Die drei !!!, 47, Unter Verdacht! (drei Ausrufezeichen)

von: Maja von Vogel

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2014

ISBN: 9783440143940 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 47, Unter Verdacht! (drei Ausrufezeichen)


 

Schock beim Abendessen


»Hmmm, lecker!« Kim schloss genießerisch die Augen, während sie in die knusprige Neujahrswaffel biss, die sie mit einem Klacks Sahne und Schokostreuseln garniert hatte.

»Ich liebe Neujahrswaffeln!« Auch Marie knabberte begeistert an dem Gebäck. »Wie gut, dass deine Mutter so gerne backt, Franzi.«

Franzi nickte. »Finde ich auch. Greift zu! Frisch schmecken die Waffeln am besten.«

Das ließen sich Kim und Marie nicht zweimal sagen. Gefräßiges Schweigen senkte sich über den Pferdeschuppen. Kim fühlte sich rundum wohl. Auf dem Tisch flackerte eine Kerze und der Bollerofen in der Ecke verbreitete kuschelige Wärme. Kim spülte den letzten Bissen ihrer Waffel mit einem Schluck Roibusch-Vanille-Tee hinunter. Es war ein Samstagnachmittag Anfang Januar, draußen war es klirrend kalt und die drei !!! hatten sich zum ersten Detektivclub-Treffen des Jahres in ihrem Hauptquartier versammelt. Der ehemalige Pferdeschuppen befand sich direkt neben dem Bauernhaus von Franzis Familie, was den Vorteil hatte, dass die Mädchen häufig in den Genuss von Frau Winklers Backkünsten kamen. Kim, die Süßes fast so sehr liebte wie ihren Freund Michi, fand diesen Umstand ausgesprochen angenehm. Da der Club gerade sowieso keinen aktuellen Fall hatte, konnte sich Kim voll und ganz auf die leckeren Waffeln konzentrieren.

»Habt ihr gute Vorsätze fürs neue Jahr?«, erkundigte sich Marie, während sie Schokoladensoße auf ihre Waffel träufelte. »Ich hab mir zum Beispiel vorgenommen, mich nicht mehr so oft über Lina aufzuregen. Das kostet mich einfach zu viele Nerven!«

Maries Stiefschwester schaffte es mit ihrer oft etwas dreisten Art immer wieder, Marie zur Weißglut zu treiben. Ganz anders als Finn, Maries kleiner Halbbruder, den sie über alles liebte. Marie konnte ihn stundenlang herumtragen oder im Kinderwagen durch die Gegend fahren.

Franzi grinste. »Meinst du wirklich, das klappt?«

Marie zuckte mit den Schultern. »Ich werde es zumindest versuchen, auch wenn es nicht leicht wird. Stellt euch vor, neuerdings lädt Lina ständig ihre Freundinnen ein, um mit Finn anzugeben. Gestern wollte sie mir doch glatt verbieten, einen Spaziergang mit dem Kleinen zu machen, bloß weil sie ihn einer Mitschülerin vorführen wollte. Finn ist doch kein Zirkuspferd, und erst recht nicht Linas Eigentum!«

»Vereinbart doch einen Zeitplan«, schlug Kim vor. »Montags, mittwochs und freitags darf sich Lina um Finn kümmern und dienstags, donnerstags und samstags bist du dran.«

Franzi kicherte. »Und am Sonntag hat Finn seinen freien Tag.«

Maries Miene hellte sich auf. »Gute Idee! Das werde ich Lina nachher gleich vorschlagen.«

Franzi nippte an ihrem Tee. »Also, ich hab mir gar nichts fürs neue Jahr vorgenommen. Meistens werfe ich meine guten Vorsätze sowieso nach ein paar Tagen wieder über Bord.«

Kim seufzte. »Geht mir genauso. Letztes Jahr wollte ich weniger Süßigkeiten essen und mehr Sport treiben. Hat leider nicht geklappt.« Sie verzog das Gesicht, als sie an die Berge von Plätzchen, Lebkuchen und Dominosteinen dachte, die sie über Weihnachten verputzt hatte. »Darum hab ich dieses Jahr einen anderen Vorsatz: Ich will endlich meine Krimi-Kurzgeschichte beenden und regelmäßig Schreibübungen machen.«

Kim war nicht nur die Gründerin und der Kopf des Detektivclubs Die drei !!!, sie schrieb auch gerne Kriminalgeschichten und träumte davon, später eine berühmte Autorin zu werden. Leider kam das Schreiben bei der vielen Detektivarbeit oft zu kurz. Kim dachte nicht gern daran, wie lange ihre letzte Krimi-Kurzgeschichte schon als unvollendete Datei irgendwo im Speicher ihres Laptops vor sich hin schlummerte. Sie musste dringend aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden!

»Ich habe genau das Richtige für dich!« Franzi zog einen zerknitterten Zettel aus ihrer Jeanstasche und reichte ihn Kim. »Den Flyer hab ich im Café Lomo mitgenommen.«

Kim strich den Zettel glatt. Auf schwarzem Grund stand in neongrünen Buchstaben:

POETRY-SLAM

Wann? 19. Januar, 19.00 Uhr

Wo? Im Café Lomo

Wer? Du! Ja, genau du!

Melde dich mit deinem Text direkt bei uns an.

Das Publikum kürt den Sieger.

Das ist deine Chance!

SEI DABEI!

Kim ließ den Flyer sinken. »Das Lomo organisiert einen Poetry-Slam?«, fragte sie überrascht.

Franzi nickte. »Cool, oder?«

Marie runzelte die Stirn. »Ist ein Poetry-Slam nicht so eine Art Dichterwettstreit?«

»Genau«, bestätigte Kim. »Jeder kann dort auf der Bühne seine selbst geschriebenen Texte vorlesen. Meistens ist die Zeit auf fünf Minuten pro Teilnehmer begrenzt. Die Slammer treten gegeneinander an und das Publikum entscheidet durch seinen Applaus, wer gewinnt.«

»Klingt gut«, sagte Marie. »Machst du mit?«

Kim schüttelte heftig den Kopf. »Bist du verrückt? Ich würde lieber sterben, als meine Geschichte vor lauter fremden Leuten vorzulesen. Außerdem ist sie noch nicht fertig.«

Kim hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sie in der Schule ein Referat halten musste, bekam sie vor Aufregung jedes Mal Herzklopfen und feuchte Hände. Sie war immer heilfroh, sobald sie es hinter sich hatte.

»Dann wäre der Slam doch der perfekte Anlass, deine Kurzgeschichte endlich zu beenden.« Franzi tippte auf den Flyer, den Kim auf den Tisch gelegt hatte. »Das ist eine super Gelegenheit, um zu testen, wie deine Texte bei anderen Leuten ankommen.«

»Nein, danke!« Kim zog die Schultern hoch. »Weißt du, was passiert, wenn ein Slammer dem Publikum nicht gefällt? Er wird gnadenlos ausgebuht! Das würde ich nicht überleben …« Allein bei der Vorstellung wurde Kim beinahe übel. Vielleicht lag das aber auch daran, dass sie bereits fünf Neujahrswaffeln mit reichlich Sahne verdrückt hatte.

»Ach was, du wirst bestimmt nicht ausgebuht«, sagte Marie. »Zumindest Franzi und ich werden dir zujubeln, versprochen!«

Kim grinste schief. »Das ist lieb von euch. Ich werde darüber nachdenken, okay?« Ihre Freundinnen brauchten ja nicht zu wissen, dass ihre Entscheidung längst gefallen war: Nie im Leben würde sie sich freiwillig in aller Öffentlichkeit lächerlich machen!

Franzi nahm die bauchige Kanne und goss ihren Freundinnen Tee nach. »Ich soll euch übrigens von Felipe grüßen. Wir haben vorhin geskypt.«

»Danke!« Marie warf ihrer Freundin einen mitfühlenden Blick zu. »Vermisst du ihn immer noch so sehr? Also, ich würde es ja keine einzige Woche ohne Holger aushalten.«

Franzis Freund Felipe war Halbmexikaner und machte schon seit mehreren Monaten ein Praktikum in einem mexikanischen Museum. Holger hingegen, mit dem Marie zusammen war, wohnte nur wenige Gehminuten von Marie entfernt im schicken Ostviertel und die beiden sahen sich fast täglich.

»Anfangs war es schwer, aber inzwischen habe ich mich halbwegs an unsere Fernbeziehung gewöhnt«, erzählte Franzi. »Natürlich fehlt mir Felipe. Andererseits habe ich so mehr Zeit für meine Hobbys. Ich kann mit Tinka ausreiten, wann ich will, oder stundenlang mit Leonhard durch den Skatepark cruisen.«

Franzi hatte ein eigenes Pony, das sie über alles liebte. Außerdem war sie sehr sportlich und ging gerne skaten, joggen, klettern oder schwimmen.

Kim grinste vielsagend. »So, so, du triffst dich also immer noch regelmäßig mit Leonhard. Das ist ja hochinteressant!«

Prompt lief Franzi rot an. »Wie oft soll ich es euch noch sagen? Leonhard und ich sind einfach nur gute Freunde, mehr nicht!«

Marie schnaubte spöttisch. »Das denkst auch nur du. Leonhard ist bis über beide Ohren in dich verliebt, so sieht’s aus!«

»Unsinn!« Franzi schüttelte den Kopf. »Zwischen uns läuft nichts und damit basta!«

Kim und Marie wechselten einen Blick, doch ehe sie nachhaken konnten, öffnete sich die Tür und ein Schwall kalter Luft drang in den Pferdeschuppen. Frau Winkler erschien auf der Schwelle.

»Hallo, ihr drei«, begrüßte sie die Mädchen. »Wie schmecken euch meine Neujahrswaffeln?«

»Gut, wie du siehst.« Franzi hielt ihrer Mutter die leere Schale hin.

»Die Waffeln waren wirklich köstlich«, bestätigte Kim.

»Freut mich.« Frau Winkler lächelte Kim und Marie zu. »Habt ihr Lust auf Lasagne? Ich habe gerade eine große Portion in den Ofen geschoben. Wenn ihr mögt, könnt ihr zum Abendessen bleiben. Natürlich nur, wenn eure Eltern nichts dagegen haben.«

»Gern!« Lasagne war Kims absolutes Lieblingsessen. Außerdem wusste sie aus Erfahrung, dass Frau Winkler nicht nur gut backen, sondern auch himmlisch kochen konnte. Marie nickte ebenfalls.

»Prima! In einer halben Stunde gibt es Essen.« Frau Winkler drehte sich um und schloss die Tür hinter sich.

Kim stöhnte. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht so viele Waffeln gegessen.« Sie hielt sich den Bauch.

»Da musst du jetzt durch«, sagte Marie ungerührt.

»Mach einfach deinen Hosenknopf auf«, schlug Franzi vor. »Dann geht’s dir bestimmt gleich besser.«

»Gute Idee!« Kims Miene hellte sich auf, während sie an ihrer Jeans nestelte. Sie seufzte erleichtert. »Jetzt bin ich bereit für die Lasagne!«

»Guten Appetit, allerseits!« Frau Winkler lächelte in die Runde und alle begannen zu essen. Der große Holztisch in der...