Alphawolf (Alpha Band 1) - Auftakt zur Gestaltwandlersaga - erotischer Werwolfroman

von: Sandra Henke

UBOOKS, 2018

ISBN: 9783866086036 , 256 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,95 EUR

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Alphawolf (Alpha Band 1) - Auftakt zur Gestaltwandlersaga - erotischer Werwolfroman


 

Kapitel 2

«Jesus, was ist denn da hinten los?» Walter Sarks leuchtete mit seiner Taschenlampe in den dunklen Gebäudetrakt und versuchte auszumachen, was vor sich ging. Der Krach war ohrenbetäubend. Es schepperte, etwas ging zu Bruch, immer wieder Wolfsgeheul und Kläffen, das in dem leeren Trakt aufdringlich laut klang.

«Bleiben Sie bitte zurück.» Tala Cocoon drängte das Krankenhauspersonal und Jim, den Wachmann, der sie alarmiert hatte, in den Gang zurück. «Es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.»

Nervös fuhr sich Jim über seine blonde Stoppelfrisur und setzte ­seine Mütze wieder auf. «Aber Sie können da doch nicht nur zu zweit rein. Wie viele Wölfe sind es, zehn … fünfzehn?»

«Zu viele Köche verderben den Brei. Wir wollen die Tiere nicht noch mehr erschrecken, sondern sie ruhig aus dem Gebäude vertreiben», erklärte sie und schob die Tür, die den Labortrakt mit dem restlichen Krankenhaus verband, langsam zu.

«Wir hätten die Biester doch erschießen sollen, aber Sie wollten ja unbedingt die Wild Protection rufen», hörte sie noch den diensthabenden Arzt aus der Notfallambulanz sagen. Die Ambulanz lag nur einen Gang entfernt. Der Arzt hatte gesehen, wie die Wölfe um die Klinik streiften, als er zum Rauchen durch den Hinterausgang in die Eiseskälte gegangen war, und den Sicherheitsdienst alarmiert.

Was bildete sich dieser Kerl ein, dachte Tala aufgebracht. Dass er über Leben und Tod entschied?

Tala hatte einen großen Respekt vor allen Wesen, schon durch ihre indianischen Wurzeln. Aus diesem Grund hatte Walter sie eingestellt. Vor einem halben Jahr hatte sich Tala bei Wild Protection beworben, weil sie die Tiere vor den Menschen und die Menschen vor den Tieren schützen wollte. Bis zu ihrer Einstellung zwei Monate später hatte Walter alleine gearbeitet. Aber die Tiere in den Wäldern Alaskas suchten immer öfter Anchorage auf, weil die meisten Einwohner ihren Müll nicht gut genug verschlossen, und Walt benötigte dringend Verstärkung bei seinem einsamen Kampf.

Tala teilte seinen Idealismus. Und die Bewohner der größten Stadt Alaskas gewöhnten sich erfreulicherweise immer mehr daran, die Bären, die im Sommer, und die Elche, die sich im Winter in ihre Gärten verirrten, nicht zu erschießen, sondern Wild Protection anzurufen. Tala und Walt kümmerten sich dann darum, dass die Tiere heil zurück in ihren natürlichen Lebensraum, die Wälder, kamen.

Was also machte ein ganzes Rudel Wölfe im Alaska Native Medical Center? Das war höchst ungewöhnlich. Die Wölfe knurrten und jaulten so aggressiv, dass Tala eine Gänsehaut bekam. «Was ist nur in die Tiere gefahren? Ob sie an Tollwut erkrankt sind?» Durch Tollwut verloren Wildtiere oft die Scheu vor Menschen.

Walt schüttelte den Kopf. «Mir ist kein Fall bekannt. Ich glaube, sie sind hinter etwas her.»

«Hier drinnen?» Vorsichtig machte sie einen Schritt in Richtung des Labors, in dem die Meute tobte, als wäre sie von Sinnen. «Das ist doch verrückt.»

Während sie auf den Raum zugingen, sagte er immer wieder: «Langsam.»

Tala fing es schon an zu nerven, als sie in ein Labor leuchtete und etwas entdeckte. «Das Rudel muss durch das Fenster reingekommen sein. Es ist zerbrochen. Aber ein Wolf würde doch nicht durch eine Scheibe springen, oder?»

«Vielleicht um rauszukommen, aber nicht rein.» Er schnalzte.

Ihr Puls stieg mit jedem Schritt, den sie der außer Kontrolle geratenen Meute näher kamen. «Das ist merkwürdig.»

«Ihre Beute muss durch die Scheibe gesprungen sein, anders kann ich es mir nicht vorstellen», murmelte er und zog seine Waffe.

Sie passte nicht zu ihm, fand Tala. Walter Sarks sah viel zu friedlich aus. Ein kleiner Fünfzigjähriger mit kurzem, überwiegend ergrautem Haar und auffällig runder Nase, der selbst im Winter nur einen Pullover trug. Der Pulli wölbte sich über seinen kleinen Bauch. Immerhin hatte er ein langärmeliges Polartech-Shirt und ein normales T-Shirt darunter an. Tala wäre das trotzdem zu wenig gewesen. Sie ging bei der Kälte nie ohne ihren Parka aus dem Haus, der einen warmen Pelzkragen besaß.

Auch sie holte ihre Pistole aus dem Halfter. Sie hatten nicht vor, den Wölfen etwas anzutun, sondern die Waffen waren zu ihrem Schutz, eine reine Verteidigungsmaßnahme, denn es handelte sich um Schreckschusspistolen mit Kautschukmunition. Bei einem ganzen Rudel nutzten Betäubungsgewehre nichts. Mit der Taschen­lampe leuchtete Tala in das Labor, in dem der Krampf tobte, konnte aber nichts Genaues erkennen. Überall waren Wölfe. Wie riesige wuselige Ameisen bevölkerten sie das Zimmer. Aber sie gehörten nicht derselben Unterart an. Es waren verschiedene, die sich zusammengeschlossen hatten, um gegen irgendetwas anzukämpfen. Noch eine Sache, die äußerst merkwürdig war.

«Das ist kein gewöhnliches Rudel», bemerkte Tala.

Aber Walter reagierte nicht. «Ich mache jetzt das Licht im Korridor an. Vielleicht schreckt sie das auf und sie flüchten. Wölfe sind keineswegs so aggressiv wie ihr Ruf.»

«Diese sind anders.» Ihre Handflächen waren feucht. Sie packte die Waffe fester.

«In der Finsternis sind sie uns überlegen.» Als Walt das Licht anknipste, schauten einige Wölfe alarmiert auf. Sie reckten die Köpfe und spitzten ihre Ohren. Da sie sich nicht sofort auf die Eindringlinge stürzten, schöpfte Tala Hoffnung. Aber dafür beunruhigte sie etwas anderes. Aus dem Labor waren Laute zu hören, die sie noch nie bei Wölfen vernommen hatte. Das Grollen klang anders – dunkler, gefährlicher.

«Ich hole etwas, womit wir ordentlich Krach machen können. Dann treiben wir sie nach draußen.» Schon tauchte Walter in die Dunkelheit eines Raumes ein.

Tala machte ihre Taschenlampe aus und steckte sie in die Beintasche ihrer Cargohose. Da waren wieder diese Laute. Das Geheul und Geknurre der Wölfe überlagerte die Geräusche, die klangen, als hätte man einen Wolf mit einer Raubkatze gekreuzt. Tala konnte sie keinem Tier zuordnen, aber sie jagten ihr Schauer über den Leib. Dann und wann jaulte einer der Wölfe auf, als wäre er gebissen worden. Winseln war zu hören, Laborequipment ging zu Bruch. Das Rudel legte alles in Schutt und Asche, um seine Beute zu erlegen.

Plötzlich kam einer der Wölfe in den Gang. Einige Sekunden lang blickte er Tala an. Es war ein grauer MacKenzie-Wolf, ein schönes Exemplar mit grau-braunem Fell, das jedoch nicht mehr so dicht und glänzend war wie bei einem jungen Wolf.

Tala war auf der Hut. Sie fasste ihre Waffe mit beiden Händen, zielte jedoch auf den Boden knapp vor dem Wolf, denn er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, dass er sie anspringen wollte.

Gelassen lief er zum Lichtschalter und schaltete das Korridorlicht mit seiner Schnauze aus.

Tala traute ihren Augen nicht! Hatte man ihn dressiert? Wölfe waren durchaus intelligente Tiere, aber nicht vergleichbar mit Menschen. Sie kannten sich in ihrem Revier besser als jedes andere Wesen aus, besaßen Hierarchien und folgten den Regeln des Rudels. Aber sie konnten nicht das Licht ausknipsen.

Auf einmal kam er auf sie zu.

Tala geriet in Panik. Er versuchte sie zurückzudrängen und bleckte drohend seine Lefzen, aber sprang sie nicht an. Sie schoss in die Luft. Der Grauwolf drehte sich sofort um und rannte zum Rudel zurück.

Walter kam aus dem Raum neben ihr gelaufen. Er hielt einen Mülleimer in der Hand. «Was ist passiert?»

Durch den Schuss wurden alle Wölfe aufgeschreckt. Tumult brach aus. Tala befürchtete, dass sich die Tiere jeden Moment auf sie stürzen würden. Sie machten sich schon bereit dazu. Einige wandten sich zu ihr um und knurrten. Die Gebisse sahen furchteinflößend aus. Jedes besaß zweiundvierzig Zähne, darunter spitze, gebogene Fangzähne und messerscharfe Reißzähne. Kam es ihr nur so vor oder waren die Zähne dieser Exemplare viel größer?

Irgendetwas stimmte nicht mit diesen Tieren, etwas stimmte ganz und gar nicht.

Ungewollt tauchten Fakten in Talas Erinnerung auf. Wölfe zerkauten ihre Nahrung nicht, sondern zerteilten ihre Beute mit ihren Reißzähnen in kleine Happen und verschlangen diese dann gierig.

Ihr wurde klar, dass Walter sich diesmal gewaltig verschätzt hatte. Er hatte mit weniger Tieren und weniger Angriffslust gerechnet, aber die Luft im Labortrakt flirrte nur so vor ungezügelter Aggression.

Ich muss handeln, dachte sie, presste den Rücken an die Wand, um den Fluchtweg für die Tiere frei zu halten, und schoss in das Labor. Trotz der Gefahr, in der sie schwebte, wollte sie die Tiere nicht erschie­ßen, sondern nur aufscheuchen. Wölfe handelten nur ihrer Natur nach, sie waren nicht böse. Deshalb hielt sie ihre Waffe hoch über ihre Köpfe. Ein Querschläger jedoch traf eins der Fenster, es barst in tausend Stücke.

Etwas regte sich hinter einem Labortisch. Es drückte einige Wölfe nach oben, sie sprangen herunter und griffen sofort wieder an.

«Was zur Hölle ist das?», schrie Tala gegen die Laute an, die das Rudel ausstieß. Was auch immer die Wölfe jagten, es musste groß sein....