Rückerstattung der Nazi-Beute - Die Suche, Bergung und Restitution von Kulturgütern durch die westlichen Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg

von: Thomas Armbruster

Walter de Gruyter GmbH & Co.KG, 2008

ISBN: 9783899496123 , 653 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 179,95 EUR

Mehr zum Inhalt

Rückerstattung der Nazi-Beute - Die Suche, Bergung und Restitution von Kulturgütern durch die westlichen Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg


 

15. Kapitel: Alliierte Politik bezüglich der Restitutionsund Reparationsfragen bis zum Kriegsende und zu den Friedensverhandlungen (S. 265-266)

I. Einleitung

Die Restitutionspolitik in den Jahren 1944 bis 1946 war sehr uneinheitlich und änderte sich aufgrund der internationalen Verhandlungen und der daraufhin gegründeten Kommissionen und Organisationen immer wieder. In der European Advisory Commission (EAC) konnte keine entscheidende Lösung gefunden werden, da insbesondere die Sowjetunion an einer zu genauen Regelung gar nicht interessiert war. Auch die USA waren bis kurz vor Kriegsende nicht in der Lage, eine gesamtheitliche Planung für ein Nachkriegsdeutschland darzustellen.

Die verschiedenen internationalen Konferenzen halfen teilweise, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln, um in Europa, vor allem in Deutschland, wieder geordnete Verhältnisse zu schaffen. Die Interessen der Alliierten waren dabei nicht dieselben, was in den verschiedenen Planungen und Konzepten zum Ausdruck kam. Die Problematik der Reparationen war für die Sowjetunion und die europäischen Staaten von zentraler Bedeutung, während für Grossbritannien und die USA von Wichtigkeit war, dass in Deutschland keine Machtvakuum entstand und eine geordnete demokratische Politik eingeführt werden konnte.

Im Laufe dieses Prozesses traten die Beratungen über eine Restitution in den Hintergrund. Sie basierten jedoch vielfach auf den Tendenzen der einzelnen Konferenzen und wurden auch von den diesbezüglichen Gremien ausgiebig besprochen. Die amerikanische Restitutionspolitik war immer wieder geprägt von Einzelpersonen, die selbst Initiative ergriffen und die Problematik angingen. Je eindeutiger sich die bevorstehende Niederlage des Deutschen Reiches abzeichnete, desto eifriger bemühten sich insbesondere auch in den USA einzelne Gruppierungen um eine klare Politik bezüglich der Auffindung und Rückschaffung von Kulturgütern.

Aber immer noch kümmerte sich die amerikanische Regierung nicht um ein gemeinsames politisches Vorgehen zur Bewältigung der Nachkriegsproblematik. Noch im Oktober 1944 schrieb Roosevelt an Staatssekretär Cordell Hull, dass er ungern Pläne schmiede für ein Land, das die Alliierten noch nicht eingenommen hatten. Im Gegensatz zu den Briten und den anderen europäischen Staaten, die in ihren Departementen, Kommission und anderen Gremien die Nachkriegszeit planten und Studien entwarfen, gab es nur wenige amerikanische Regierungsstellen und Kommissionen, die sich mit einer solchen Planung befassten und sich mit den damit verbundenen Problemen auseinandersetzten.

Grund dazu war nicht nur der fehlende Entscheidungswille des Präsidenten, zu entscheiden, sondern auch die strikte Deutschlandpolitik des Finanzministers Morgenthau. Dieser entwickelte in seinem Departement einen eigenständigen Wirtschaftsplan für Deutschland, welcher sich auf die gesamte Politik der USA in den Jahren 1944 bis 1945 auswirkte. Um die gesamte Restitutionspolitik und nicht zuletzt deren Scheitern zu verstehen, ist die nachfolgende allgemeine Darstellung der politischen Verhältnisse in Washington und in London unerlässlich. Diese Verhältnisse widerspiegeln sich sodann auch in der Restitutionspolitik von Kulturgütern.

II. Internationale Verhandlungen bezüglich Deutschland

1. Politische Vorkehrungen der USA für eine Besetzung Deutschlands

a) Militärische Weisungen der USA an ihre Streitkräfte in Europa


Im Dezember 1943 war General Eisenhower zum Oberbefehlshaber der alliierten Landungstruppen in Frankreich ernannt worden. Auf sein wiederholtes Verlangen hatten die Vereinigten Stabschefs in Washington schliesslich eine Direktive über Deutschland beschlossen und übermittelten diese General Eisenhower am 28. April 1944 unter dem Aktenzeichen CCS 551.1076 Die CCS 551 wird allgemein dem amerikanischen Kriegsministerium zugeschrieben, obwohl, wie es heisst, auch das Aussenministerium wichtige Beiträge beigesteuert haben soll