Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe - Roman

von: E L James

Goldmann, 2012

ISBN: 9783641090654 , 624 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 9,99 EUR

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Fifty Shades of Grey - Gefährliche Liebe - Roman


 

Eins

Ich habe meinen ersten Tag im neuen Job, Tag drei nach der Trennung von Christian, überstanden. Die Arbeit hat mich abgelenkt. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, mit neuen Gesichtern und Aufgaben und Jack Hyde. Jack Hyde … Er lehnt sich mit funkelnd blauen Augen an meinen Schreibtisch.

»Prima Arbeit, Ana. Ich glaube, wir werden ein tolles Team.«

Irgendwie gelingt es mir, die Lippen zu einer Art Lächeln zu verziehen.

»Wenn es Ihnen recht ist, mache ich jetzt Schluss«, sage ich.

»Natürlich. Es ist halb sechs. Bis morgen.«

»Auf Wiedersehen, Jack.«

»Auf Wiedersehen, Ana.«

Ich schnappe mir meine Handtasche und schlüpfe in die Jacke. Draußen in der frühabendlichen Luft von Seattle atme ich tief durch. Trotzdem spüre ich die Leere in meiner Brust, die mich seit Samstagmorgen schmerzlich an meinen Verlust erinnert. Ich gehe mit gesenktem Kopf zur Bushaltestelle und trauere um meine geliebte Wanda, meinen alten Käfer … und auch ein wenig um den Audi.

Schluss jetzt, ermahne ich mich. Ich kann mir einen Wagen leisten – einen hübschen neuen. Der Erlös für meinen alten ist sicher mehr als reichlich ausgefallen. Der Gedanke hinterlässt einen bitteren Geschmack in meinem Mund. Ich schiebe ihn beiseite, weil ich nicht wieder zu weinen anfangen will – nicht auf der Straße.

Die Wohnung ist leer. Kate fehlt mir. Ich stelle sie mir mit einem kühlen Cocktail am Strand auf Barbados vor, schalte den Flachbildfernseher ein, damit ich das Gefühl habe, nicht allein zu sein, höre und sehe jedoch nicht hin. Stattdessen starre ich blind die Ziegelwand an, fühle mich wie betäubt, spüre nur den Schmerz. Wie lange soll das noch so weitergehen?

Als die Türglocke erklingt, setzt mein Herz einen Schlag lang aus. Wer kann das sein? Ich drücke auf den Knopf der Gegensprechanlage.

»Päckchen für Miss Steele«, meldet sich eine gelangweilte Stimme, und Enttäuschung steigt in mir auf. Lustlos gehe ich nach unten. Vor der Tür steht ein ziemlich laut Kaugummi kauender junger Mann mit einem großen Karton. Ich bestätige den Empfang und bringe das Ding nach oben. Der Karton ist erstaunlich leicht. Darin befinden sich zwei Dutzend langstielige weiße Rosen und eine Karte.

Gratuliere zum ersten Arbeitstag.
Ich hoffe, alles ist gut gelaufen.
Danke für den Segelflieger. Das war sehr aufmerksam.
Er hat einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch.
Christian

Als ich die getippte Karte anstarre, dehnt sich die Leere in meiner Brust noch weiter aus. Bestimmt hat seine Assistentin Blumen und Karte geschickt; Christian hatte sicher nicht viel damit zu tun. Ich sehe mir die Rosen genauer an – sie sind wunderschön, und ich bringe es nicht übers Herz, sie einfach in den Müll zu werfen. Pflichtschuldig gehe ich in die Küche, um eine Vase zu holen.

Ein Muster bildet sich heraus: aufwachen, arbeiten, weinen, schlafen. Oder besser gesagt, der Versuch zu schlafen. Nicht einmal in meinen Träumen bin ich vor ihm sicher. Silbergraue Augen, dieser verlorene Blick, die glänzenden Haare – das alles verfolgt mich. Und die Musik … so viel Musik. Im Moment ertrage ich überhaupt keine Musik und gehe ihr aus dem Weg, so gut ich kann. Sogar von Werbe-Jingles bekomme ich eine Gänsehaut.

Ich habe mit niemandem gesprochen, nicht einmal mit meiner Mutter oder mit Ray. Im Augenblick fehlt mir der Nerv dafür. Ich bin wie eine Insel oder wie ein vom Krieg verwüstetes, unfruchtbares Land mit dunklem Horizont. In der Arbeit schaffe ich es irgendwie, mit den Kollegen zu reden, aber das war’s dann auch schon. Bei einem Telefonat mit Mom würde ich ganz zusammenbrechen – und dazu habe ich keine Kraft mehr.

Das Essen fällt mir schwer. Mittwochnachmittag habe ich einen Becher Joghurt hinuntergewürgt, meine erste Mahlzeit seit Freitag. Ich ernähre mich von Latte macchiato und Cola light. Das Koffein hält mich am Laufen, macht mich aber unruhig.

Jack hängt bei mir herum und nervt mich mit persönlichen Fragen. Was will er? Ich antworte ihm höflich, halte ihn mir jedoch vom Leib.

Als ich, froh über die Ablenkung, einen Stapel Briefe an ihn durcharbeite, höre ich eine Mail hereinkommen. Ich sehe hastig nach, von wem sie ist.

Oje. Von Christian. Nein, nicht hier … nicht im Büro.

Von: Christian Grey

Betreff: Morgen

Datum: 8. Juni 2011, 14:05 Uhr

An: Anastasia Steele

Liebe Anastasia,

verzeih die Störung bei der Arbeit. Ich hoffe, alles läuft gut. Hast du meine Blumen bekommen?

Gerade merke ich, dass morgen die Ausstellungseröffnung von deinem Freund ist. Bestimmt hast du noch keine Zeit gefunden, einen neuen Wagen zu kaufen, und es ist eine lange Fahrt. Ich würde mich sehr freuen, dich hinzubringen – falls du das möchtest.

Sag Bescheid.

Christian Grey

CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Meine Augen werden feucht. Ich springe von meinem Schreibtischstuhl auf und flüchte in die Toilette. Josés Vernissage! Die hatte ich völlig vergessen. Christian hat Recht. Wie soll ich da hinkommen?

Ich presse die Hand gegen die Stirn. Warum hat José nicht angerufen? Oder besser gesagt – warum hat überhaupt niemand angerufen? In meinem geistesabwesenden Zustand habe ich gar nicht gemerkt, dass mein Handy stumm geblieben ist.

Gott, bin ich dämlich! Meine Gespräche werden wahrscheinlich nach wie vor auf den BlackBerry umgeleitet. Was bedeutet, dass Christian meine Anrufe bekommt. Es sei denn, er hat den BlackBerry weggeworfen. Aber woher hat er meine E-Mail-Adresse im Büro?

Er kennt meine Schuhgröße, eine E-Mail-Adresse dürfte nun wirklich kein Problem für ihn sein.

Kann ich es ertragen, ihn wiederzusehen? Will ich das überhaupt? Ich schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Natürlich will ich ihn wiedersehen.

Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass ich es mir anders überlegt habe … Nein, nein, nein. Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der darauf steht, mir Schmerz zuzufügen, mit jemandem, der nicht fähig ist, mich zu lieben.

Quälende Erinnerungen steigen hoch – das Segelfliegen, das Händchenhalten, die Küsse, die Badewanne, seine Zärtlichkeit, sein Humor und sein dunkler, sexy Blick. Fünf Tage ohne ihn, fünf Tage der Qual, die sich anfühlen wie eine Ewigkeit.

Ich schlinge die Arme um den Körper. Er fehlt mir. Er fehlt mir wirklich … Und ich liebe ihn. So einfach ist das.

Ich wünschte, ich hätte nicht Schluss gemacht, wünschte, er könnte anders sein, wünschte, dass wir zusammen wären. Wie lange wird dieses grässliche Gefühl anhalten? Es ist die reinste Hölle.

Anastasia Steele, du bist in der Arbeit! Ich muss mich zusammenreißen. Außerdem will ich zu Josés Ausstellungseröffnung, und die Masochistin in mir möchte Christian wiedersehen. Ich hole tief Luft und kehre an meinen Schreibtisch zurück.

Von: Anastasia Steele

Betreff: Morgen

Datum: 8. Juni 2011, 14:25 Uhr

An: Christian Grey

Hi Christian,

danke für die Blumen; sie sind wunderschön.

Ja, ich würde mich freuen, wenn du mich hinbringen könntest.

Danke.

Anastasia Steele

Assistentin des Cheflektors, SIP

Meine Telefonate werden tatsächlich auf meinen BlackBerry umgeleitet. Da Jack in einer Besprechung ist, kann ich es wagen, kurz José anzurufen.

»Hi, José. Ich bin’s, Ana.«

»Hallo Fremde.«

Er klingt so freundlich und erfreut, dass ich fast in Tränen ausbreche. »Ich kann nicht lange reden. Wann beginnt deine Vernissage morgen?«

»Du kommst also?«, fragt er aufgeregt.

»Ja, natürlich.« Als ich mir sein breites Grinsen vorstelle, gelingt mir zum ersten Mal seit fünf Tagen ein echtes Lächeln.

»Um halb acht.«

»Gut, dann also bis morgen. Bye, José.«

»Bye, Ana.«

Von: Christian Grey

Betreff: Morgen

Datum: 8. Juni 2011, 14:27 Uhr

An: Anastasia Steele

Liebe Anastasia,

um wie viel Uhr soll ich dich abholen?

Christian Grey

CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Von: Anastasia Steele

Betreff: Morgen

Datum: 8. Juni 2011, 14:32 Uhr

An: Christian Grey

Josés Vernissage beginnt um halb acht. Welche Zeit würdest du vorschlagen?

Anastasia Steele

Assistentin des Cheflektors, SIP

Von: Christian Grey

Betreff: Morgen

Datum: 8. Juni 2011, 14:34 Uhr

An: Anastasia Steele

Liebe Anastasia,

Portland ist ein ganzes Stück weit weg. Ich hole dich um 17:45 Uhr ab.

Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.

Christian Grey

CEO, Grey Enterprises Holdings,...