Star Wars?: Dunkles Nest 2 - Die verborgene Königin

von: Troy Denning

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641078386 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars?: Dunkles Nest 2 - Die verborgene Königin


 

Prolog

Wie Gauner überall in der Galaxis arbeiteten auch Tibanna-Diebe am besten in der Dunkelheit. Sie bewegten sich vorwiegend auf den untersten Ebenen der bewohnbaren Zone des Planeten Bespin. Dort unten, wo es selbst am Tag nie heller wurde als dämmrig und Gestalten zu Silhouetten wurden. Dort unten, wo schwarze Nebelvorhänge über einen brodelnden purpurroten Himmel wehten. Die Diebe überfielen die einsamen Förderplattformen, auf denen ehrliche Wesen die endlose Nacht durcharbeiteten, überfrorene Einlassventilatoren vom Eis befreiten und auf dem Bauch in verstopfte Rohre krochen, in denen das kostbare Gas Atom für Atom gesammelt wurde. Allein im vergangenen Monat waren die Tanks von mindestens einem Dutzend Stationen auf geheimnisvolle Weise geleert worden, und nun hatte man zwei Jedi-Ritter beauftragt, die Diebe dingfest zu machen.

Als Jaina und Zekk in einen Bereich mit klarer Luft kamen, konnten sie BesGas drei sehen, eine untertassenförmige Förderplattform mit so vielen Verarbeitungsanlagen, dass es ein Wunder war, dass sie immer noch schwebte. Das Deck mit dem Hauptlager wurde von blinkenden blauen Warnlichtern umrissen. Trotz dieser blitzenden Lichter bemerkten Jaina und Zekk hinter einer der Lampen zwischen zwei Tanks einen länglichen Schatten.

Jaina lenkte den gemieteten Wolkenwagen auf die Tanks zu und beschleunigte, denn sie wollten einen besseren Blick auf den Schatten erhaschen, bevor die gesamte Plattform wieder hinter einem weiteren Nebelvorhang verschwand. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Schatten, denn hier am Boden der Lebenszone verschworen sich oft Hitze, Druck und Dunkelheit gegen das menschliche Sehvermögen, und es war zu empfehlen, sich alles aus nächster Nähe anzuschauen.

Verdichtetes Tibanna-Gas wurde vielfältig eingesetzt, aber sein wichtigster Nutzen bestand darin, die Leistung von Sternenschiff-Waffen zu erhöhen. Wenn es also gestohlen wurde, besonders in solchen Mengen wie in den letzten Wochen, war es für die Jedi wichtig herauszufinden, wer die Diebe waren – und was sie mit dem Gas vorhatten.

Als Jaina und Zekk sich näherten, wurde der Schatten allmählich dicker. Zekk machte den Miniatur-Traktorstrahl bereit, und Jaina tat das Gleiche mit dem Zwillings-Ionengeschütz des Wagens. Sie brauchten sich nicht darüber zu verständigen, dass der Schatten nun aussah wie ein Saugballon; sie brauchten nicht zu erklären, dass die Stroboskop-Lichter sie blendeten, oder zu besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. Dank ihres Aufenthalts bei den Killiks waren sie im Geist so eng miteinander verbunden, dass sie oft nicht wussten, wo das Denken des einen begann und das des anderen endete. Selbst ein Jahr nach ihrem Abschied von der Kolonie flossen Ideen, Wahrnehmungen und Emotionen ohne jede Anstrengung zwischen ihnen hin und her. Oft konnten sie nicht einmal sagen, aus welchem Kopf ein Gedanke stammte – und es war auch egal. Sie teilten ihn einfach.

Ein blaues Leuchten flackerte zwischen den Tanks auf, dann kam ein kleiner Schlepper in Sicht. Seine kegelförmige Silhouette zitterte vor den durch den Druck verschwommen wirkenden Lichtern der Wohndecks der Station. Einen Augenblick später stiegen hinter ihm drei Saugballons auf – der, den Jaina und Zekk bereits entdeckt hatten, und zwei andere –, gefolgt von lang gezogenen Schwaden Tibanna-Gas, das immer noch aus den Löchern in den Tanks entwich.

Jaina feuerte die Ionengeschütze ab. Sie verfehlte den Schlepper knapp, traf dafür das Zentrum der Station. In der Nähe von Tibanna-Gas war es sicherer, statt Blastergeschossen Ionenstrahlen zu benutzen, da die Strahlen nur elektronische Schaltsysteme lähmten. Die Treffer richteten daher keinen Schaden an den Gebäuden an, zwei Wohndecks hatten jedoch plötzlich keinen Strom mehr.

Zekk schwang den Traktorstrahl herum und bekam damit einen der Saugballons zu fassen. Die Diebe klinkten ihn aus, und der Ballon kam direkt auf den Wolkenwagen zugeflogen. Zekk deaktivierte den Strahl sofort wieder, doch Jaina musste den Wagen immer noch scharf zur Seite reißen, damit sie nicht von dem riesigen Beutel mit supergekühltem Gas getroffen wurden.

Sie schnaubte nervös. »Das war …«

„… knapp!«, beendete Zekk den Satz.

Als sie den Wolkenwagen gewendet hatten, folgten die anderen beiden Ballons dem Schlepper bereits in eine wogende dunkle Wolke. Jaina zog die Nase des Wagens hoch und schickte den Dieben eine weitere Salve ionisierter Energie hinterher, aber Zekk aktivierte den Traktorstrahl nicht noch einmal.

Sie waren sich einig, dass ihr Versuch, die Diebe zu fassen, realistisch genug gewirkt hatte. Nun mussten sie etwas Abstand halten, damit ihre Gegner fliehen konnten. Jaina drosselte das Tempo, und sie flogen in einer trägen Spirale hinter den Verfolgten her.

Einen Moment später erschien tief in der Wolke ein verschwommener gelber Fleck, der rasch zu einer rauchigen Flammenzunge anschwoll, die in die klare Luft hinausschoss – beinahe bevor Jaina das Ionengeschütz ausrichten konnte. Sie schoss aus beiden Läufen und schwang das Geschütz dabei von einer Seite zur anderen. Die Rakete selbst zu treffen wäre auch für eine Jedi unmöglich gewesen, aber sie legte ihr eine Decke ionisierter Energie in den Weg.

Zekk fand die Rakete mithilfe der Macht, dann führte er sie geschickt in einen von Jainas Ionenstrahlen. Die elektrischen Systeme der Rakete versagten in einem Gewitter von Entladungsblitzen und Überladungsfunken. Sobald es wieder ruhiger wurde, schob Zekk die zerstörte Rakete mithilfe der Macht weg von der Förderplattform. Sie fiel kaum ein Dutzend Meter vom Rand des Lagerdecks nach unten, dann verschwand sie in der brodelnden Dunkelheit der Druckzone.

Jaina runzelte die Stirn. »Das war nun wirklich …«

„… unnötig.«

Bei all dem supergekühlten Tibanna, das auf das Lagerdeck floss, hätte selbst eine kleine Explosion genügt, um die gesamte Plattform zu zerfetzen. Jaina und Zekk erkannten allerdings, dass die Diebe wohl genau das beabsichtigt hatten: als Rache dafür, dass die Förderer sich an die Jedi gewandt hatten, und eine Warnung an andere Stationen, das nicht auch zu tun.

»Wir müssen sie kriegen«, sagte Zekk laut.

Jaina nickte. »Sobald wir wissen, für wen sie arbeiten.«

Inzwischen hatten sie den Dieben wohl genug Vorsprung gegeben, um sich sicher zu fühlen. Nun dehnten Jaina und Zekk sich in der Macht aus, um sie zu orten. Das erwies sich als schwierig. Selbst in diesen Tiefen gab es auf Bespin überraschend viel Leben, von riesigen gasgefüllten Beldons bis zu den gewaltigen Velkern, die die Beldons jagten, von ausgedehnten purpurfarbenen Feldern von »Leucht«-Algen bis zu den Rawwks und anderen Geschöpfen der Luft, die ihre Nahrung auf Förderplattformen wie BesGas drei fanden.

Schließlich fanden Jaina und Zekk, was sie suchten – drei Präsenzen, die eindeutig Erleichterung, Aufregung und mehr als nur ein wenig Zorn ausstrahlten. Die drei Diebe fühlten sich an wie Insektoide und schienen sich irgendwie in einer harmonischeren Beziehung mit dem Universum zu befinden als die meisten anderen Wesen. Aber sie waren auch eindeutig drei Individuen, jedes mit seiner eigenen einzigartigen Präsenz, und daher keine Killiks.

Und das machte Jaina und Zekk ein wenig traurig. Sicher, sie standen zu der Entscheidung, die zu ihrer Verbannung aus der Kolonie geführt hatte: Sie hatten mit ihrem Entschluss zur Verhinderung eines Krieges beigetragen, also bereuten sie ihn nicht. Aber von Taat – dem Nest, dem sie sich auf Qoribu angeschlossen hatten – getrennt zu sein fühlte sich an, als wäre man von sich selbst ausgeschlossen, als hätten der Geliebte, die Freunde und die Familie einen unwiderruflich verstoßen. Es war ein bisschen wie zum Gespenst zu werden, zu sterben, aber nicht wirklich davonzugehen, sondern stets am Rand der Welt der Lebenden zu verharren, ohne die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Also taten sie sich manchmal ein wenig leid. Selbst Jedi konnten sich das mitunter erlauben.

»Wir müssen sie kriegen«, stellte Jaina fest und wiederholte damit die Aufforderung zu handeln, die, wie sie spürte, eher von Zekk kam als von ihr. Er hatte nie viel dafür übrig gehabt, Vergangenes zu bedauern. »Bereit?«

Dumme Frage. Jaina beschleunigte und folgte den Dieben. Sie stieg dabei in ein heftiges Unwetter mit so hoher Blitzaktivität auf, dass sie und Zekk sich vorkamen, als wären sie wieder mitten in einer Raumschlacht gegen die Yuuzhan Vong. Nach einer Standardstunde gaben sie es auf, ihre Höhe halten zu wollen, und akzeptierten resigniert, dass ihre Mägen entweder bis zum Hals hochgeschleudert oder in die Gedärme gedrückt wurden. Nach drei Stunden gaben sie auch auf, den Wolkenwagen aufrecht fliegen zu wollen, und konzentrierten sich nur noch darauf vorwärtszukommen. Nach fünf Stunden flogen sie aus dem Sturm heraus in eine bodenlose Schlucht mit klarer, ruhiger Luft. Im gleichen Augenblick verschwanden jedoch die Diebe auf der gegenüberliegenden Seite in einer Wand aus leuchtend roten Wirbeln, die von Winden entgegengesetzter Richtungen gebildet wurden. Erstaunlicherweise hingen beide Saugballons immer noch am Schlepper.

Jaina und Zekk fragten sich, ob die Diebe wussten, dass sie verfolgt wurden, aber das schien unmöglich zu sein. So tief in der Atmosphäre verhinderten Bespins magnetisches Feld und die schweren Unwetter, dass selbst die einfachsten Sensoren funktionierten. Man konnte nur mithilfe von Kompass, Gyroskop und Berechnungen navigieren. Es gab nur einen Grund dafür, dass der Schlepper es mit dieser Windmauer aufnahm: Er war dabei, das gestohlene Tibanna...