Das Rätsel von Miramare - Karl May´s Gesammelte Werke Band 78

von: Karl May

Karl-May-Verlag, 1996

ISBN: 9783780215789 , 557 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Das Rätsel von Miramare - Karl May´s Gesammelte Werke Band 78


 

5. Teuflische Ränke (S. 285-286)

Währenddessen saßen Ibrahim und Schubert in des Agenten neuer Behausung. Sie verhielten sich sehr schweigsam. Alles Nötige war besprochen und so gaben sie still ihren Gedanken und Gefühlen Audienz. Der Bei befand sich in einem geradezu grimmigen Zustand, und doch war er im höchsten Grad befriedigt, die so lange vergeblich Gesuchten endlich gefunden zu haben. Rache und abermals Rache war das Einzige, an das er jetzt dachte und worüber er nachsann. So saßen sie rauchend und schweigsam beisammen, bis es eine halbe Stunde nach Mitternacht war. Dann brachen sie auf, sich leise aus der Wohnung schleichend, damit die anderen Bewohner des Hauses nicht bemerken sollten, dass der Agent noch so spät ausgehe.

Bereits vorher hatte Sam Hawkens die Villa Normanns verlassen, um Sendewitsch aufzusuchen. Sie waren zum Schloss gegangen und von dem auf sie wartenden Schließer eingelassen worden. Der Agent führte den Bei zu dem kleinen Pförtchen in der Schlossmauer. Es war verschlossen, als sie dort anlangten. „Er ist also doch nicht da“, %üsterte Ibrahim. „Vielleicht hat er sich anders besonnen.“ „Das glaube ich nicht.“ „Oh, die Sache kann ihm bei näherer Überlegung als zu gefährlich erschienen sein. Ich halte es für sehr leicht möglich, dass er gar nicht kommen wird.“ „Das soll er sich ja nicht einfallen lassen!“

„Was wollen Sie dagegen tun?“ „Haben Sie den Wechsel vergessen?“ „Nein. Aber mit dem Wechsel können wir doch nicht das Gefängnis aufschließen. Und präsentieren wir denselben, so bekommen wir kein Geld.“ „Das überlassen Sie nur mir!“ „Schön! Aber wenn er sich vor dem Wechsel doch nicht so fürchtet, wie Sie erwarten, so sind die fünfzehnhundert Mark zum Teufel und wir stehen an der verschlossenen Tür und können doch nicht hinein.“ Schubert klopfte leise an die Pforte und sofort ließ sich ein Schlüssel hören, der von innen in das Schloss gesteckt wurde. „Nun, wer hat Recht?“, %üsterte der Agent. Ibrahim Bei nickte befriedigt. Der Schließer trat in die o(ene Pfortenö(nung und blickte dem Agenten scharf ins Gesicht.

„Ah! Sie sind’s“, sagte er dann. „Ich dachte schon, Sie kämen nicht.“ „Warum?“ „Ich stehe schon lange hier.“ „Es ist ja erst einige Minuten nach eins“, meinte Schubert. „Wie steht es? Ist die Luft rein?“ „Ja. Alles ist zu Bett.“ „So beeilen wir uns.“ Er wollte eintreten, aber der Schließer behielt die Türö(- nung noch inne und fragte: „Ist das der Herr, von dem Sie sprachen?“ „Ja.“ „Ich möchte seinen Namen wissen.“ „Pah! Der tut nichts zur Sache.“

„Sehr viel sogar. Ich muss doch wissen, mit wem ich es zu tun habe. Wenn die Sache entdeckt wird, so bin ich der Einzige, den man fassen kann.“ „Dann sind Sie selber schuld. Sie müssen es eben so einrichten, dass nichts entdeckt wird.“ „Das will ich ja auch, aber wenn der Teufel seine Hand im Spiel hat, was will man dagegen machen!“ „Nun, so sind Sie nicht allein in Gefahr, sondern auch wir sind es. Bedenken Sie, was wir hier riskieren!“ „Nichts, gar nichts.“