Meistern Sie Angst und Sorgen! - Generalisierte Angststörung bewältigen - ein Patientenmanual

von: Michelle G. Craske, David H. Barlow, Christoph Flückiger

Hogrefe AG, 2015

ISBN: 9783456955339 , 168 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 21,99 EUR

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Meistern Sie Angst und Sorgen! - Generalisierte Angststörung bewältigen - ein Patientenmanual


 

Themenblock 2 : Lernen, Ihre eigene Angst zu erkennen (. 23-24)

Ziele:
•• Verstehen, warum die systematische Dokumentation Ihrer Sorgen und Stimmungen hilfreich sein kann
•• Einführung in drei Arten von Dokumentation: Sorgentagebuch, Tagesstimmungsprotokoll und Fortschrittstagebuch

Tagebuch führen

Dieser Themenblock beschreibt eine einfache Methode, wie Sie Ihre Sorgen und Ängste systematisch beobachten können. Diese systematischen Beobachtungen sind ein wichtiger Bestandteil der gesamten Therapie, da Sie Ihnen unmittelbar Rückmeldungen über mögliche kleine Veränderungen Ihrer Symptomatik geben. Wie die Dokumentation beispielsweise des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern ist die systematische und vollständige Dokumentation zentral, da wir nur so die feinen, kleinen Muster erkennen können. Im Gegensatz zu manchen Diabetikern müssen Sie das Tagebuch glücklicherweise nicht Ihr ganzes Leben führen, sondern nur im begrenzten Rahmen dieser Therapie.

Warum sich für diese Aufzeichnungen Zeit nehmen?
Es gibt viele Gründe, warum es uns wichtig erscheint, dass Sie Ihre Sorgen regelmäßig festhalten:
Intensive oder chronische Sorgen lösen oft das Gefühl aus, als seien sie außer Kontrolle geraten oder als hätten sie ein Eigenleben entwickelt. Sie kennen möglicherweise nur zu gut das Gefühl, Opfer der eigenen Sorgen zu sein. Sich als Beobachter der eigenen Sorgen zu sehen, ist ein erster Schritt, sich ein klein wenig davon zu distanzieren. Diese Distanzierung ist eine ganz zentrale Voraussetzung dafür, die eigenen Sorgenketten zu durchbrechen und unter Kontrolle zu bringen. Durch das stetige Aufzeichnen Ihrer Angst werden Sie lernen, zu beobachten, wann, wo und unter welchen Umständen Ihre Sorgen auftreten. Die Sorgen werden dadurch an Kontur und Klarheit gewinnen. Weiter werden Sie sich daran gewöhnen, dass die Sorgen gar nicht so grenzenlos und maßlos sind, wie Sie es vielleicht zuvor erlebt hatten. Als Ergebnis erhalten Sie ein Verständnis über die Einflussfaktoren, die Ihre Angst erhöhen. Dadurch üben Sie mehr Kontrolle über die Angst aus und werden weniger zu ihrem Opfer. Zweitens werden Sie Ihre Sorgen genauer beschreiben und dadurch erkennen, wie diese Ihr Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Diese Erkenntnisse sind sehr wichtig, weil sie einen Ansatzpunkt bieten, Ihr ängstliches Denken, Fühlen und Handeln im Verlauf der Therapie zu verändern. Diese Elemente können nur verändert werden, wenn man sie genau kennt.

Durch regelmäßiges und systematisches Tagebuchführen erhalten Sie genaue Informationen. Diese würden Sie nicht erhalten, wenn Sie sich im Nachhinein die Frage stellten: «Wie habe ich mich in letzter Zeit gefühlt?». Würden Sie gebeten, zu beschreiben, wie Sie sich in der letzten Woche gefühlt haben, so würden Sie vielleicht sagen, dass es für Sie sehr schlimm gewesen sei, obwohl es einige Momente gab, in der Sie sich relativ ruhig fühlten. Die Angst sorgt dafür, dass wir die Momente unterschätzen und vergessen, in denen wir uns weniger ängstlich fühlten. Die positiven Momente werden, wenn man in einem Angstzustand ist, im Rückblick etwas unterschätzt. Übrigens lässt sich auch das Gegenteil beobachten: In euphorischer Stimmung schieben wir die negativen Punkte etwas zur Seite. Die Tendenz aber, negative Dinge besser zu erinnern, kann zur Chronifizierung der Sorgen beitragen. Das nachzuvollziehen, ist wichtig. Wir sind sozusagen in einer Spirale des Übels gefangen. Die Aufzeichnungen werden Sie jedoch zwingen, zu erkennen, dass Ihre Stimmung schwankt und dass es Zeiten gibt, in denen Sie sich weniger ängstlich fühlen als in anderen. Dies wird Ihnen helfen, sich vom Zustand des «Sorgenstrudels» zu befreien. Wenn Sie regelmäßig Tagebuch führen, werden Sie sich kontrollierter und weniger ängstlich fühlen.