Crossfire. Hingabe - Band 4 - Roman

von: Sylvia Day

Heyne, 2014

ISBN: 9783641146252 , 480 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Crossfire. Hingabe - Band 4 - Roman


 

1

Wie eiskalte Nadeln fühlte sich das Wasser auf meiner glühenden Haut an und verjagte die letzten Bruchstücke eines Albtraums, an den ich mich nicht mehr genau erinnern konnte.

Ich schloss die Augen und trat weiter unter den dichten Duschstrahl, um die letzten Reste von Angst und Ekel durch den Abfluss zu spülen. Ein heftiger Schauer durchfuhr mich, und meine Gedanken wanderten zu meiner Frau, meinem Engel, der friedlich in der Wohnung nebenan schlief. Ich brauchte sie jetzt, wollte mich in ihr verlieren, und Wut überkam mich, denn ich konnte sie im Moment nicht haben. Konnte sie nicht an mich drücken. Konnte ihren üppigen Körper nicht unter meinen ziehen, mich in ihr versenken und durch ihre Berührungen alle Erinnerungen auslöschen.

»Verdammt!« Ich stemmte mich gegen die kühlen Fliesen und ließ den schmerzhaft harten Strahl auf mich niederprasseln, bis mir die Kälte durch und durch ging. Ich war ein egoistisches Arschloch.

Wenn ich ein besserer Mensch wäre, hätte ich sofort, als ich Eva Tramell zum ersten Mal sah, den Rückzug angetreten.

Stattdessen hatte ich sie geheiratet und zu Mrs. Cross gemacht. Und viel lieber hätte ich dafür gesorgt, dass die Nachricht über alle erdenklichen Medien verbreitet wurde, anstatt sie im engsten Kreis unserer Freunde wie ein Geheimnis zu hüten. Schlimmer noch: Da ich nicht beabsichtigte, sie jemals gehen zu lassen, musste ich irgendwie wiedergutmachen, dass wir nicht mal im selben Raum schlafen konnten – so ein Wrack war ich!

Ich seifte mich ein und wusch schnell den klebrigen Schweiß ab, mit dem ich aufgewacht war. Kurz darauf ging ich ins Schlafzimmer und zog mir eine Jogginghose an, bevor ich mein Arbeitszimmer aufsuchte. Es war gerade mal sieben Uhr morgens.

Nur ein paar Stunden zuvor hatte ich Eva in ihrer Wohnung zurückgelassen, die sie sich mit ihrem besten Freund Cary Taylor teilte. Sie sollte noch ein paar Stunden Schlaf bekommen, ehe sie zur Arbeit aufbrach. Wir hatten die ganze Nacht miteinander verbracht, weil wir beide gleichermaßen bedürftig und scharf waren. Aber da war noch etwas gewesen: ein Drängen von Eva, das an mir nagte und ein ungutes Gefühl bei mir hinterließ.

Irgendwas setzte meiner Frau zu.

Mein Blick wanderte zum Fenster und dem Panorama von Manhattan dahinter, dann zur Wand, die leer war – ganz im Gegensatz zu der Wand meines Arbeitszimmers in unserem gemeinsamen Penthouse auf der Fifth Avenue, wo überall Fotos von ihr oder uns hingen. Ich hatte die Collage genau vor Augen, da ich sie die letzten Monate endlose Stunden betrachtet hatte. Früher hatte ich mich in meine Welt eingekapselt und auf die Stadt hinabgeblickt. Jetzt sah ich mir Eva an.

Ich setzte mich an den Schreibtisch, erweckte meinen Computer mit einem Ruckeln an meiner Maus zum Leben und holte tief Luft, als das Gesicht meiner Frau auf dem Monitor erschien. Auf diesem Foto war sie vollkommen ungeschminkt, und durch die hellen Sommersprossen auf ihrer Nase wirkte sie jünger als vierundzwanzig. Mein Blick wanderte über ihre Gesichtszüge: ihre geschwungenen Augenbrauen, ihre hellen grauen Augen, ihre vollen Lippen. In den wenigen Momenten, in denen ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, konnte ich diese Lippen fast auf meiner Haut spüren. Ihre Küsse waren Segnungen, Versprechen meines Engels, die mein Leben erst lebenswert machten.

Ich atmete entschlossen aus, griff nach dem Telefon und drückte die Kurzwahltaste für Raúl Huerta. Obwohl es noch so früh war, meldete er sich prompt und wirkte wach und aufnahmefähig.

»Mrs. Cross und Cary Taylor fliegen heute nach San Diego«, erklärte ich und merkte, dass sich meine rechte Hand unwillkürlich zur Faust ballte. Mehr musste ich nicht sagen, denn Huerta erwiderte:

»Alles klar.«

»Bis zwölf will ich auf meinem Schreibtisch ein aktuelles Foto von Anne Lucas und detaillierte Informationen, wo sie gestern Abend war.«

»Spätestens«, versicherte Huerta.

Ich legte auf und starrte auf Evas faszinierend schönes Gesicht. Ich hatte sie in einem unbeobachteten glücklichen Moment erwischt und war fest entschlossen, ihr ein Leben in genau diesem Zustand zu garantieren. Aber gestern Nacht hatte ihr möglicherweise ein Zusammentreffen mit einer meiner Verflossenen zugesetzt. Es war schon eine ganze Weile her, dass Anne und ich uns gesehen hatten, wenn sie allerdings am Kummer meiner Frau schuld war, würde sie mich schneller wiedersehen, als ihr lieb war.

Ich rief meinen E-Mail-Account auf, sichtete meine neuen Nachrichten, schrieb, wenn erforderlich, kurze Antworten und arbeitete mich langsam zu der Betreffzeile vor, die mir sofort nach Öffnen des Posteingangsfachs ins Auge gesprungen war.

Ich spürte Eva schon, bevor ich sie sah.

Ich hob den Kopf und ließ meine Finger auf der Tastatur ruhen. Ein plötzliches Aufwallen von Verlangen dämpfte die Unruhe, die mich immer quälte, wenn ich nicht bei ihr war.

Ich lehnte mich zurück, um ihren Anblick besser genießen zu können. »Du bist früh auf, mein Engel.«

Mit dem Schlüssel in der Hand stand Eva in der Tür; ihre blonden Haare waren sexy zerwühlt, ihre Wangen und Lippen noch vom Schlaf gerötet. Sie trug nur ein Tanktop und Shorts, keinen BH, und der gerippte Baumwollstoff spannte sanft über ihrem üppigen Busen. Sie war zierlich und hatte Kurven, die jeden Mann in die Knie zwangen, wies aber immer wieder darauf hin, wie sehr sie sich doch von den Frauen unterschied, mit denen ich früher gesehen worden war.

»Ich hab dich vermisst, als ich aufwachte«, erwiderte sie mit ihrer kehligen Stimme, bei der ich immer sofort steif wurde. »Wie lange bist du schon auf?«

»Noch nicht lange.« Ich schob die Tastaturablage in den Schreibtisch, um Platz für sie zu machen.

Ich war hin und weg, als sie auf nackten Füßen zu mir tappte. Schon als ich sie das erste Mal sah, wusste ich, dass ich verloren war. Es lag an ihren Augen und der Art, wie sie sich bewegte. Alle Männer starrten sie an, wo sie auch war. Sie verzehrten sich nach ihr. Genau wie ich.

Als sie nahe genug gekommen war, umfasste ich ihre Taille und zog sie auf meinen Schoß. Dann senkte ich den Kopf, umschloss mit meinem Mund ihre Brustwarze und saugte lang und heftig daran. Ich hörte sie aufkeuchen, spürte, wie ihr Körper auf die Empfindung ansprang, und musste im Stillen lächeln. Ich konnte alles mit ihr machen, was ich wollte. Dieses Recht hatte sie mir gewährt. Ein größeres Geschenk hatte ich noch nie bekommen.

»Gideon.« Sie fuhr mir mit den Händen durchs Haar.

Sogleich ging es mir viel, viel besser.

Ich hob den Kopf, küsste sie und schmeckte ihre nach Minze schmeckende Zahnpasta und, darunter, ihren unverwechselbaren eigenen Geschmack. »Hmmm?«

Sie berührte mein Gesicht und sah mich forschend an. »Hattest du wieder einen Albtraum?«

Ich atmete geräuschvoll aus. Von Anfang an hatte sie mich durchschauen können. Aber ich wusste nicht, ob ich mich je daran gewöhnen würde.

Mit meinem Daumen strich ich über den nassen Stoff, der an ihrer Brustwarze klebte. »Lass uns lieber über den feuchten Traum reden, zu dem du mich gerade inspirierst.«

»Worum ging es?«

Ich presste die Lippen zusammen, weil sie so hartnäckig war. »Weiß ich nicht mehr.«

»Gideon –«

»Lass es, mein Engel.«

Eva versteifte sich. »Ich will dir doch nur helfen.«

»Du weißt doch, wie du das kannst.«

Sie schnaubte. »Sexmaniac.«

Ich zog sie enger an mich. Da mir die Worte fehlten, ihr zu sagen, wie es sich anfühlte, sie in meinen Armen zu halten, liebkoste ich ihren Hals und atmete den heiß geliebten Duft ihrer Haut ein.

»Ace.«

Etwas in ihrer Stimme weckte meinen Argwohn. Langsam zog ich mich zurück und betrachtete prüfend ihr Gesicht. »Sag es.«

»In San Diego …« Sie senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe.

Reglos wartete ich ab, was sie mir zu sagen hatte.

»Six-Ninths wird auch da sein«, sagte sie schließlich.

Sie versuchte nicht, das zu verbergen, was ich längst wusste, nämlich dass sie mit ihrem Exfreund Brett Kline immer noch Kontakt hatte. Das erleichterte mich, trotzdem spürte ich, wie mich Anspannung überkam.

»Ist das ein Problem für dich?«, fragte ich mit ruhiger Stimme, obwohl ich alles andere als ruhig war.

»Nein, das ist es nicht«, sagte sie leise. Aber ihre Finger strichen nervös durch mein Haar.

»Lüg mich nicht an.«

»Ich lüge nicht.« Sie holte tief Luft und sah mir dann direkt in die Augen. »Irgendwas stimmt nicht. Ich bin verwirrt.«

»Weswegen genau?«

»Sei doch nicht so«, sagte sie leise. »So eisig und einschüchternd.«

»Du musst schon entschuldigen, aber ich bin nicht gerade entzückt, von meiner Ehefrau zu hören, dass sie wegen eines anderen verwirrt ist.«

Sie wand sich aus meinem Griff, und ich ließ sie, damit ich sie mit etwas mehr Distanz beobachten – und einschätzen – konnte. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«

Ich ignorierte bewusst das eisige Gefühl, das sich in meinem Magen ausbreitete. »Versuch’s einfach.«

»Es ist nur –« Sie senkte den Blick und kaute an ihrer Unterlippe. »Da ist noch etwas … nicht abgeschlossen.«

Meine Brust zog sich in einem heißen Krampf zusammen. »Turnt er dich an, Eva?«

Sie erstarrte. »Nein, so ist es nicht.«

»Liegt es an seiner Stimme? Den Tattoos? Seinem magischen...