Die deutsche Besatzung im Land des 'Oberbefehlshaber Ost' während des Ersten Weltkrieges

von: Benjamin Faust

Bachelor + Master Publishing, 2015

ISBN: 9783955497217 , 77 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Die deutsche Besatzung im Land des 'Oberbefehlshaber Ost' während des Ersten Weltkrieges


 

Textprobe: Kapitel II., Kriegsverlauf an der Ostfront: A, Ausgangslage: Nach der Schließung eines Verteidigungsbündnisses zwischen Russland und Frankreich im Jahre 1894, stellte Alfred Graf von Schlieffen, der preußische Generalstabschef, 1905 den nach ihm benannten Schlieffen-Plan vor. Er legte seinen Planungen eine langsame Mobilmachung der russischen Armee zugrunde. Mit der Hilfe von strategisch angelegten Bahnlinien sollte Deutschland daher eine schnelle Mobilmachung durchführen können und die eigenen Kräfte zügig gegen Frankreich richten. Weiter ging Schlieffen davon aus, dass Frankreich, wie bereits im Deutsch-Französischen Krieg von 1870, schnell kapitulieren würde. Der Plan des Generalstabs sah vor, dass das Deutsche Reich in einem Bewegungskrieg Frankreich nach wenigen Wochen besiegt haben würde. Unmittelbar nach dem vermeintlichen Sieg über Frankreich sollten die deutschen Verbände das russische Zarenreich werfen. Dieser Feldzug gegen Russland sollte im Schulterschluss mit den Armeen Österreich-Ungarns ebenfalls in nur sechs Wochen beendet sein. Die Dauer der russischen Mobilmachungsphase wurde aufgrund der langen Transportwege und des geringer ausgebauten Eisenbahnsystems auf mindestens sechs Wochen geschätzt. Die Beurteilung der Lage des deutschen Generalstabs sah diese Zeitspanne als ausreichend genug an, um einen Sieg im Westen zu erringen. Nach dem Schlieffen-Plan sollte Deutschland zunächst im Westen offensiv werden. Russland hatte aber früh mit der Mobilmachung begonnen, was dafür sorgte, dass die Deutschen unter Zugzwang gerieten und möglichst schnell den Krieg beginnen mussten, um handlungsfähig zu bleiben. Das russische Zarenreich hatte bereits am 29. Juli 1914 13 Armeekorps mobilisiert und stand 'Gewehr bei Fuß.' Die totale Mobilmachung Russlands erfolgte am 30. Juli 1914. Das mehrfache Drängen des deutschen Kaisers Wilhelm II., an seinen Vetter Zar Nikolaj II. von Russland, ihn vom Kriege abzubringen und die Teilmobilmachung zurückzunehmen, schien zunächst erfolgversprechend zu sein, da der Zar einlenkte. Auf Druck des russischen Außenministers und der Kriegspartei fügte sich der Zar jedoch schließlich. Am 31. Juli sandte Kaiser Wilhelm II. einen letzten verzweifelten Aufruf an den Zaren. Nachdem des Kaisers Telegramm an den Zaren unbeantwortet blieb, ließ Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg eine Depesche an die deutsche Botschaft in St. Petersburg überreichen, welche die russische Regierung aufforderte binnen 12 Stunden die bereits erlassenen Mobilmachungsbefehle zurückzuziehen, da das Deutsche Reich auch noch nicht mobil gemacht hätte, andernfalls sei der Kriegszustand zwischen Deutschland und Russland unvermeidlich. Nach Ablauf des Ultimatums, am 1. August 1914, um 19 Uhr, überreichte der deutsche Botschafter in St. Petersburg die deutsche Kriegserklärung. Deutschland verfügte zu diesem Zeitpunkt selbst nur über Defensivkräfte in Ostpreußen und die eigene Mobilmachung wurde erst an diesem Tag durchgeführt. Zeitgleich, mit dem Ablauf des Ultimatums, überschritten russische Kavallerieverbände die deutsche Grenze in Ostpreußen und konnten am 19. und 20. August die deutschen Truppen in der Schlacht von Gumbinnen besiegen. Eine, durch die Einfälle der Russen ausgelöste Panik in Ostpreußen, hatte nun zur Folge, dass ein erheblicher Teil der dort beheimateten deutschen Zivilbevölkerung in Richtung Westen floh. Auch die in Ostpreußen verbliebenen kaiserlichen Militärverbände begannen einen planlosen Rückzug, da der Armeeoberbefehlshaber der 8. Armee von Prittwitz den Auftrag an seine Armee streng defensiv interpretierte. Fast ohne Gegenwehr, denn die deutsche Hauptverteidigungslinie war im Zuge natürlicher Hindernisse, wie den Masurischen Seen errichtet, konnten russische Truppen in Ostpreußen einfallen, da an den Grenzen nur vereinzelt deutsche Grenzsicherungstruppen vorhanden waren und dem russischen Vorstoß nicht standhalten konnten. Kolonnen von Flüchtlingstrecks behinderten zu allem Übel den Vormarsch heranrückender deutscher Truppen.