Freiwilliges Engagement in Deutschland. Freiwilligensurvey 1999 - Ergebnisse der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement Band 3: Frauen und Männer, Jugend, Senioren, Sport

von: Sibylle Picot

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2010

ISBN: 9783531917054 , 372 Seiten

3. Auflage

Format: PDF

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 49,44 EUR

Mehr zum Inhalt

Freiwilliges Engagement in Deutschland. Freiwilligensurvey 1999 - Ergebnisse der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement Band 3: Frauen und Männer, Jugend, Senioren, Sport


 

5. Engagementverständnis, Organisationsformen und Leistungen der freiwillig engagierten Seniorinnen und Senioren (S. 268-269)

5.1 Grundverständnis des freiwilligen Engagements


Die Übernahme eines Ehrenamtes war früher eine Ehrensache und oftmals eine soziale Auszeichnung. Motivation, Zeit, Geld und gesellschaftliche Anerkennung waren Voraussetzungen, um den Dienst an der Gesellschaft leisten zu können. Diese Charakterisierung trifft besonders auf das traditionelle Ehrenamt zu. Neben dieses "klassische" Ehrenamt, welches sich zumeist in den Traditionsverbänden und Vereinen etabliert hat, treten heute die neuen oder modernen Formen des Ehrenamtes, die sich als freiwilliges Engagement in unterschiedlichen Initiativen, Projekten und Selbsthilfegruppen zeigt. Daher wird in der gegenwärtigen Diskussion eine Vielzahl von Begriffen wie "Ehrenamt", "neues und altes Ehrenamt", "bürgerschaftliches Engagement", "Freiwilligenarbeit", "Projektarbeit" "Initiativarbeit" und "Selbsthilfe" verwendet.

In der Begrifflichkeit, mit der die Engagierten ihre freiwilligen Tätigkeiten charakterisieren, kommen der Wandel des Ehrenamtes, der Engagementformen und Motive zum Ausdruck. Daher ist die Frage, mit welchem Leitbegriff in der öffentlichen Diskussion das Engagement im Freiwilligenbereich angesprochen wird, sowohl für die Anerkennung des Engagements wie auch für die Erschließung von Engagementpotenzialen durch die Förderung neuer Zugangswege von Bedeutung. Ältere, die ihr Engagement als Bürgerengagement, als Selbsthilfe, Initiative und Projektarbeit oder als Freiwilligenarbeit verstehen, können z.B. mit dem Begriff des Ehrenamtes nur unzureichend erreicht werden.

Unterschiedliche quantitative Ergebnisse von Studien zum "Ehrenamt" erklären sich häufig z.T. daraus, dass Begriffe für freiwilliges Engagement zugrunde gelegt wurden, die nur Teilverständnisse erfassen (z.B. Ehrenamt vs. neue Engagementformen). Mindestens genau so hoch ist die praktische Bedeutung der Tatsache einzustufen, dass in der Bundesrepublik Deutschland kein einheitlicher Begriff existiert, der das gesamte Spektrum freiwilliger Tätigkeiten und Leistungen umschreibt, die freiwillig, weitgehend unentgeltlich und gemeinwohlorientiert erbracht werden.

Eine einfache Verständigung über freiwilliges Engagement unter Bürgerinnen und Bürgern oder mit Bürgerinnen und Bürgern ist demnach kaum möglich. Gerade für Praktiker, die freiwilliges Engagement fördern und unterstützen, ist die Kenntnis der tatsächlichen Grundverständnisse des Engagements in der Bevölkerung von erheblicher Bedeutung. Mit der Vorbereitung auf das Jahr 2001, das zum internationalen Jahr der Freiwilligen deklariert ist, erhält die Antwort auf diese Frage eine zugespitzte Bedeutung.

Ihre freiwilligen Tätigkeiten bezeichnen die Senior/innen am häufigsten als "Freiwilligenarbeit". Von den 50- bis 59-Jährigen wählen 4 von 10 Personen diese Bezeichnung und bei den Senior/innen sogar jeder zweite. Insbesondere im Bereich Schule &Kindergarten sowie im Bereich der Freizeit und Geselligkeit wird das Engagement als Freiwilligenarbeit bezeichnet. Senior/innen, die noch berufstätig sind, sowie nicht Erwerbstätige im Alter 50 - 59 Jahre, die über einen geringen Bildungsabschluss verfügen, wählen diese Bezeichnung besonders häufig (vgl. Abb. 5.1).