Einmal und immer wieder - Dare to Love 8 - Roman

von: Carly Phillips

Heyne, 2017

ISBN: 9783641194635 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 9,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Einmal und immer wieder - Dare to Love 8 - Roman


 

1

Max Savage blickte über den saftigen grünen Rasen von Gabriel und Isabelle Dares Zuhause in Bedford im Bundesstaat New York. Sein Blick konzentrierte sich auf die sexy Brünette, die er einfach nicht aus seinem Kopf bekommen konnte – Lucy Dare. Sie trug einen konservativen Hosenanzug. Ihr üppiges dunkles Haar hatte sie zu einem Dutt zusammengebunden und sie stand neben ihrer Begleitung – einem Hollywood-Regisseur –, der ein Trottel erster Ordnung war.

Das letzte Mal, als Max Lucy gesehen hatte, hatte sie noch ein wildes und unabhängiges Leben geführt. Aber dann war sie mit diesem Typen zusammengekommen und hatte sich verändert. Und nicht zum Positiven. Er wollte die lustige, sexy Lucy zurück!

»Wie gerne willst du dem Kerl die Fresse einschlagen?«

»Unglaublich gerne«, murmelte Max. Dann blickte er rüber und stellte fest, dass Lucys Bruder, Decklan Dare, die Frage gestellt hatte.

Max schüttelte den Kopf und formulierte seine Antwort um, weil es nicht besonders klug war, seinen besten Freund wissen zu lassen, dass er von dessen kleiner Schwester fast schon besessen war. Er hatte es jahrelang für sich behalten. Zum Teil als Entschuldigung, um zu leugnen, was er wirklich wollte, und außerdem war das hier nicht der richtige Zeitpunkt, um das Thema zur Sprache zu bringen.

»Wen meinst du denn eigentlich?«, fragte Max.

Decklan rollte mit den Augen. »Oh, komm schon! Ich weiß doch, dass du diesen Möchtegern-Spielberg genauso sehr hasst wie wir.«

»Ich kann nicht gerade behaupten, dass er meine erste Wahl für eure Schwester wäre.«

»Das sagt ja echt der Richtige, wenn man bedenkt, dass es deine Schuld ist, dass sie mit ihm zusammen ist!« Decklan beäugte Max mit deutlicher Verärgerung in seinem Blick.

»Wie zur Hölle kommst du denn bitte auf sowas?«, fragte Max.

Decklans älterer Bruder Gabe gesellte sich zu ihnen und dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er ganz offensichtlich den Schluss ihres Gesprächs mitbekommen.

»Sieh der Tatsache ins Auge, Savage! Wir wissen, dass du was für Lucy übrighast«, meinte Gabe.

Wie die Brüder das herausbekommen hatten, war Max ein Rätsel. Schließlich hatte doch niemand ein besseres Pokerface als er.

Decklan nickte nur zustimmend.

»Du hast deine Chance das letzte Mal, als sie in der Stadt war, verpasst und jetzt ist sie mit diesem Arschloch zusammen«, fügte Gabe hinzu und schaute in die Richtung, in der seine Schwester mit Lucas Kellan stand.

»Na ja … Scheiße!« Max wollte gar nicht leugnen, was scheinbar offensichtlicher war, als er gedacht hatte.

Beide Dare-Brüder schauten ihn mit zusammengekniffenen Augen an und warteten auf eine Erklärung.

»Okay. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr es akzeptieren würdet und ich wollte nicht eine jahrelange Freundschaft aufs Spiel setzen, wenn das nicht in Ordnung für euch gewesen wäre!« Er klammerte sich an seiner altbewährten Entschuldigung fest, die er sich viele Jahre lang eingeredet hatte. In Wirklichkeit hatte Max durchaus seine Gründe gehabt, sich so lange von Lucy fernzuhalten und dabei nicht noch mehr, als nur sein eigenes Leben zu vermasseln. Aber es waren seine Gründe und er beabsichtigte nicht, sie mit irgendjemandem zu teilen.

»Die einzige Möglichkeit, wie du Freundschaften aufs Spiel setzen könntest, wäre, wenn du meine Schwester benutzen oder verletzen würdest! Wenn deine Absichten ehrenhaft sind, dann habe ich kein Problem damit!«, meinte Gabe, der Lucy aufgezogen hatte, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.

Max blickte zu Decklan. Sie alle kannten Max’ jüngste Vergangenheit. Er hatte jung geheiratet und seine Ehefrau Cindy bei einem Autounfall verloren. Danach hatte er keine ernste Beziehung mehr geführt. Was Decklan aber nicht wusste, war, dass Max große Schuldgefühle plagten, weil er nicht imstande gewesen war, seiner Frau echte Gefühle entgegenzubringen. Und der Grund dafür war Lucy gewesen. Zur Hölle! Er hatte Cindy geheiratet, obwohl er ihr gegenüber nicht solche intensiven Gefühle hegte, wie es bei Lucy der Fall war. Und jeder hatte seinen Preis dafür bezahlt.

Max bewegte sich unruhig und räusperte sich. Dann schaute er Decklan an, der genauso wie Gabe einen extremen Beschützerinstinkt verspürte, sobald es um ihre kleine Schwester ging. »Gilt das Gleiche für dich? Ist es für dich auch in Ordnung?«, fragte Max.

Sein bester Freund zuckte mit den Achseln. »Na ja, du bist ein Arschloch, aber du bist zumindest unser Arschloch.« Er klopfte Max mit nüchterner Miene leicht auf den Rücken. »Cindy ist vor vier Jahren gestorben und seitdem hast du keine ernste Beziehung mehr gehabt.«

Keiner von ihnen erwähnte Max’ Vorliebe für Sex-Clubs an den Wochenenden. Für ihn war es eine Möglichkeit gewesen, um die Leere in seinem Inneren auszufüllen – nichts weiter.

»Aber Gabe hat recht«, meinte Decklan. »Ich bekomme es doch auch mit, wie du Lucy anschaust. Du solltest etwas dagegen unternehmen, zumindest wenn deine Absichten ehrlich sind!«

Und das waren sie. Jahrelang hatte Max sein Verlangen nach Lucy geleugnet sowie die emotionale Bindung, von der er wusste, dass sie sie hätten, wenn sie einen Schritt weitergehen würden. Bisher hatte er sich jedoch von seiner Furcht lenken lassen. Aber jetzt war er endlich bereit, sich um die Frau zu bemühen, die er immer schon gewollt hatte.

»Vermassel es nur nicht, ansonsten bekommen wir ernsthaft Probleme!«, meinte Decklan vergnügt.

Das musste sich Max nicht zweimal sagen lassen. Er ging über den Rasen, schlängelte sich an den Gästen vorbei und tauchte dann an der Bar auf, an der Lucy mit ihrer Begleitung stand. Bevor Max die beiden unterbrechen konnte, schnappte er noch auf, worüber sie sich gerade unterhielten.

»Ich hoffe, dass wir nicht mehr allzu lange hierbleiben müssen.« Lucas warf einen Blick auf seine protzige goldene Armbanduhr, seine Ungeduld stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, deshalb würde ich gerne bald wieder zurück ins Hotel fahren.«

Ungläubig riss Lucy die Augen auf. »Aber es ist die Verlobungsfeier meines Bruders! Ich werde bis zum Ende bleiben. Und sogar etwas länger, damit ich noch Zeit mit meiner Familie verbringen kann!«

Lucas fuhr sich mit einer Hand durch sein stylisch geschnittenes blondes Haar. Sah ja ganz danach aus, als ob Lucy einen bevorzugten Typ Mann hätte … Aber nicht, dass Max ernsthaft geglaubt hätte, dass er noch mehr als die Haarfarbe mit dem Regisseur gemeinsam hatte.

»Komm schon, Baby! Du lebst in L. A. und deine Brüder auf der anderen Seite des Landes hier in New York, also wie viel Zeit willst du da denn mit ihnen verbringen? Wir sind bereits eine Stunde hier, da können wir doch ruhig bald wieder gehen«, sagte Lucas und bestätigte damit Max’ Bauchgefühl. Dieser Mann war ein gefühlloser Mistkerl!

Was für ein Arschloch würde sich denn bitte zwischen eine Frau und ihre Familie stellen? Diese Frage ging Max durch den Kopf, während er seine Hände zu Fäusten ballte. Und wie konnte Lucy überhaupt mit diesem Idioten zusammen sein, wenn er nicht einmal nachvollziehen konnte, was ihr ihre Brüder bedeuteten und warum das so war?!

Ihre bezaubernden Augen füllten sich mit Tränen des Zorns und der Enttäuschung. »Dann gehst du eben! Ich will jedenfalls hierbleiben.«

Lucas musterte für einen Moment ihr Gesicht, ganz offensichtlich schätzte er gerade ab, ob sie es tatsächlich ernst meinte. »Na schön, dann bleiben wir noch …« Er klang nicht gerade begeistert, weil er nachgegeben hatte. »Aber ich ziehe mich dann für ein Weilchen in unseren Wagen zurück, um ein paar Anrufe zu machen. Okay?« Bevor sie überhaupt noch antworten konnte, nickte er auch schon. »Okay.« Er besaß auch noch die Frechheit, ihr zuzuzwinkern! Dann lehnte er sich vor und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

Max spannte wieder seine Fäuste an. Ein Teil von ihm war angeekelt, den Mund des anderen Mannes auf ihrem zu sehen, der andere Teil von ihm wusste, dass eine Frau wie Lucy mehr verdient hatte, als nur einen flüchtigen Kuss. Wenn sie seine Freundin wäre, dann würde er seine Lippen mit ihren versiegeln und ihren sinnlichen Mund gründlich verschlingen. Er würde sichergehen, dass seine Zunge die tiefen Winkel ihres Mundes ergründete, sodass sein Geschmack auch noch lange, nachdem sie sich voneinander getrennt hatten, in ihr nachklang. Und er würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass er ihre Lippen geschwollen und gut geküsst zurückließe, sodass kein anderer Kerl es wagen würde, sie anzumachen!

Höhlenmensch-Mentalität? Vielleicht. Aber das waren eben die Gefühle, die Lucy Dare in ihm auslöste.

Anstatt zu warten, bis ihr Liebster gegangen war, stiefelte Max zu den beiden und legte einen Arm um ihre Taille. »Hey Prinzessin.« So hatte er sie seit ihrem sechzehnten Geburtstag genannt, als sie den ganzen Tag mit einem Krönchen auf dem Kopf herumgelaufen war. Als sie älter wurde, war der Spitzname geblieben.

»Max! Ich hab dich gar nicht kommen sehen«, sagte sie überrascht.

»Geschäftliches Meeting. Ich war spät dran«, erklärte er.

»Und ich will alles wissen über das neueste Restaurant, das du planst und welchen Koch du welchem wütenden Restaurantbesitzer abwerben konntest.«

Max grinste. Er war begeistert, die Details mit ihr zu teilen. Nur sehr wenige Menschen wussten über seine Pläne...