Gesundheitscoaching - konzeptionelle Diskussion und Marktanalyse: Argumentation für das Gesundheitscoaching, Definition von Gesundheitscoaching, der Gesundheitscoachingprozess

von: Michael Estel

Bachelor + Master Publishing, 2015

ISBN: 9783955498733 , 69 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 98,00 EUR

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Gesundheitscoaching - konzeptionelle Diskussion und Marktanalyse: Argumentation für das Gesundheitscoaching, Definition von Gesundheitscoaching, der Gesundheitscoachingprozess


 

Textprobe: Kapitel 3.1.1, Salutogenese und Kohärenzerfahrung: Eine weitere Entwicklung in Bezug auf die Integration der Gesundheitsmodelle in das GC ist dem israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1997) zu verdanken. Überrascht von der Fähigkeit des Menschen trotz der Konfrontation mit vielfältigen Gesundheitsrisiken gesund zu bleiben, entwickelte er das Konzept der Salutogenese und damit den Gegenpol zur Pathogenese (Antonovsky, 1997). 'Das Konzept der Salutogenese wendet sich also den Prozessen zu, die Gesundheit fördern' (Wülser, 2009, S.36). 'Sie rührt aus dem Postulat, das Heterostase, Altern und fortschreitende Entropie die Kerncharakteristika aller lebenden Organismen sind' (Antonovsky, 1997, S.29). Antonovsky fordert, nicht nach den Ursachen für eine Krankheit (oder Stressbelastungen) zu suchen, nicht zuletzt weil sich jene Suche als sehr schwierig erweisen würde, sondern sich zu fragen, woher die negative Entropie rührt und dem Organismus stattdessen zu helfen, Bewältigensstrategien zu entwickeln, um aktiv seine Umwelt zu adaptieren (vgl. Antonovsky, 1997, S.30). Der Salutogenese liegt die Annahme zugrunde, dass Krankheit und Gesundheit nicht als Gegensätze, sondern als Kontinuum aufgefasst werden und der Mensch sich innerhalb des Kontinuum lokalisieren lässt (vgl. Ostermann, 2010, S.98). Die Position des Menschen auf dem Kontinuum ist zum einen von den äußeren Umständen abhängig, im Wesentlichen meint Antonovsky damit Stressbelastungen. Das individuelle Bewältigungsverhalten entscheidet dann, ob die Reaktionen auf diverse Belastungen gesundheitsschädlich, neutral oder gesundheitsförderlich sind. Das Bewältigungsverhalten (Coping) wiederum ist abhängig von den Widerstandsressourcen, die zum Beispiel aus materiellen, sozialen, körperlichen oder geistigen Faktoren generiert werden können (vgl. Antonovsky, 1997, S. 27). Je optimaler die Konfiguration der Widerstandsressourcen, desto ausgeprägter ist der sogenannte Kohärenzsinn (vgl. Ostermann, 2010, 98) oder Kohärenzerleben (vgl. Wülser, 2009, S.36, 37;), oder Kohärenzgefühl (vgl. Metz, 2010, S.26, Antonovsky, 1997, S.33). 'Menschen mit einen stark ausgeprägten Kohärenzsinn fühlen sich also in der Lage, mit Anforderungen und Belastungen umzugehen' (Wülser, 2009, S. 37). Der abstrakte Begriff des Kohärenzgefühls lässt sich sodann als Komposition aus 'Verstehbarkeit', 'Handhabbarkeit' und 'Bedeutsamkeit' begreifen. Verstehbarkeit beschreibt die Fähigkeit der Person, Stimuli als kognitiv sinnhaft, geordnet, konsistent und vorhersagbar wahrzunehmen. Handhabbarkeit definiert sich aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen, auf die eine Person zugreifen kann, sofern sie mit einem Stimulus konfrontiert wird. Durch die Bedeutsamkeit fließen emotionale, motivationale und biographische Aspekte in die Zuweisung der Bedeutung eines Stimulus für die Person (vgl. Antonovsky, 1997. S. 34, 35). Die dargestellten drei Komponenten des Kohärenzerlebens sind demnach stark mit der individuellen Kognition verbunden (vgl. Antonovsky, 1997. S. 34). Da Kognition am ehesten durch den Erwachsenbildner (z.B. Coach) veränderbar ist, kann das Kohärenzgefühl ein Ansatzpunkt für GC sein. Lippmann (2009) nutzt ebenfalls dieses Konzept für den Coachingprozess von Krisen (vgl. Lippmann, 2009, S. 179). Das Salutogenetische Konzept beschreibt Gesundheit als Kontinuum, das abhängig von individuellen Ressourcen und spezifischer Kognition ist. Das biopsychosoziale Modell für Gesundheit soll keine Alternative zum Modell der Salutogenese sein, sondern eine Ergänzung. Das Kohärenzerleben steht sehr nahe am Konzept der Resilienz. Resilienz ist die Fähigkeit aus biologischen, biografischen und konstitutionellen Ressourcen zu schöpfen (vgl. Knoll, 2005, S.134). Zusammenfassend ist in Bezug auf das GC festzuhalten, dass eine positive Definition von Gesundheit und ein salutogenetischer Ansatz sinnvoll erscheinen. Denn Menschen reagieren individuell differenziert auf Herausforderungen und Stress. In besonderes Augenmerk gilt hier dem 'Kohärenzgefühl', da es einen Ansatz bietet, Ressourcen aus der Kognition und unabhängig von externen Ressourcen zu generieren. Keinesfalls können pathogenetische Ansätze sinnvoll für das GC sein, weder kann der Couch den Klienten fragen was ihm fehlt (das weiß der Klient noch nicht), noch kann der 'gemeine Chef' oder die ungünstigen Arbeitszeiten allein am schlechten Zustand des Klienten schuld sein. Gesundheit als salutogenetisches, biopsychosoziales Modell aufzufassen, würde dem Coach also umfangreiche Interventionsansätze eröffnen und auch die Aussicht, das Gefühl von Gesundheit beim Klienten zu generieren, wenn er im medizinischen Sinne nicht gesund ist.