheitskompetenz entwickeln

von: Eckart Severing, Herbert Loebe, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)

wbv Media, 1949

ISBN: 9783763943067 , 56 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 17,90 EUR

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Wege zum gesunden Unternehmen - Gesundheitskompetenz entwickeln


 

Gesundes Führungsverhalten (S. 34-35)

„Muss ich erst krank werden, damit mein Chef mit mir redet?“

Die Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ hat in einer groß angelegten Studie (INQA 2004) über 5000 Beschäftigte befragt, was für sie die wesentlichen Merkmale guter Arbeit seien. Mit Rang vier nimmt „die Behandlung ‚als Mensch‘ durch den Vor gesetzten“ einen Spitzenplatz unter den 57 genannten Aspekten ein. Übersetzt heißt das: Mitarbeiter wollen von ihren Vor gesetzten als Individuen wahrgenommen werden, deren eigene Ziele, Bedürfnisse und Notwendigkeiten nicht unmittelbar deckungsgleich sind mit den Anforderungen, die die Arbeit an sie stellt. Damit die Erfordernisse von Beruf und Person nicht zur wechselseitigen Behinderung und Belastung werden, müssen sie bei ihren Führungskräften Rückhalt finden – sachlich, sozial und emotional.

Die Prinzipien mitarbeiterorientierten Vorgesetztenverhaltens sind Gegenstand einschlägiger Seminare und Fachpublikationen. Hier soll der Fokus auf seine Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter gerichtet werden:

● Sachliches Feedback, Lob oder konstruktive Kritik drücken Respekt vor der Person des Mitarbeiters und Anerkennung seines Leistungswillens und der erbrachten Leistung aus. Dies gibt ihm Orientierungshilfe: für die eigene Einschätzung seiner Arbeit und ihrer Wertschätzung seitens des Unternehmens. Möglichkeiten der Leistungsoptimierung werden deutlich. Es werden keine unnötigen Ängste und Unsicherheiten aufgebaut. Erfolgserlebnisse bereiten Freude und stärken das Selbstbewusstsein.

● Leistungsgerechte Arbeitsaufträge, klare Vorgaben und Kompetenzzuweisungen, adäquate Handlungs- und Entscheidungsspielräume und nicht zuletzt die Möglichkeit, arbeitsrelevante Kompetenzen weiterzuentwickeln, sind notwendige Voraussetzungen, um die Arbeitsbelastungnicht durch Ineffizienz, Reibungsverluste und psychischen Druck zu erhöhen.

● Partizipation bedeutet: den Mitarbeitern Gehör, Mitsprache und Mitwirkung in den sie betreffenden Belangen einräumen und so ihre Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit fördern. Nur so können sie auch in gesundheitlicher Hinsicht direkt auf ihre Arbeitsbedingungen Einfluss nehmen.

● Soziale Unterstützung hilft den Mitarbeitern, Beruf liches und Persönliches in Einklang zu bringen. Berücksichtigt der Vorgesetzte beim Aufgabenzuschnitt die individuellen Stärken und Schwächen des Mitarbeiters und auch seine privaten Notwendigkeiten, kann dieser seine Potenziale besser ausschöpfen. Verständnis, Empathie und Hilfsbereitschaft stärken seine psychische Belastungsfähigkeit.

Mitarbeiterorientiertes Führen ist partnerschaftlich ausgerichtet und verfolgt das Ziel einer für beide Seiten gleichermaßen konstruktiven, zufriedenstellenden Arbeitsbeziehung.

Dazu muss der Vorgesetzte seinen Mitarbeiter kennen. Das mag für die geschulte Führungskraft wie eine Selbstverständlichkeit klingen. Es wird hier erwähnt, weil beim Thema Gesundheit oft ein wichtiger Aspekt übersehen wird: die subjektive Seite des Belastungsempfindens. Was sich für das eine Individuum als hohe Belastung darstellt, kann in der Wahrnehmung anderer unproblematisch oder sogar positiv sein. Kontinuierliche Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern ist erforderlich, um rechtzeitig gegensteuern zu können, bevor Fehlbelastungen sich in Leistungsminderung und Krankheit niederschlagen.