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Grundlagen der Kalkulation von Versicherungsprodukten in der Schaden- und Unfallversicherung
"3 Der Tariferungsprozess und seine Komponenten (S. 27-28)
3.1 Ziele des Kapitels
Der Tariferungsprozess ist der zentrale versicherungstechnische Prozess in der Produktentwicklung, der die Grundlage für den Aufbau eines nachhaltig ertragreichen Versicherungsportfolios bildet. Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen und die Struktur des Tariferungsprozesses wird eine exakte Definition eines Tarifs abgeleitet. Anschließend wird die Struktur und die Methodik der Tarifkalkulation vorgestellt und abschließend die konkrete Ausgestaltung des Tariferungsprozesses am Beispiel der Kraftfahrtversicherung exemplarisch behandelt. Der Leser soll nach diesem Kapitel ein vertieftes Verständnis des Tariferungsprozesses besitzen und insbesondere die einzelnen Verfahrenschritte und ihre Bedeutung für die Ableitung eines Unternehmenstarifs kennen.
3.2 Grundlagen des Tariferungsprozesses
Unter dem Tariferungsprozess versteht man alle Arbeitsschritte, die zur Festlegung der Preisstruktur und des Preises selbst für das Versicherungsprodukt im Versicherungsunternehmen notwendig sind. In der Regel sind diese Arbeiten organisatorisch in einer eigenen Abteilung gebündelt, die häufig spartenübergreifend als Aktuariat im Versicherungsunternehmen geführt wird.
Der Tariferungsprozess mit der Preiskalkulation als wesentliche Komponente stellt in einem Versicherungsunternehmen einen zentralen Erfolgsfaktor dar, dessen Steuerung Bestandteil eines integrierten Managementansatzes eines Versicherers sein sollte. Insbesondere ist auf der einen Seite eine systematische Vernetzung in Richtung Unternehmensplanung und Controlling und andererseits in die Bereiche Vertrieb und Marketing zur Absatzsteuerung im Rahmen der Produkt- und Tariferstellung unverzichtbar.
Das Produkt Versicherung wird ganz wesentlich durch den zugehörigen Tarif mit der Preisstruktur und seiner konkreten Ausgestaltung definiert. Der Tarif strukturiert und quantifiziert die Kosten für das Produkt Versicherung, d. h. alle mit dem Risikotransfer anfallenden Kosten. Im Rahmen der Kalkulation wird dabei zunächst eine möglichst verursachungsgerechte Zuordnung der dem Versicherungsprodukt zugrunde liegenden Kostenarten angestrebt. Baradtke. sis hierfür bildet das im vorherigen Kapitel behandelte Äquivalenzprinzip in Verbindung mit einem Prämienmodell (vgl. 2.3).
Für die Ermittlung der Schadenkosten als generell größte Kostenkomponente in der Schaden- und Unfallversicherung bilden so genannte Kalkulationsstatistiken die Basis. Die weiteren Kostenarten werden in der Regel auf der Grundlage der betrieblichen Kostenrechnung und der Unternehmensplanung ermittelt. Kalkulationsstatistiken sind aus Schadenstatistiken aufbereitet und liefern mittels geeigneter aktuarieller Verfahren Schätzungen für Schadenkosten."
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