Irish Players - Rugbyspieler küsst man nicht

von: L. H. Cosway, Penny Reid

LYX, 2018

ISBN: 9783736309579 , 444 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Irish Players - Rugbyspieler küsst man nicht


 

1


@JoseyInHeels: Luxusprobleme: Wenn du den ganzen Tag an die Reste von gestern denkst, nach Hause kommst und deine Mutter sie schon zum Mittagessen verspeist hat L

@THEBryanLeech an @JoseyInHeels: Vielleicht … solltest du nicht mehr bei deiner Mutter wohnen?

JOSEY

»Wir müssen dir was sagen, Josey.«

Ich blickte von meinem Arbeitsheft auf. Meine Eltern standen in der Wohnzimmertür, Dad hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet und trug seinen grün-rot-gestreiften Lieblingspulli. Die immer dünner werdenden grauen Haare standen ihm wild zu Berge.

Ich musste an das »alte vergessene Wort des Tages« denken. Im sechzehnten Jahrhundert hatte man Glatzköpfe als »geschälte Knoblauchzehen« bezeichnet, weil … nun ja … weil sie sich nun mal ähneln. Mein Vater und ich hatten beide eine Schwäche für englische Wörter, die heutzutage keiner mehr benutzt. Um unserer Leidenschaft Ehre zu erweisen, hatten wir vor ein paar Jahren das »alte vergessene Wort des Tages« eingeführt – und seither nannte ich ihn »geschälte Knoblauchzehe«.

Ich legte den Stift beiseite. »Oh, macht ihr endlich den Trip nach Machu Picchu? Ihr habt euch definitiv eine Auszeit verdient.«

»Nein, Liebes«, erwiderte Mam und warf Dad einen nervösen Blick zu. »Kein Trip. Um ehrlich zu sein, werden wir eine ganze Weile keinen Urlaub machen.«

Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«

»Wir sind pleite«, brach es aus Dad hervor. Noch nie hatte ich ihn so peinlich berührt erlebt. Es versetzte mir einen Stich ins Herz.

»Pleite? Inwiefern?«

Keiner der beiden hatte einen »normalen« Beruf. Mein Vater schrieb Bücher übers Mittelalter, daher auch seine Begeisterung für alte Wörter, und meine Mutter gab Malkurse für ältere Leute. Allerdings hatten beide gut geerbt. Wir Kavanaghs hatten immer Geld gehabt, aber meine Eltern waren kein bisschen versnobt. Ganz im Gegenteil. Im Vergleich zu meinen anderen Verwandten lebten wir nahezu bescheiden. Wir schmissen nicht mit Geld um uns, deshalb ergab das Gerede meiner Eltern überhaupt keinen Sinn.

»Dein Vater und ich hatten uns entschieden, in Aktien zu investieren und, nun ja, die Firma ist bankrottgegangen. Wir haben alles verloren. Wir werden uns verkleinern müssen.«

Ich starrte sie an. »Ihr wollt das Haus verkaufen?«

»Die Preise steigen immer weiter, besonders hier in der Gegend. Von daher wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür«, warf Dad ein. »Wir könnten eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung kaufen und uns das restliche Geld gut einteilen, bis ich mit meinem nächsten Buch fertig bin.«

Jetzt war ich beruhigt. So schlimm war das alles gar nicht. Wir würden lediglich unser Haus gegen eine Wohnung eintauschen. Keine große Sache.

Ich atmete lange aus. »Okay, das ist nicht das Ende der Welt. Das Haus ist für drei Personen sowieso viel zu groß. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung ist doch gemütlich. Ich nehme auch das kleinere Zimmer.«

»Josey«, sagte Mam und wappnete sich sichtlich. »Du wirst nicht bei uns wohnen.«

Ich starrte sie an. »Wie meinst du das?«

»Schätzchen, du bist fast sechsundzwanzig«, sagte Dad. »Wir haben das Gefühl, es ist an der Zeit, dass du dir was Eigenes suchst.«

Mir kamen die Tränen. »Aber … aber … wir sind die furchtlosen Drei«, stotterte ich. »Wir halten zusammen. Immer.« Es war nur ein dummer Spruch, den wir früher oft gesagt hatten, aber ich liebte ihn noch immer. Es brach mir das Herz, dass sie mich loswerden wollten.

Mams Blick wurde ganz traurig. »Ja, und das werden wir auch weiterhin, aber du bist kein kleines Mädchen mehr, Josey. Und wenn du jetzt nicht lernst, auf eigenen Beinen zu stehen, dann wirst du es nie lernen.«

»Wir wollen nicht, dass du mit vierzig bereust, dein ganzes Leben mit uns alten Knackern verbracht zu haben«, sagte Dad. »Deine Mutter und ich haben darüber gesprochen, und wir glauben, dass es so am besten ist. Wir haben gemerkt, dass wir dich davon abhalten, dein eigenes Leben zu leben. Wir wollen, dass du das Leben genießt, solange du noch jung bist.«

»Aber das tu ich doch«, protestierte ich, aber insgeheim wusste ich, dass das eine Lüge war. Die Abende verbrachte ich meist fernsehend mit meinen Eltern, bevor ich gegen 21:15 Uhr ins Bett ging. Das war wahrscheinlich nicht das, was sich die meisten Mittzwanziger unter einem aufregenden Leben vorstellten, aber ich war zufrieden.

Oder etwa nicht?

Traurig runzelte ich die Stirn. Vielleicht kostete ich das Leben tatsächlich nicht voll aus … aber Schlaf ist schließlich der Schlüssel zu guter Gesundheit.

Dad räusperte sich. »Außerdem werden wir nächstes Semester deine Studiengebühren nicht bezahlen können.«

Schlagartig verwandelte sich meine Traurigkeit in Sorge, und ich sprang auf. Sie würden meine Studiengebühren nicht bezahlen? Das Tiermedizinstudium war alles, was ich hatte. Wenn sie mich nicht mehr unterstützten, wäre ich wieder komplett ziellos. Dazu durfte es auf keinen Fall kommen.

»Ich fasse es nicht«, schnaubte ich.

»Liebling, wir wissen ja nicht mal, ob du das Studium überhaupt durchziehst. Nicht, dass wir nächsten Monat Tausende Euro bezahlen, und dann willst du doch lieber Friseurin werden.«

Finster blickte ich sie an. Es verletzte mich, dass sie darauf rumritt, dass ich schon dreimal das Studienfach gewechselt hatte. Aber Tiermedizin war meine Berufung. Das wusste ich genau. »Na schön. Ich … ich werde es schon irgendwie schaffen. Und ihr habt mich endlich vom Hals.«

Ich schnappte mir mein Heft und stapfte aus dem Zimmer.

»Ach Josey, sei doch nicht so melodramatisch«, rief mir Mam hinterher. »Wir wollen nur das Beste für dich.«

Ich zog meinen Koffer aus dem Schrank und fing an, Klamotten hineinzustopfen. Mein Hund Rocky sprang aufs Bett, klaute sich ein Paar Socken und machte sich aus dem Staub. Leider hatte ich heute keine Zeit für Fangspielchen.

Als ich aufsah, standen meine Eltern grimmig dreinblickend im Türrahmen, beide die Arme vor der Brust verschränkt. Rocky kam mit dem Maul voller Socken zurück und sah mich an, als wolle er fragen: Warum jagst du mich nicht?

»Wir wollten damit nicht sagen, dass du jetzt sofort ausziehen musst«, sagte Dad.

»Nimm dir ein paar Wochen Zeit und such in Ruhe nach einer Wohnung«, fügte Mam hinzu. »Vielleicht kannst du dich im Studentenwohnheim bewerben.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ihr wollt, dass ich gehe, also gehe ich. Ich will nicht das dritte Rad am Wagen sein, wenn ihr euer Sexleben wiederaufleben lasst.«

»Josey!« Mam schnappte nach Luft, während Dads Mundwinkel amüsiert zuckten, was mich total irritierte.

»Wir kümmern uns um Rocky, bis du eine Wohnung gefunden hast«, sagte Dad, und ich blickte so finster drein wie noch nie.

»Oh, das hättet ihr wohl gern. Ich werde Rocky auf keinen Fall hierlassen. Er gehört mir. Ihr wollt ihn doch nur selbst behalten.«

»Wir wollen es dir lediglich so einfach wie möglich machen.«

»Einfach? Ja, genau. Ihr könnt mich vielleicht rausschmeißen, aber Rocky nehmt ihr mir nicht weg.« Energisch schloss ich den Reißverschluss des Koffers. »Den Rest hole ich morgen.«

»Wie geht es Ihnen heute, Miss?«, fragte mich der attraktive Spendensammler. Mit dem gigantischen Rollkoffer in der einen und dem Hundetransportkorb in der anderen Hand kämpfte ich mich völlig fertig die lebhafte, überfüllte Straße entlang.

Diese Spendensammler sahen immer auffällig gut aus, als wollten sie so einfach gestrickten Mädchen wie mir das Geld aus der Tasche ziehen. Eigentlich wimmelte ich sie immer ganz schnell ab und behauptete, ich hätte es eilig. Aber heute nicht. Heute wollte ich REDEN. Ich blieb stehen, stützte mich auf den Griff des Koffers und gab einen lauten Seufzer von mir. Mein Zwergpinscher Rocky saß gehorsam in seinem Transportkorb.

»Wissen Sie was? Mir geht es überhaupt nicht gut. Ich hatte einen schrecklichen Tag.«

Mitfühlend zog der Spendensammler die Stirn kraus. »Das tut mir sehr leid, aber wenn Sie kurz Zeit hätten, würde ich gern mit Ihnen über die notleidenden Kinder in …«

»Meine Eltern sind pleite und müssen das Haus verkaufen«, fuhr ich fort. »Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und übrigens noch immer wohne. Sie wissen es seit Monaten, und heute erfahre ich davon. Heute. Sie hätten es mir sofort erzählen müssen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss ich mein Veterinärstudium, das ich gerade erst begonnen habe, hinschmeißen, weil sie nicht länger meine Studiengebühren bezahlen können. Aber da es ein Privatcollege ist …«

»Das ist furchtbar«, unterbrach mich der Spendensammler. »Aber ich bin mir sicher, dass alles gut wird. Jetzt …«

»Nein, eben nicht. Das ist genau das Problem. Wissen Sie, wie hoch die Mieten in Dublin mittlerweile sind? Eine Wohnung wird mich monatlich fast zwei Riesen kosten, falls ich überhaupt eine bekomme. Haben Sie letzte Woche diese Doku über Immigranten gesehen, die dafür bezahlen müssen, um in irgendwelchen Baracken zu leben? Meine Güte, zehn Leute in einem Zimmer. Sie schlafen in Stockbetten, und es gibt nur ein Bad für dreißig Leute. Total unhygienisch. Oh mein Gott, meinen Sie, ich werde auch in so einer Baracke landen? Wahrscheinlich habe ich gar keine andere Wahl …«

»Na ja,...