Plötzlich It-Girl - Wie ich aus Versehen das coolste Mädchen der Schule wurde

von: Katy Birchall

Schneiderbuch, 2015

ISBN: 9783505137044 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Plötzlich It-Girl - Wie ich aus Versehen das coolste Mädchen der Schule wurde


 

Kapitel eins

 

Ich habe Josie Graham in Brand gesteckt.

Okay, ich gebe zu, das war ziemlich schlimm, aber es war ein Unfall und nicht nur meine Schuld. Alle denken, ich hätte es mit Absicht getan, und Mrs Ginnwell ist jetzt die große Heldin.

Wenn ihr mich fragt, hat sie alles nur noch schlimmer gemacht. Ein bisschen Wasser hätte es auch getan, schließlich hatten nur Josies Haarspitzen Feuer gefangen. Da finde ich einen Feuerlöscher etwas übertrieben.

Josie hatte sowieso schon einen ziemlich miesen Tag, wenn man bedenkt, dass ich sie gerade versehentlich angezündet hatte, und dann war sie auch noch von Kopf bis Fuß mit diesem weißen, schaumigen Zeug bedeckt, das immer aussieht, als würde es Spaß machen, darin herumzutollen, was wahrscheinlich aber nicht so ist. (Josie sah jedenfalls nicht aus, als hätte sie Spaß, eher so, als stünde sie unter Schock und als würde es sie überall jucken.)

Ich selbst stand auch irgendwie unter Schock, weil es das erste Mal war, dass ich jemanden angezündet hatte, und das Ganze daher auch für mich ziemlich überraschend kam. Mit Brandstiftung bin ich davor erst einmal in Berührung gekommen, und zwar als Kind. Damals habe ich den Geldbeutel meines Vaters in den Kamin geworfen, um zu sehen, was passiert. Wer lässt auch seinen Geldbeutel herumliegen, wenn ein Kleinkind in der Nähe ist? Mein Vater seither nicht mehr, das steht fest. Trotzdem bilde ich mir ein, dass er mich in kalten Nächten, wenn bei uns das Kaminfeuer brennt, bis heute argwöhnisch beobachtet.

Ach ja, und dann war da noch die Sache mit Dads Arbeitszimmer, das ich beinahe mal abgefackelt hätte. Aber das war es dann auch schon. Wirklich.

Wisst ihr was? Eigentlich war es auch ein bisschen Josie Grahams eigene Schuld, denn sie hätte sich ja erstens nicht so dicht neben einem Bunsenbrenner auf ihre Ellbogen stützen und zweitens nicht so viel Haarspray benutzen müssen.

Vielleicht bin ich nur neidisch, weil ich morgens keine Zeit für Haarspray habe, geschweige denn wüsste, wie man so etwas richtig anwendet. Wenn Dad es endlich schafft, mir die Bettdecke zu entreißen, habe ich maximal zehn Minuten, bis ich mich auf den Schulweg machen muss.

Zumal mir mein Vater sowieso niemals Haarspray kaufen würde. Er ist furchtbar altmodisch, vor allem, wenn es um seine vierzehnjährige Tochter (also mich) geht. Ich weiß noch, wie ich ihn einmal in einer Drogerie gefragt habe, ob er mir Eyeliner kauft. Da ist er in Gelächter ausgebrochen und hat mich losgeschickt, Erkältungstee zu holen. Das ist TOTAL verlogen, weil die Frauen, die mein Vater in den letzten Jahren angeschleppt hat, oft sogar UNMENGEN Eyeliner getragen haben. Wie fände er es, wenn er mir wieder mal seine aktuelle Freundin vorstellen würde und ich laut lachen und ihr anstelle ihres Lidstrichs einen Hustentee anbieten würde?

Hm . . . vielleicht mache ich das ja wirklich mal, zumindest bei den besonders nervigen Exemplaren.

Mrs Ginnwell hat jedenfalls nicht gelacht, als sie mich mit zittrigen Beinen zu unserer Direktorin Miss Duke gebracht und dort zusammenhangloses Zeug gefaselt hat, von wegen brennendes Klassenzimmer und pyromanische Veranlagung und so weiter.

»Entschuldigen Sie, Mrs Ginnwell, das habe ich akustisch nicht richtig verstanden. Was haben Sie gesagt?«, fragte Miss Duke und stand mit besorgter Miene von ihrem Schreibtisch auf.

Miss Duke und ihr Büro passen einfach perfekt zusammen. Das klingt komisch, ist aber so. Genau wie ich ist Miss Duke neu an der Schule. Wir sind beide erst seit September hier, auch wenn sie als Direktorin natürlich von Anfang an ein hohes Ansehen genossen hat. Ich hingegen bin noch immer nicht richtig angekommen in der neunten Klasse dieser Schule.

Alles in allem denke ich, dass Miss Duke bisher den besseren Eindruck von uns beiden hinterlassen hat, und das, obwohl es ihre Aufgabe ist, die Schüler zum Nachsitzen oder Müllaufsammeln hinter den Fahrradständern zu verdonnern.

Sie hat ihr Büro also erst seit September, aber es passt perfekt zu ihr (auch wenn ich natürlich keine Ahnung habe, wie es vorher aussah). Die Ähnlichkeit fängt schon damit an, dass es total ordentlich ist, genau wie Miss Duke selbst, die grundsätzlich schick und korrekt gekleidet ist. Eigentlich sieht sie eher aus wie eine von diesen Geschäftsfrauen, die manchmal an U-Bahnhöfen stehen und Anweisungen in ihre Handys blaffen, zum Beispiel: »Jeffrey, Ihre Leistung lässt sehr zu wünschen übrig, von Ihnen hatte ich wirklich mehr erwartet!« Wie eine Schuldirektorin sieht Miss Duke jedenfalls nicht aus.

Irgendwie finde ich es cool, dass ihr sogar ein Hosenanzug super steht. Ich glaube, falls ich später jemals in einem Büro arbeiten sollte, würde ich auch gern einen Hosenanzug tragen und so autoritär wirken wie Miss Duke. Außerdem sind ihre dunklen Haare immer mega-ordentlich hochgesteckt, und ihr Make-up ist auch nie verschmiert. Kurzum: Miss Duke ist eine ziemlich einschüchternde Erscheinung.

Erst recht, wenn man die Haare einer Klassenkameradin angezündet hat.

»Wir hatten gerade Chemie, und . . . Anna . . . Anna hat . . . Josie Grahams Haare in Brand gesteckt!«, stieß Mrs Ginnwell stammelnd hervor.

Mrs Ginnwell ist weder autoritär noch einschüchternd. Irgendwie erinnert sie mich an einen Papagei. Allerdings keinen coolen, der bei einem Piraten auf der Schulter sitzt, sondern einen nervigen, übereifrigen, der einem krächzend um den Kopf flattert und einem unerwartet seine Flügel ins Gesicht klatscht.

»Ist Josie verletzt?«, fragte Miss Duke alarmiert.

Mrs Ginnwell schüttelte den Kopf, und ihre rotblonden Locken kräuselten sich um ihre verschwitzte Stirn. »Es geht ihr den Umständen entsprechend gut, aber ihre Haare sind angesengt, und sie ist über und über mit Schaum bedeckt!«

»Verstehe«, antwortete Miss Duke, und ich hätte schwören können, dass ein amüsiertes Lächeln über ihr Gesicht huschte, das sofort wieder verschwunden war. »Und es wurde auch sonst niemand bei diesem Vorfall verletzt?«

»Nein.« Mrs Ginwell schüttelte erneut den Kopf.

»Wenn das so ist, würde ich vorschlagen, dass ich den Rest mit Anna allein bespreche. Setz dich doch bitte. Warum gehen Sie nicht auf einen Sprung ins Lehrerzimmer, Mrs Ginnwell? Bitten Sie einen Kollegen, ein paar Minuten für Sie einzuspringen, und gönnen Sie sich eine Tasse Tee.«

Mrs Ginnwell nickte und lockerte zögernd ihre Umklammerung meiner Schulter. Sie warf mir noch einen letzten strengen Blick zu, als hätte sie Angst, dass ich bei nächster Gelegenheit einen Flammenwerfer aus meinem Schließfach holte und damit die Schule abfackelte. Keine Ahnung, wie sie auf solche Gedanken kommt, schließlich habe ich erst kürzlich einen hervorragenden Aufsatz über Pinguine geschrieben. Jemand, der bereits in der neunten Klasse mit so viel Mühe und innerer Reife einen Aufsatz über Pinguine verfasst, verbringt seine Freizeit ja wohl kaum damit, Pläne zur Zerstörung der Schule zu schmieden.

Ich ließ mich also nervös auf dem Lederstuhl vor Miss Dukes Schreibtisch nieder, während die Direktorin wieder auf ihrem Schreibtischstuhl Platz nahm. Mrs Ginnwell funkelte mich noch einmal böse an und zog geräuschvoll die schwere Holztür hinter sich zu. Für einen Moment herrschte Schweigen, während Miss Duke die Papiere zusammenschob, über denen sie gebrütet hatte, bevor wir ihr Büro gestürmt hatten.

»Erzähl mir doch bitte mal genau, was passiert ist.«

Ich holte tief Luft und erzählte, dass wir gerade Chemie gehabt hätten und dass Josie und ich in einem Zweierteam gelandet seien (worüber wir beide nicht besonders begeistert gewesen waren, was ich Miss Duke allerdings lieber verschwieg).

Vermutlich ahnte sie dennoch, dass Josie und ich keine besonders gute Kombination abgeben. Josie gehört nämlich zu den beliebtesten Mädchen überhaupt. Sie ist die beste Freundin von Sophie Parker, dem beliebtesten Mädchen des ganzen Jahrgangs, und die beiden hängen gern mit den coolsten Typen ab, zum Beispiel Brendan Dakers und James Tyndale. An den Wochenenden macht Josie regelmäßig Party, und wenn sie in die Schule kommt, ist sie perfekt geschminkt und frisiert (mit viel Haarspray).

Ich verbringe meine Wochenenden damit, Comics zu lesen, mit meinem Dad CSI zu gucken und mich bei meinem Labrador namens Hund über mein Leben zu beschweren. Er ist das einzige Wesen auf diesem Planeten, das mir zuhört. Und selbst er macht das nur, wenn ich ein Stück Bacon in der Hand halte.

Ich ließ bei meiner Erzählung in Miss Dukes Büro also weg, dass Josie Brendan sehnsüchtige Blicke zuwarf, weil sie offenbar lieber mit ihm in einem Team gelandet wäre, bevor sie sich mit einem tiefen Seufzer und ohne mich zu begrüßen zu mir setzte. Sie würdigte mich keines Blickes, nicht einmal, als ich mit einem lässigen »Howdy, Partner« versuchte, die Atmosphäre ein bisschen aufzulockern.

Keine Ahnung, warum ich mich ausgerechnet für diese Cowboy-Begrüßung entschied. Jedenfalls nicht, weil ich vorhatte, schon kurz darauf das Feuer auf sie zu eröffnen.

Weil Josie offenbar keine Lust hatte, sich an dem Experiment zu beteiligen, war ich auf mich allein gestellt. Genau genommen hatte Mrs Ginnwell den Teil mit dem Bunsenbrenner noch gar nicht erklärt, da alle noch damit beschäftigt waren, ihre Laborkittel und Schutzbrillen anzuziehen. Manche Leute ließen sich ewig Zeit damit, und Josie stützte sich gelangweilt auf den Ellbogen und blickte immer wieder zu Brendan hinüber und lachte über alles, was er zu ihr sagte,...