Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 8. Die Verheißung

von: Greg Keyes

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077662 , 352 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 8. Die Verheißung


 

Prolog


Blut, im Sternenlicht treibend.

Das war das Erste, was Jacen Solo sah, als er die Augen öffnete. Es bildete Kugeln, die in der Düsternis wie polierte schwarze Perlen aussahen und das Licht der Sterne reflektierten, das durch den etwa einen Meter entfernten Transparistahl fiel. Geistesabwesend stellte er fest, dass sich alle Kugeln in die gleiche Richtung drehten.

Er selbst drehte sich ebenfalls, ganz langsam, durch den kleinen Nebel aus Blut. Im schwachen Licht konnte er erkennen, dass ihn nur wenige Zentimeter von einer Wand trennten.

Die Schmerzen in Bein und Kopf wiesen ihn darauf hin, woher das Blut stammte. Es war auch kalt, aber die Luft schien stickig zu sein.

Was ging hier vor?

Durch das Fenster sah er, wie sich ein großes, unregelmäßig geformtes Etwas vor die Sterne schob, und er erinnerte sich.

 

Tsavong Lah, Kriegsmeister der Yuuzhan Vong, klackte mit den obsidianscharfen Klauen seines neuen Fußes auf die lebenden Korallen des Kommandoraumbodens und betrachtete ihn im blassen Licht der mykolumineszenten Wände.

Er hätte den Fuß, den ihm der verdammte Jeedai genommen hatte, durch einen geklonten eigenen ersetzen können, aber das wäre nicht nur unehrenhaft, sondern auch unbefriedigend gewesen. Schlimm genug, dass ihm ein Ungläubiger etwas genommen hatte — es war undenkbar, so zu tun, als wäre gar nichts geschehen.

Doch ein humpelnder Kriegsmeister würde Respekt verlieren, insbesondere dann, wenn er nicht das Opferritual durchgeführt hätte.

Der Schmerz ließ nach, und das Gefühl kehrte in den neuen Fuß zurück, als neue Nervenverbindungen zu den vier gepanzerten Zehen eines Vua’sa entstanden.

Mit seiner Wahl ehrte er die ältesten Traditionen seines Amtes. Der erste von Yun-Yuuzhan erschaffene Kriegsmeister war kein Yuuzhan Vong gewesen, sondern ein lebendes Waffentier namens Vua’sa. Ein Yuuzhan Vong hatte den Vua’sa zum Zweikampf herausgefordert, gewonnen und seinen Platz eingenommen. Noch heute war Vua in der Kriegerkaste ein beliebter Name.

Tsavong Lah hatte die Gestalter gebeten, einen Vua’sa für ihn wachsen zu lassen. Seit dem Verlust der Heimwelt ihrer Vorfahren war die Spezies ausgestorben, aber ihr Muster existierte noch in den Tiefen der Erinnerungs-Qahsa der Gestalter. Tsavong Lah hatte gegen das Waffentier gekämpft und gewonnen, obwohl er nur mit einem Fuß gegen das Geschöpf angetreten war. Jetzt wusste er, dass ihn die Götter noch immer seiner Stellung für würdig hielten.

Und der abkühlende Kadaver des Vua’sa hatte ihm einen Fuß überlassen müssen.

»Kriegsmeister.«

Tsavong erkannte die Stimme seines Beraters Selong Lian, sah aber nicht von seiner Trophäe auf.

»Sprechen Sie.«

»Jemand ersucht um ein Gespräch mit Ihnen.«

»Nicht der erwartete Termin?«

»Nein, Kriegsmeister. Es ist die Priesterin Ngaaluh von der Sekte der Irreführung.«

Tsavong Lah knurrte leise. Die Verehrer von Yun-Harla hatten den Yuuzhan Vong in der letzten Zeit keine guten Dienste geleistet. Dennoch, die Sekte war mächtig, und der Höchste Oberlord Shimrra begegnete den Possen jener, die zur Schwindlergöttin beteten, nach wie vor mit Wohlwollen. Da Yun-Harla den Aufstieg von Kriegern überwachte und ihm vermutlich beim Kampf gegen den Vua’sa geholfen hatte, schuldete Tsavong der Göttin vielleicht einen Gefallen.

»Lassen Sie mich ihre Worte hören«, sagte er.

Einen Moment später trat die Priesterin ein. Die niedere Stirn der schlanken Frau war auffallend schwach ausgeprägt, und die bläulichen Tränensäcke unter den Augen zeichneten sich nur sichelförmig ab. Ngaaluh trug ein Zeremoniengewand aus lebendem Gewebe, das wie eine abgezogene Haut wirkte.

»Kriegsmeister ...«, sagte sie und kreuzte die Arme zum Gruß. »Es ist mir eine große Ehre.«

»Ihre Nachricht«, zischte Tsavong ungeduldig. »Andere Angelegenheiten warten auf mich. Hat Harrar Sie geschickt?«

»Ja, Kriegsmeister.«

»Dann sprechen Sie.«

»Die Priesterin Elan, die starb, um die Unterwerfung der Ungläubigen voranzubringen ...«

»Und die bei ihrer Aufgabe versagte«, betonte Tsavong Lah.

»Trotzdem, Kriegsmeister. Sie versagte, gab aber ihr Leben für die Sache der ruhmreichen Yuuzhan Vong. Die Priesterin Elan hatte eine Intima namens Vergere.«

»Ich weiß. Starb sie nicht zusammen mit ihrer Herrin?«

»Nein, Kriegsmeister. Diese Nachricht bringt mich zu Ihnen. Es gelang Vergere, den Ungläubigen zu entkommen und zu uns zurückzukehren.«

»Tatsächlich?«

»Ja, Kriegsmeister. Sie hat uns viele interessante Dinge in Hinsicht auf die Ungläubigen mitgeteilt, Dinge, die sie während ihrer Gefangenschaft in Erfahrung gebracht hat. Sie weiß noch viel mehr, doch davon will sie nur Ihnen erzählen, Tsavong Lah.«

»Halten Sie einen Trick der Ungläubigen für möglich? Vielleicht den Versuch, mich zu ermorden?«

»Wir vertrauen Vergere nicht uneingeschränkt, Kriegsmeister. Aber wir haben uns entschlossen, sie zu Ihnen zu bringen, damit Sie entscheiden können, welche Behandlung sie verdient.«

Tsavong Lah neigte den Kopf. »Das ist anerkennenswert. Vergere muss natürlich von den Haar Vhinic verhört und untersucht werden. Sorgen Sie dafür, dass man sie anschließend an Bord meines Schiffes bringt, wo sie mir allerdings nicht zu nahe kommen soll. Sagen Sie ihr, dass ich weitere Beweise für ihre Intelligenz und auch für ihre Absichten brauche, bevor sie vor mich treten darf.«

»Es wird geschehen, Kriegsmeister.«

Tsavong Lah winkte, und die Priesterin ging sofort. Gut. Ngaaluh wusste offenbar, was sich gehörte.

Sofort nahm sein Berater ihren Platz im rot gesäumten Empfangsportal ein. »Qurang Lah ist eingetroffen, Kriegsmeister«, sagte er. »Und der Exekutor Nom Anor.«

»Sie sollen eintreten«, sagte Tsavong Lah.

Qurang Lah war sein Krippenbruder, eine etwas kleinere Version seiner selbst. Auffallende Schlüpfmale zeigten sich in seinem Gesicht. Der Schnitt der Domäne Lah war zwar nicht so tief wie der von einem Ohr zum anderen reichende des Kriegsmeisters, wies aber deutlich auf seine Herkunft hin.

»Belek tiu, Kriegsmeister.« Qurang Lah salutierte mit gekreuzten Armen, ebenso wie der viel schmächtigere Exekutor an seiner Seite. »Ich erwarte deine Befehle.«

Tsavong Lah nickte seinem Krippenbruder zu, sah aber Nom Anor an. Das eine echte Auge des Exekutors und das giftige Plaeryin Bol in der anderen Augenhöhle erwiderten den Blick.

»Exekutor«, polterte Tsavong Lah, »ich habe Ihre letzten Vorschläge geprüft. Glauben Sie wirklich, dass wir den endgültigen Sieg über die Ungläubigen erringen können?«

»Die Angeln ihrer Festung sind geschwächt, Kriegsmeister«, erwiderte Nom Anor. »Ich habe selbst dafür gesorgt. Der Kampf wird kurz sein und mit einem leichten Sieg enden.«

»So etwas habe ich schon einmal von Ihnen gehört«, sagte der Kriegsmeister. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Krieger zu. »Qurang Lah. Du bist informiert worden. Wie lautet deine Meinung?«

Qurang Lah bleckte die zugespitzten Zähne. »Kampf und Sieg sind immer wünschenswert«, sagte er. »Doch es wäre dumm, jetzt loszuschlagen. Die Ungläubigen zittern vor uns und fürchten sich so sehr, dass sie nicht zum Gegenangriff übergehen. Sie wagen, davon zu träumen, dass unser blutiger Weg bei Duro endet und wir bereit seien, die Galaxis mit Abscheulichkeiten benutzendem Ungeziefer zu teilen. Das gereicht uns zum Vorteil. Der Schiffsschoß produziert ihren Untergang, aber er braucht Zeit. Im Augenblick ist unsere Flotte weit auseinander gezogen, weiter als die Ungläubigen ahnen. Wenn wir einen Fehler machen, bevor der Schiffsschoß unsere Flotte vergrößert, so könnten wir in Schwierigkeiten geraten.«

»Es werden sich keine Probleme ergeben«, versicherte Nom Anor. »Wir müssen jetzt zuschlagen. Wenn wir länger warten, bekommen die Jeedai Zeit zu agieren.«

»Die Jeedai«, knurrte Tsavong Lah. »Sagen Sie mir, Nom Anor: Bei all Ihren Kontakten zu den Ungläubigen und Ihrem angeblichen Geschick, sie zu manipulieren — wieso ist es Ihnen nicht gelungen, mir den einen Jeedai zu bringen, den ich mir mehr als alle anderen wünsche, Jacen Solo?«

Nom Anor blieb unerschütterlich. »Das ist eine wirklich schwere Aufgabe, wie Sie sehr wohl wissen, Kriegsmeister«, sagte er. »Gewisse Elemente bei den Jeedai und ihren Verbündeten sind außer Kontrolle geraten. Sie nehmen keine Anweisungen mehr entgegen, weder vom Senat noch von anderen Organisationen, in denen wir Verbündete haben. Genau darum geht es mir. Als Sie den Ungläubigen mitteilten, dass wir den Kampf einstellen würden, wenn wir die Jeedai bekämen — das war eine hervorragende Strategie. Sie gab uns Zeit, unsere Streitkräfte zu erneuern und die eroberten Welten zu sichern. Viele Jeedai wurden uns ausgeliefert. Aber Jacen ist mit Skywalker verwandt, dem höchsten aller Jeedai. Er ist der Sohn von Leia Organa Solo und Han Solo, beides würdige Gegner, die verschwunden sind. Ich habe Strategien entwickelt, um sie zu finden. Derzeit entfaltet sich ein Plan, der Skywalker und seine Partnerin Mara betrifft. Er wird die anderen zu uns bringen, unter ihnen auch Jacen.«

»Und der Ort, der die Krallen unserer Macht spüren soll ... Betrifft er die Jeedai?«

»Nein, Kriegsmeister. Aber er wird den Senat in Verwirrung und Verzweiflung stürzen. Wir bekommen dadurch den Einfluss, den wir brauchen, um die Bedrohung durch die Jeedai ein für alle Mal zu beenden. Noch...