Der Pfad der Winde - Roman

von: Brandon Sanderson

Heyne, 2011

ISBN: 9783641071530 , 784 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 13,99 EUR

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Der Pfad der Winde - Roman


 

ZWEITER TEIL (S. 226-228)

Sturmesleuchten

DALINAR · KALADIN · ADOLIN NAVANI

16 DIE STRASSE ZUR SONNE

»Ich stehe über dem Leichnam eines Bruders. Ich weine. Ist das sein Blut oder meines? Was haben wir getan?«

Datiert auf Vevanev 1173, 107 Sekunden vor dem Tod. Person: ein arbeitsloser Veden-Seemann.

Vater«, sagte Adolin, während er in Dalinars Wohngemach auf und ab ging, »das ist verrückt.« »Das ist angemessen«, erwiderte Dalinar ungerührt. »Und ich bin nicht verrückt.« »Das habe ich auch nie behauptet!«

»Doch«, bemerkte Renarin, »ich glaube, das hast du getan.« Adolin warf einen raschen Blick zu seinem Bruder hinüber. Renarin stand neben dem Kamin und betrachtete das neue Fabrial, das erst vor wenigen Tagen dort angebracht worden war. Der aufgeladene Rubin befand sich in einem Metallgehäuse; er glühte sanft und gab eine angenehme Wärme ab. Es war zwar praktisch, aber Adolin empfand es als falsch, dass im Kamin kein knisterndes Feuer brannte.

Die drei befanden sich allein in Dalinars Gemach und warteten auf das Herannahen des Großsturmes. Eine Woche war vergangen, seit Dalinar seine Söhne von seinem geplanten Rücktritt als Großprinz in Kenntnis gesetzt hatte. Adolins Vater saß in einem der großen, hochlehnigen Sessel und hatte die Hände gleichmütig gefaltet.

Das Kriegslager wusste noch nichts von seiner Entscheidung – den Herolden sei Dank dafür –, aber er hatte vor, sie bald öffentlich zu verkünden, vielleicht sogar schon auf dem Fest des heutigen Abends. »Also gut, in Ordnung«, meinte Adolin. »Vielleicht habe ich es gesagt. Aber ich habe es nicht so gemeint. Oder zumindest wollte ich nicht, dass es so auf dich wirkt.« »Wir haben doch schon vor einer Woche darüber gesprochen, Adolin«, sagte Dalinar sanft. »Ja, und du hast versprochen, deine Entscheidung noch einmal zu überdenken!« »Das habe ich auch getan.

Mein Entschluss steht aber weiterhin fest.« Adolin lief noch immer auf und ab. Renarin stand steif da und beobachtete ihn. Ich bin ein Narr, dachte Adolin. Natürlich würde sich Vater so entscheiden. Ich hätte es wissen müssen. »Nur weil du ein paar Schwierigkeiten hast, musst du doch nicht gleich abdanken«, sagte Adolin. »Adolin, unsere Feinde werden meine Schwäche gegen uns wenden. Ich glaube sogar, dass sie das bereits tun. Wenn ich das Prinzentum jetzt nicht abgebe, könnte alles noch viel schlimmer werden.« »Aber ich will kein Großprinz sein«, beschwerte sich Adolin.

»Zumindest nicht jetzt schon.« »Bei der Führung geht es nur selten darum, was wir wollen, mein Sohn. Ich glaube, zu wenige aus der Elite der Alethi haben das begriffen.« »Und was soll aus dir werden?«, fragte Adolin gequält. Er blieb stehen und sah seinen Vater an. Dalinar war so standhaft, selbst jetzt, da er so dasaß und über seinen eigenen Wahnsinn nachdachte. Er hatte die Hände vor sich gefaltet und trug eine steife blaue Uniform mit einem Mantel, der dazu passte; silbernes Haar bestäubte seine Schläfen. Die Hände waren dick und schwielig, seine Miene drückte Entschlossenheit aus.

Wenn Dalinar eine Entscheidung fällte, dann blieb er dabei; er wurde weder unschlüssig, noch stritt er darüber. Ob verrückt oder nicht, er war genau derjenige, den Alethkar brauchte. Und Adolin hatte in der Eile das getan, was keinem Krieger jemals auf dem Schlachtfeld gelungen war. Er hatte Dalinar Kholin ins Schwanken gebracht und – besiegt. O Sturmvater, dachte Adolin, dessen Magen sich schmerzhaft verkrampfte. Jezerezeh, Kelek und Ischi, ihr Herolde im Himmel, zeigt mir einen Weg, wie ich das wieder zurechtrücken kann. Bitte. »Ich werde nach Alethkar zurückkehren«, sagte Dalinar.