Servus, Piefke - Was sich ein Wiener in Deutschland so denkt

von: Severin Groebner

Südwest, 2011

ISBN: 9783641053437 , 176 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Servus, Piefke - Was sich ein Wiener in Deutschland so denkt


 

14 / Deutschland und das Tier (S. 70-71)

Zoologie


Wenn der Frühling kommt, ist es herrlich. Alles blüht und gedeiht. Die Pflanzen sprießen, und Mensch und Tier sausen durch die erblühende Natur auf der Suche nach Nahrung, Sonnenschein und Paarungspartnern. So ist es und so soll es sein.

Nur leider gibt es Menschen, die – wohl aufgrund der steigenden Temperaturen – den Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht mehr ganz genau ausmachen können. In München etwa. Da sitz ich kürzlich in einem Biergarten bei einem Weißbier, genieße die Frühlingssonne und höre, wie sich am Nebentisch ein Gespräch entspinnt. Eine Frau mittleren Alters und mittleren Alkoholkonsums legt ihren Tischnachbarn lauthals in breitem Bayrisch ihre Meinung über die Verbindung von Libido und Vegetarier-Dasein dar: »Nia, nia ned (niemals) könnt i mit an Metzger z’ammsei (zusammensein)! « »Must ja aa net!«

»Na, nia könnt i des! Oder könnt’st du a Viech (Tier) umbringa?« »Ich liebe Viecher (Tiere). Wann’s tot san.« »Das sag i dir, da nehmat (nähme) i liaba (lieber) an Totengräber!« Das find ich logisch. So ein Totengräber bringt ja keine Tiere um (mal abgesehen von zwei, drei Regenwürmern), und wenn doch, kann er sie auch gleich verscharren. Doch die Frau hat noch mehr zu sagen: »I wui nur, dass ihr des wisst’s : Mi interessier’n Kinder ned. Aber die Viecher! I dad (würde) am Tier mehr heifa (helfen) ois wia (als) am (einem) Kind!« Von so viel Ehrlichkeit sind nicht alle am Tisch restlos begeistert.

Und es werden Gegenstimmen laut. Denn Tiere sind auch in Deutschland gerne Objekte leidenschaftlicher Streitereien. Nicht erst seit den Krötenwanderungen, dem Schutz der Haselmäuse und den Killerhunden. So ist München beispielsweise die Stadt mit den meisten Single-Haushalten in der Bundesrepublik. Und mit den meisten Hunden. Da stellt sich doch die Frage: Haben sich all diese Singles einen Hund zugelegt, weil sie sich sonst so alleine fühlen? Oder zerbrechen andauernd Beziehungen, weil sich einer der beiden mehr für den Hund interessiert als für den Partner. Und dann zieht der eine aus und nimmt den Hund mit.