High-End-Röhrenschaltungen - So bauen Sie professionelle High-End Ein- und Gegentaktverstärker

von: Friedrich Hunold

Franzis, 2009

ISBN: 9783772338762 , 96 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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High-End-Röhrenschaltungen - So bauen Sie professionelle High-End Ein- und Gegentaktverstärker


 

2 Verdrahtungs- und Aufbauhinweise (S. 34-35)

Wer einen Röhrenverstärker freiverdrahtet aufbauen möchte, das aber noch nie getan hat, sollte vorher einige Trockenübungen machen und sich nicht das schwerste Projekt aussuchen. Der richtige „Freiverdrahtungs-Fan" kommt ohne Lötleisten oder Lötstützpunkte aus. Und ich darf versichern: eine richtige Freiverdrahtung ist einfacher als man denkt, auch wenn man zunächst etwas Gehirnschmalz dafür opfern muss. Nebenbei bemerkt: ein richtiges Platinenlayout ist auch nicht unbedingt als „einfach" zu bezeichnen. Doch manchmal kommt man nicht umhin, zumindest im Vorstufenbereich ein kurzes Stück Lötleiste einzusetzen, wenn der Aufbau noch einigermaßen Service-freundlich sein soll.

Das soll nun nichts anderes heissen, als dass man beim Aufbau noch an eine etwaige Reparatur oder Tuningmaßnahme denken sollte. Ich neige bisweilen auch dazu, viel zu eng und zu Service-unfreundlich aufzubauen. Alle Bauelemente sollten so kurz wie nur irgendmöglich an den Röhrenfassungen angelötet werden (das gilt besonders für den Anoden- und Kathodenwiderstand). Ein Fehler, der gar nicht mal so selten ist, besteht darin, dass man hier eine sog. kalte Lötstelle produziert oder dass man mehr Zinn backt als effektiv lötet. Der hieraus resultierende Fehler kann erst nach Monaten wirksam werden und zu seltsamen Nebeneffekten führen (sporadische Aussetzer in einem Kanal, Brumm, „spratzeln" etc.).

Tipp: Mit Isopropyl-Alkohol vorher all das reinigen, was man später verlöten will. Fett- oder Harzreste (besonders bei Trafos vorzufinden) an den jeweiligen Lötkontakten machen ein schnelles und sicheres Löten unmöglich! Röhrenpins, die einen „seltsamen gräulichen Belag" aufweisen sind hervorragende Fehlerquellen und bilden an den Fassungskontakten hohe Übergangswiderstände. Auch hier kann eine leichte Putzaktion überaus nützlich sein. Es ist wie beim Kochen: nur mit guten Zutaten bekommt man ordentliche Speisen hin. Es dürfte also verständlich sein, dass in einem guten Röhrenverstärker auch nur gute Bauelemente verarbeitet werden sollten. Jahrelang abgelagerte Kondensatoren sind nicht zu gebrauchen, selbst dann nicht, wenn diese von Michael Faraday handsigniert worden sind und in einem Humidor bei konstanten 15° Celsius und einer relativen Luftfeuchte von 20% gelagert werden.

Genauso wie ich kein elitäres Champagnerkraut vom profanen Sektkraut unterscheiden kann, genauso wenig ist es mir möglich, Silberdraht-Widerstände oder energetische Richtungsjustierer im Verstärkergehäuse herauszuhören. Wer Röhrendämpfer aus Mondholz (ein Holz, welches nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr geschlagen wird) oder aus rechtsdrehender Kupfer-Silbernitratlegierung einsetzen will, um ein Schwingen des Gitters zu verhindern oder um die Kathode vor herabfallender Anode zu schützen, sollte besser die armen Röhren aus dem direkten Schallbereich des Lautsprechers bringen und sich neue Röhren besorgen.

Denn wenn erst das Gitter wackelt oder die Anode bedenklich baumelt, nützt das Edelverhüterli auch nichts mehr. Ähnliches gilt auch für Dämpfungsmatten, mit denen die Siebkondensatoren vor Erschütterungen (?) geschützt werden sollen. Spenden Sie das Geld den armen Selbsthypnoseopfern. Dass schlechte oder zu lange Lautsprecherkabel zu einem schlechten Klang führen können, habe ich im Kapitel Dämpfungsfaktor aufgezeigt.

Genauso klangbeeinflussend kann die Innenverkabelung eines Verstärkers sein, erhöht sich damit doch auch der Innenwiderstand. Auch für die Innenverkabelung gilt die Devise, dass jedes Stückchen Draht den Innenwiderstand und damit auch den Dämpfungsfaktor negativ beeinflussen kann. Doch nicht nur das, es können auch Potentialunterschiede auftreten, die sich dann hinterher als lästiges Brumm in den Lautsprechern bemerkbar machen.