Die Beute des Wikingers

von: Jacqueline Greven

Plaisir d'Amour Verlag, 2017

ISBN: 9783864952999 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: frei

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Preis: 6,99 EUR

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Die Beute des Wikingers


 

 

Kapitel 2


 

Thorolf erwachte von einem Sonnenstrahl, der sich seinen Weg durch den Einstieg der Luke unter Deck bahnte und ihn mitten ins Gesicht traf. Er wich dem gleißenden Morgenlicht aus und rieb sich die Augen. Von seiner verkrampften Haltung schmerzte ihn jeder Knochen und jeder Muskel. Er stemmte sich in die Höhe und öffnete die Tür zum Verschlag. Die junge Frau war wach. Sie hockte auf ihrem Lager, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und ihr Kinn lag in beiden Händen. Misstrauisch sah sie ihm entgegen.

„Guten Morgen. Gut geschlafen?“, erkundigte sich Thorolf. Diese schreckliche Körperhaltung, ständig mit eingezogenem Kopf, wie ein buckliger Troll, nervte ihn total. Er sehnte sich danach, sich zu voller Größe aufzurichten. Er schlüpfte durch die Tür hindurch und hockte sich ihr gegenüber auf einen Stapel sorgsam gerollter Taue.

„Ich hab dich was gefragt“, setzte er nach, als sie nicht reagierte.

Sie zuckte mit den Schultern und gab noch immer keine Antwort.

„Hast du Hunger?“, fragte er.

Wieder zuckte sie mit den Schultern, wobei sie nun zu Boden blickte.

„Okay. Du willst nicht sprechen. Aber wenigstens deinen Namen kannst du mir doch sagen“, bat er.

„Yasha“, kam es überraschend schnell.

„Yasha, soso. Und weiter?“

„Yasha Asil.“

Thorolf nickte, obgleich sie das kaum sehen konnte. Sie hielt den Blick noch immer zu Boden gerichtet, und das wenige Licht, das in den winzigen Verschlag eindrang, war mehr als trüb.

„Ich bin Thorolf“, teilte er ihr mit und hatte das dumpfe Gefühl, dass er ihr etwas mitteilte, was sie nicht im Geringsten interessierte, denn sie zeigte keine Reaktion. Es ärgerte ihn, doch er entschied, dass sie das nicht wissen musste. Stattdessen stand er auf und hielt ihr eine Hand hin.

„Nein!“, fauchte sie, zog die Beine an den Körper und presste sich gegen die hölzerne Schiffswand.

„Schon gut.“ Thorolf hob beide Hände zum Zeichen dafür, dass er sie nicht anrühren würde. „Ich wollte dich nur mit nach oben nehmen. Du kannst natürlich auch hierbleiben. Ich gehe und besorge dir etwas zu essen.“

Er verließ den Verschlag ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen. Auf Deck empfingen ihn die Morgensonne und ein klarblauer Himmel. Die Luft war kühl und angenehm. Sacht platschten kleine Wellen gegen das Schiff, das gleichmäßig und aufrecht über den Ozean glitt. Thorolf bemerkte, wie ihn seine Männer musterten, manche mit undurchdringlicher Miene, andere hatten ein anzügliches Grinsen im Gesicht. Eskil kaute auf einem Stück Brotfladen und ignorierte ihn.

Thorolf wandte sich zu den Behältnissen, in denen die Lebensmittel aufbewahrt wurden. Aus einer Kiste entnahm er einen Becher, aus einer anderen holte er Zwieback und getrocknetes Fleisch. Dann wand er sich einem dickbauchigen Fass zu, öffnete den Deckel und schöpfte den Becher voll Mungat. Ohne seine Mannschaft zu beachten, machte er sich auf den Rückweg.

Yasha saß noch immer an die Wand gedrückt, Arme und Beine dicht an den Körper gepresst.

„Hier“, sagte Thorolf und hielt ihr hin, was er mitgebracht hatte.

Yasha musterte ihn misstrauisch, ohne sich zu rühren. Ungehalten legte er Zwieback und Fleisch neben sie, den Becher behielt er in der Hand. Welch ein störrisches Weib! Was hatte er ihr getan, außer sie vor dem Untergang zu retten?

„Meinetwegen kannst du verhungern“, ließ er sie wissen. „Aber ich möchte nichts von den Vorräten verschwenden. Also trink oder ich nehme es wieder mit.“

Unerwartet streckte sie die Hand aus, nahm ihm das Gefäß ab und trank es hastig und in einem Zug aus. Er musterte ihre schlanken Finger, das seidige dunkle Haar, das er zum ersten Mal trocken sah, und ließ den Blick über ihre Figur gleiten. Ihr Kleid war hochgeschlossen, doch der Stoff nicht allzu dick. Er glaubte, die Knospen ihrer vollen Brüste zu erkennen. Yasha leckte sich über die Lippen und in seinen Lenden zuckte es unvermittelt. Blitzartig ging ihm durch den Kopf, die Tür des Verschlages zu schließen. Mit großen dunklen Augen blickte sie zu ihm hoch und reichte ihm den Becher zurück.

„Wenn du mehr willst, musst du mit nach oben kommen“, knurrte er. „Den Sklaven mache ich nicht für dich.“

Sie nickte, blieb jedoch sitzen und griff nach dem getrockneten Fleisch. Beinahe gierig biss sie hinein. Thorolf setzte sich ihr wieder gegenüber.

„Warum bist du so wütend? War Arngrim dein Mann?“, erkundigte er sich. Vielleicht machte sie ihn für den Verlust der Hersker Hav und ihrer Leute verantwortlich? Doch er war es nicht gewesen, der zuerst angegriffen hat. Der erste Speer, der durch die Nacht geflogen war, war von der Gegenseite gekommen und kurz vor Snorrason in den Planken stecken geblieben.

Heftig schüttelte Yasha den Kopf.

„Nein, nein! Dieser rothaarige Plünderer. Er hat mich geraubt und entführt“, erwiderte sie erbittert.

Thorolf lehnte sich zurück. Immerhin sprach sie jetzt.

„Wo kommst du her?“, wollte er wissen.

Yasha hatte das Fleisch aufgegessen und nahm sich den Zwieback.

„Aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Marokko“, sagte sie.

„Was?“ Überrascht beugte er sich vor. „Und wie kommst du hierher? Ich meine, hier in diese Gegend?“

„Wie wohl?“, fauchte sie wütend. „Dieses Monster hat unser Dorf überfallen und …“ Sie brach ab. Ihre dunklen Augen funkelten und für einen Moment stellte sie das Essen ein. Thorolf stieß einen Pfiff aus. Marokko. Eine unglaubliche Entfernung. Die Hersker Hav musste seit mehreren Monden unterwegs gewesen sein. Manson war offensichtlich nicht normal gewesen, diesen weiten Weg auf sich zu nehmen.

„Sie haben alles mitgenommen, was sie tragen konnten“, fuhr Yasha unvermittelt fort. „Sie haben die Häuser angezündet und jeden niedergemetzelt, der sich ihnen in den Weg gestellt hat. Ich habe versucht, mich zu verstecken, aber es hat überall gebrannt, und ich habe versucht, zu fliehen.“ Sie brach ab.

Er merkte, dass sie zitterte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Den Rest des Zwiebacks hielt sie noch in der Hand. Er sah einen winzigen Krümel des Gebäcks in ihrem Mundwinkel. Es reizte ihn, diesen sacht wegzustreichen, doch er ließ es.

„Weißt du, ob es in deinem Dorf Überlebende gibt?“, erkundigte er sich ruhig.

Yasha wandte den Kopf zur Seite. Durch die offen stehende Tür des Verschlages schob sich das Licht der Morgensonne, hörte man die Wellen des Ozeans sacht gegen die Schiffswände platschen.

„Nein“, stieß sie mit leiser Stimme hervor. „Nein, ich glaube nicht.“

„Das tut mir sehr leid“, brummte Thorolf.

 „Was …“ Yasha räusperte sich und setzte neu an. „Was geschieht nun mit mir?“

Er hörte Furcht in ihrer Stimme und betrachtete nachdenklich ihr schmales Gesicht. Erst jetzt, als die Sonne die kleine Kabine erhellte, wurde ihm bewusst, wie sehr sie sich äußerlich von den Frauen unterschied, die er kannte. Die Farbe ihrer Haut war von zartem Braun und erinnerte ihn an soeben geerntete Haselnüsse. Sie schimmerte samtig und hier und da blitzten kleine goldene Reflexe auf ihren Wangen. Ihre vollen Lippen waren ebenmäßig, die dunklen Augen von langen schwarzen Wimpern umrahmt. Die Frauen in seinem Dorf hatten allesamt sehr helle Haut mit Sommersprossen und rote oder blonde Haare. Einige wenige hatten helles braunes Haar. Flüchtig musste er an Una denken und ein winziges unbehagliches Grummeln erwachte in seinem Bauch. Er ignorierte es und zog weitere Vergleiche zu den Frauen der Wikingerstämme. Selbst wenn die meisten schlank waren, so waren sie doch von ganz anderer Statur als Yasha. Yasha erschien ihm irgendwie zerbrechlich, obgleich er vermutete, dass sie ihm, der von beeindruckender Körpergröße war, bis zur Schulter reichte.

In dem Chaos und Gerangel der vergangenen Nacht hatte er auf derlei Dinge nicht wirklich geachtet. Lediglich ihr bleiches Gesicht war ihm aufgefallen, doch das war wohl das Entsetzen gewesen. Sie schlug die Augen nieder, als wollte sie seinem prüfenden Blick entgehen. Ohne dass er verstand warum, löste dieses Verhalten in ihm den Drang aus, sie zu spüren.

Thorolf streckte die Hand aus und strich mit den Fingern über ihre Wange. Ruckartig entzog sie sich ihm. In einer schnellen Bewegung wechselte er den Sitzplatz, hinüber zu ihr, griff nach ihrem Arm und presste seine Lippen auf ihre. Yasha trat und verfehlte ihn, sie wand sich, versuchte, um sich zu schlagen, doch er hielt sie eisern fest. Heftig drehte sie den Kopf weg, sodass sein Mund zu ihrer Wange glitt. Sie zappelte wild und wehrte sich, stumm, aber mit aller Kraft. Ihr widerspenstiges Gebaren heizte sein Verlangen an und sein Geschlecht schwoll an. Er wollte ihre Brüste umfassen, noch lieber wollte er sie bloß legen, die pure Weiblichkeit betrachten, ihre Knospen sehen, mit dem Mund umschließen, mit der Zunge daran spielen und an ihnen saugen bis sie hart wurden. Er knurrte leise und wagte nicht, sie loszulassen. Er legte ein Bein über ihre Oberschenkel, umklammerte ihren Oberkörper und spürte die üppigen Hügel unter dem Stoff. Erneut wollte er sie küssen, als sie plötzlich vorschnellte und ihn in die Unterlippe biss.

„Ah!“, entfuhr es ihm und schon schmeckte er Blut. „Du kleines Biest“, zürnte er und ließ sie nun doch los.

Yasha...