Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht (drei Ausrufezeichen)

von: Henriette Wich

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN: 9783440133590 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht (drei Ausrufezeichen)


 

Clubsitzung mit Hindernissen

 

 

Eigentlich kam Franzi so gut wie nie ins Schwitzen, nicht mal wenn sie mit Kim und Marie auf Verbrecherjagd war. Doch heute lief ihr der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Kein Wunder, sie hatte ja auch die halbstündige Strecke von zu Hause bis zum Café Lomo in der Innenstadt in einem Wahnsinnstempo zurückgelegt und nur die Hälfte der Zeit dafür gebraucht. Auf der Zielgeraden war sie so schnell mit ihren Inlinern unterwegs gewesen, dass sie kurz vor dem Café zweimal eine Laterne umarmen musste, bevor es ihr endlich gelang, zum Stehen zu kommen.

»Kannst du nicht aufpassen?«, schimpfte ein älterer Mann, den sie bei ihrem waghalsigen Bremsmanöver angerempelt hatte.

»’tschuldigung!«, keuchte Franzi. »Kommt nicht wieder vor.«

Schnell quetschte sie sich an dem Mann vorbei und stieß die Tür zum Café Lomo auf. Ein Schwall warmer Heizungsluft kam ihr entgegen und brachte ihren Kopf, der ohnehin bereits knallrot war, erst richtig zum Glühen. Franzi blieb stehen, um zu verschnaufen und sich im Lokal umzusehen. Da entdeckte sie auch schon Kim, die ihr hektisch zuwinkte. Franzi rollte zur Sofaecke hinüber, dem Lieblingsplatz der drei !!!, und ließ sich neben Marie in die weichen Polster fallen. »Hallo zusammen!«

»Es ist vierzehn Minuten nach drei«, sagte Kim und tippte verärgert auf ihre Armbanduhr. »Das Clubtreffen war für Punkt drei Uhr angesetzt.«

»Ich weiß, ich weiß!«, stöhnte Franzi, während sie ihre Inliner abschnallte und erleichtert ihre heiß gelaufenen Füße ausstreckte.

»Muss das sein?« Marie rückte ein Stück weg von ihr und rümpfte die Nase. »Also ich dusche nach dem Sport immer. Und falls du es noch nicht wissen solltest: Es gibt erstklassige Fußsprays.«

»Danke für den tollen Tipp!«, sagte Franzi. Sie hatte schon eine giftige Bemerkung auf den Lippen, verkniff sie sich dann aber doch lieber, weil sie keinen Streit anfangen wollte. Ein bisschen Körpergeruch musste ihre Freundin schon aushalten. Schließlich ertrug sie auch umgekehrt Maries intensive Parfüms und ihren Tick, sich jeden Tag von Kopf bis Fuß zu stylen und zu schminken.

Kims vorwurfsvoller Blick erinnerte Franzi an ihr eigenes schlechtes Gewissen. »Tut mir leid, dass ihr warten musstet«, sagte sie zerknirscht.

Normalerweise war Zuspätkommen Maries Part, die ihre tausend Termine von Aerobic über Schwimmen bis Schauspiel- und Gesangsunterricht manchmal nur schwer mit den Treffen der Detektivinnen koordinieren konnte.

Zum Glück war Kim nie lange böse. »Schwamm drüber!«, sagte sie. »Hauptsache, du bist jetzt da.«

»Wir haben dir schon mal eine Cola bestellt.« Marie schob ihr gnädig ein volles Glas zu, in dem zwei Eiswürfel schwammen.

Dankbar griff Franzi danach und stürzte es in einem Zug hinunter. Danach ging es ihr gleich viel besser. Sie hielt sich das leere, aber immer noch eisgekühlte Glas an die Innenseite ihrer Handgelenke und spürte, wie sich ihr Puls langsam beruhigte und die Hitze aus ihrem Körper wich.

Marie warf ihre langen blonden Haare schwungvoll nach hinten. »Na, wie sieht’s aus? Ist euch in den letzten beiden Wochen was Verdächtiges aufgefallen? Irgendein neuer Fall in Sicht?«

Kim schüttelte den Kopf. »Seit dem Valentinstag ist absolut tote Hose.« Allein beim Gedanken an den letzten Fall, der mit ihren Eltern zusammenhing, liefen Kim kalte Schauer über den Rücken. Sie hatte dabei weit über die eigene Schmerzgrenze gehen müssen und hoffte, dass sie so was nie wieder durchstehen musste.

»Bei mir gibt’s leider auch nichts Neues«, sagte Franzi, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ihre Neuigkeiten waren alles andere als schön und auch der Grund, warum sie zu spät gekommen war, aber sie wollte jetzt lieber nicht darüber reden. Schnell drehte sie sich nach der Kellnerin um und bestellte ein großes Glas Leitungswasser, weil sie immer noch einen Riesendurst hatte.

Marie drehte inzwischen eine Haarsträhne um ihren Finger und seufzte. »Schade! Ich könnte ein bisschen Ablenkung gut gebrauchen, seit ich wieder solo bin.«

Kim warf ihr einen besorgten Blick zu. »Immer noch Liebeskummer?« Es war gerade mal vier Wochen her, dass Marie sich von ihrem Freund Holger getrennt hatte. Die Fernbeziehung der beiden hatte auf Dauer leider nicht gehalten.

»Nein«, sagte Marie. Unter ihrem sorgfältig aufgetragenen Rouge breitete sich eine leichte Röte aus. »Das Schlimmste hab ich hinter mir. Und zum Glück gibt es ja noch Adrian …«

Kim konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Vor anderthalb Monaten hat sich das aber noch ganz anders angehört. War Adrian da nicht der schreckliche neue Nachbar, der auf deinen armen Nerven herumgetrampelt ist?«

»Hab ich das wirklich gesagt?«, fragte Marie gespielt überrascht. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Du etwa, Franzi?«

»Wie? Was?« Franzi war mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen und hatte nur mit halbem Ohr den Namen Adrian aufgeschnappt.

Die drei !!! hatten Adrian bei ihrem letzten Fall kennengelernt, und Marie hatte sich sofort in den coolen Schauspielschüler verknallt. Die Sache hatte einen großen Vorteil, aber leider auch einen großen Nachteil. Der Vorteil war, dass Adrian nur ein Stockwerk tiefer im selben Haus wie Marie in einer WG wohnte und sie jederzeit bei ihm vorbeischauen konnte. Der Nachteil war, dass er schon achtzehn war – also viel zu alt für Marie.

»Siehst du, Franzi kann sich auch nicht erinnern!«, sagte Marie triumphierend, und Kim grinste wieder.

Endlich brachte die Bedienung das Wasser, und Franzi nahm ein paar tiefe Schlucke. Hoffentlich fragten Kim und Marie sie nicht auch nach der Liebe. Das hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt.

Leider schien Kim heute Gedanken lesen zu können. »Und wie läuft’s bei dir und Benni?«

»Wie soll’s schon laufen?«, murmelte Franzi. »So wie immer. Wir sind Skaterkumpel, nicht mehr und nicht weniger.«

Auch das war nicht die ganze Wahrheit. Seit dem Valentinstag spürte Franzi wieder ein Kribbeln im Bauch, wenn sie Benni traf. Und seither wusste sie auch, dass es ihr absolut nicht egal wäre, wenn er nach ihr wieder eine neue Freundin hätte. Zum Glück sah es momentan nicht danach aus, aber das konnte sich natürlich jederzeit ändern.

Marie und Kim tauschten vielsagende Blicke, und Franzi wechselte schnell das Thema: »Können wir jetzt mal wieder über den Detektivclub reden? Ich dachte, das ist ein Clubtreffen.«

»Ist es auch.« Kim, die gerade noch verliebt an ihren Freund Michi gedacht hatte, mit dem es seit dem Valentinstag wieder wunderbar lief, schaltete sofort auf Profi-Detektivin um und holte ein abgegriffenes Heft aus ihrer Tasche. Geschäftig blätterte sie in ihrem Detektivtagebuch für unterwegs, das sie neben dem Computertagebuch führte. Als Kopf der drei !!! notierte sie akribisch alle Details der Ermittlungen. Im Laufe der Zeit hatte sich einiges angesammelt. Bald würde sie ein neues Heft kaufen müssen.

»Also …«, fing Kim an. »Wir sollten unbedingt endlich unseren Gutschein für den Detektiv-Workshop bei der Polizei einlösen. Sonst verfällt er womöglich noch.«

Marie lachte. »Das würde Kommissar Peters uns garantiert nicht antun. Dazu haben wir ihm schon viel zu oft geholfen.«

»Stimmt«, musste Kim zugeben.

Kommissar Peters, ein guter Freund von Maries Vater, war ziemlich stolz auf die Arbeit der drei !!!. Das konnte er auch sein, schließlich hatten Kim, Franzi und Marie bereits 16 Fälle gelöst und ihm handfeste Beweise zur Ergreifung der Täter geliefert.

»Wann findet denn der nächste Workshop statt?«, fragte Marie.

Kim fischte ein Blatt Papier aus ihrem Detektivtagebuch. »Warte … Ah, hier steht’s: übernächstes Wochenende. Das würde bei mir gut passen. Und bei euch?«

»Ich hab leider meinen Terminkalender nicht dabei«, sagte Marie. »Könnte aber schwierig werden. Mein Vater dreht bald in Italien und hat mir ein Luxus-Wochenende in Rom versprochen.«

Franzi seufzte leise. Manchmal wünschte sie sich heimlich, auch den berühmten Fernseh-Kommissar der Vorabendserie Die Vorstadtwache als Vater zu haben, der seiner Tochter jeden Wunsch von den Augen ablas. Da konnte ihr eigener Vater mit seiner kleinen Tierarztpraxis am Stadtrand nicht mithalten. Andererseits hatte Marie es nicht leicht, weil ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, als Marie erst zwei Jahre alt gewesen war.

»Gib uns bitte so bald wie möglich Bescheid«, sagte Kim. Dann drehte sie sich zu Franzi um. »Und was ist mit dir?«

Franzi zuckte mit den Schultern. »Weiß noch nicht ...« Im Moment hatte sie ganz andere Sorgen als den Detektiv-Workshop.

Kim verdrehte die Augen. »Ihr macht es mir echt schwer! Bitte klärt das bald, ja? Gut. Dann können wir zum nächsten Punkt übergehen. Was haltet ihr davon, wenn wir …«

Weiter kam sie nicht, weil plötzlich zwei Jungen auf den Tisch der Detektivinnen zustürmten.

»Ihr seid doch die drei !!!, oder?«, fragte der Kleinere, ein blonder Wuschelkopf, der ungefähr neun Jahre alt war.

»Ihr seid die berühmten Detektivinnen, stimmt’s?«, fragte sein braunhaariger Freund.

Beide Jungen starrten Kim, Franzi und Marie mit großen Augen an und platzten fast vor Aufregung.

Kim musste...