Hedgefonds - Entmystifizierung einer Anlagekategorie

von: Dieter G. Kaiser

Springer Gabler, 2009

ISBN: 9783834982773 , 336 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 44,95 EUR

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Hedgefonds - Entmystifizierung einer Anlagekategorie


 

1. Grundlagen (S. 5)

Die Hedgefonds-Welt gilt als die Königsklasse der Investments. Hedgefonds versuchen unter Anwendung verschiedenster Investmentstrategien, entweder Fehlbewertungen einzelner Wertpapiere zu identifizieren und gewinnbringend auszunutzen oder alternative, d. h. nicht-herkömmliche Risikoprämien zu vereinnahmen.

Für den Begriff Hedgefonds gibt es eine Vielzahl verschiedener Definitionen. Im Folgenden werden unter Hedgefonds wenig regulierte, kollektive Investmentprodukte verstanden, welche zu einem gewissen Anteil fremdfinanziert in Cash-, Aktien-, Renten-, Rohstoff- und Derivatemärkte investieren, um für die Investoren einen Mehrwert zu liefern.

Die aktiven Investmentstrategien sind hierbei überwiegend an den speziellen Fähigkeiten der Fondsmanager ausgerichtet und verfolgen unter Verwendung von Leerverkäufen ein absolutes Ertragsziel. Trotzdem ist die Bandbreite der Risiko- und Ertragsziele bei Hedgefonds sehr heterogen. Definition: Leerverkauf Ein Leerverkauf ist eine Investmenttechnik, bei der (vermeintlich überbewertete) Aktien verkauft werden, ohne dass sich diese im Eigentum des Verkäufers befinden. Ziel dieser Strategie ist es, die leerverkauften Wertpapiere oder Waren zu einem günstigeren Preis in der Zukunft zurückzukaufen.

Dabei wird der Ausdruck „Zukunft“ meist durch einen vorab definierten Zeitpunkt näher bestimmt. Weitere Synonyme für den Leerverkauf sind Short Selling, Blankoverkauf, Verkauf à découvert oder „short gehen“. Short Selling als Anlageinstrument wird meist von Investmentbanken, Brokern und Hedgefonds benutzt. Rechtlich besteht ein Leerverkauf aus vier verschiedenen Rechtsgeschäften.

Zuerst werden von den Leerverkäufern Wertpapiere oder Waren von beispielsweise Banken oder Investmentfonds für eine bestimmte Zeitperiode geliehen. Diese verlangen im Gegenzug eine Sicherheit (Collateral) für die geliehenen Wertpapiere und erhalten zusätzlich eine Prämie. Die geliehenen Wertpapiere werden anschließend von den Leerverkäufern über den Markt verkauft.

Dieselbe Anzahl an Wertpapieren wird von den Leerverkäufern zu einem späteren Zeitpunkt über den Markt zurückgekauft. Anschließend werden die gekauften Wertpapiere an den Verleiher zurückgegeben. Hedgefonds-Manager proklamieren von sich selbst, dass sie vorwiegend Investmentstrategien anwenden, die ihre Renditen aus am Markt falsch bewerteten Instrumenten generieren („Arbitrage1“). Hierbei werden häufig temporäre Preisabweichungen von dem jeweiligen fundamentalen Wert ausgenutzt.

Bei der praktischen Durchführung der Arbitrage werden die billigeren Instrumente an der einen Börse gekauft und simultan an einem anderen Börsenplatz zu einem höheren Kurs wieder veräußert. Im Sinne der Effizienzmarkttheorie von Fama (1970) nutzen Hedgefonds so gesehen Marktpreisanomalien aus und dienen damit der Steigerung der Markteffizienz.

1.1 Evolution und Bedeutung der Hedgefonds-Industrie

1.1.1 Die frühen Jahre (1949–1985)

Obwohl die meisten Investoren Hedgefonds als eine Investmentproduktinnovation der 90er-Jahre betrachten, existieren diese bereits seit mehr als 50 Jahren. Die Einführung des ersten Hedgefonds im Jahre 1949 wird nach Brown, Goetzmann und Ibbotson (1999) häufig Alfred Winslow Jones, einem Journalisten und Soziologen, der später Fondsmanager wurde, zugeschrieben.

Neben einer normalen Long-Aktienstrategie wendete Jones in seinem mit vier weiteren Partnern gegründeten Fonds A. W. Jones & Co. zur Absicherung des Marktrisikos auch eine Shortstrategie an. So nahm er eine Longposition bei unterbewerteten Wertpapieren und verwendete das Instrumentarium des Leerverkaufs bei überbewerteten Wertpapieren. Jones selbst nannte Leverage und Short Selling spekulative Hilfsmittel, die zu konservativen Zwecken eingesetzt wurden.

Dadurch, dass diese Anlageform nicht den Richtlinien eines traditionellen Investmentfonds entsprach, musste Jones eine andere Struktur für sein neu kreiertes Anlagevehikel suchen. Er entschied sich für die Limited Partnership – eine der deutschen Kommanditgesellschaft ähnlichen Unternehmensform.