E.T.A. Hoffmann und der künstliche Mensch: Analyse der Automatenfiguren in 'Der Sandmann' und 'Die Automate'

von: Christine Konkel

Bachelor + Master Publishing, 2015

ISBN: 9783958207424 , 55 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 14,99 EUR

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E.T.A. Hoffmann und der künstliche Mensch: Analyse der Automatenfiguren in 'Der Sandmann' und 'Die Automate'


 

Textprobe: Kapitel 3, Künstliche Menschen in der Literatur: Zwar soll es schon vor dem 18. Jahrhundert künstliche Menschen in der Literatur gegeben haben, doch einen verstärkten Eingang in dieselbe fand das Thema erst im späten 18. Jahrhundert, wie Helmut Swoboda schreibt, 'im Gefolge der Philosophen und Mechaniker, vor allem La Mettries und Vaucansons.'', als auch der technische Fortschritt zum vermehrten Bau von Automaten führte. Als das Thema in der Literatur aktuell wurde, waren die Androiden-Konstruktionen an einem Punkt, an dem sie dem Menschen immer ähnlicher wurden und sie nahezu perfekt wirkten. Besonders die romantischen Autoren bedienten sich der Thematik der Maschinenmenschen. Interessanterweise war in der Romantik, also der Hochzeit der Androiden-Literatur, die Zeit in der die Erfindungen der Automaten für Gesprächsstoff sorgten, schon längst wieder vorbei. Zur Verdeutlichung seien noch einmal die Daten der Automatenerfindungen erwähnt: Der Flötenspieler und die mechanische Ente von Vaucanson wurden 1737 und 1738 gebaut, während die berühmtesten Automaten von Pierre und Henri-Louis Jaquet-Droz 1775 in Paris vorgestellt wurden. Der ominöse Schachtürke von Wolfgang von Kempelen wurde 1769 der Öffentlichkeit vorgestellt. Er nimmt unter den genannten Automaten eine Sonderstellung ein, da über ihn nicht nur jahrzehntelang diskutiert wurde, sondern auch seine literarischen Folgen noch lange über die Zeit der Romantik hinaus andauerten. Zu nennen sind beispielsweise die Theaterstücke 'Die Schachmaschine' (1798) von Heinrich Beck und 'Le Joueur d'Echecs' (1801) von Benoit-Joseph Marsollier. Erwähnenswert ist auch der kritische Artikel 'Maelzel's Chess Player', den Edgar Alan Poe 1836 veröffentlichte, nachdem er 1834 den Schachtürken von Kempelens, der nach seinem Tod in den Besitz von Nepomuk Maelzel überging, gesehen hatte. Der Artikel enthält eine logische Herleitung Poes, warum der Schachtürke ein Trickautomat sein müsse. Wieder in Form eines Theaterstücks fand der Schachtürke 1866 in dem Werk 'Modus Operandi or The Automaton Chess Player' von J. Walker Eingang in die Literatur. 1881 erschien in Warschau die Novelle 'Szach I mat!' von Ludwik Niemojowski. Sie wurde 1967 verfilmt, ein Beweis, dass selbst im 20. Jahrhundert der Schachtürke durchaus noch ein Thema war. Dies zeigt auch der Roman 'Le Joueur d'Echecs' von Henry Dupuy-Mazuel, der 1926 erschien und den Kempelen'schen Automaten ebenso behandelt wie die Novelle 'Die Majestätsbeleidigung' von Reinhard Rebensburg (1949), der Roman 'Kempelen, a varázsló' (Kempelen der Zauberer, 1957) von Szlatnei Resznö und der Roman 'Kingkill' (1977) von Thomas Garvin. Nichtsdestotrotz war die Romantik die Hochzeit, wenn es um die Thematik des künstlichen Menschen in der Literatur geht. So findet man gleich in mehreren Werken des Autors Achim von Arnim das Motiv des künstlichen Menschen. In 'Gräfin Dolores' (1810) treten mit dem Flötenspieler und einer mechanischen Ente gleich zwei Androiden auf, die an die Automaten von Vaucanson erinnern. In 'Isabella von Ägypten' (1812) führt Arnim mehrere künstliche Menschen, darunter einen lebenden Toten und einen weiblichen Golem, an, während er in 'Maria Melück Blainville' (1812) eine Puppe lebendig werden lässt. Weitere Werke aus der Romantik mit der Thematik des künstlichen Menschen sind Ludwig Tiecks 'Willian Lovell' (1795/1796), Clemens Brentanos und Joseph Görres' 'Wunderbare Geschichte von BOGS dem Uhrmacher' (1807), Brentanos Komödie 'Ponce de Leon' (1801) und sein Märchen 'Gockel, Hinkel und Gackeleia' (1811), aber auch Mary Shelleys weltberühmter Roman 'Frankenstein' (1817).