Die drei !!!, 37, Mission Pferdeshow (drei Ausrufezeichen)

von: Henriette Wich

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440138342 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 37, Mission Pferdeshow (drei Ausrufezeichen)


 

Zauberkräfte

»Stopp!«, rief Franzi. »Das ist Diebstahl! Hinterhältiger, ganz gemeiner Diebstahl. Und die Beweislage ist eindeutig.«

Die Täterin zeigte keinerlei Reue. Sie legte weder ein umfassendes Geständnis ab noch dachte sie daran, die gestohlene Beute zurückzugeben. Eisern hielt sie das Diebesgut zwischen Ober- und Unterkiefer fest und fing jetzt auch noch an, es mit ihren riesigen Zähnen zu zermalmen.

Franzi stöhnte. »Tinka, du bist unmöglich! Schmeckt dir mein Haargummi wirklich so gut?«

Das schwarze Pony drehte seinen Kopf herum und wieherte übermütig.

Franzi musste lachen. »Ich geb’s auf. Du bist einfach zu clever für mich.« Kurz entschlossen zog sie auch noch das zweite Gummi aus ihren roten Haaren und steckte es in die Hosentasche. Danach nahm sie die Zügel wieder auf und schnalzte mit der Zunge. »Los geht’s, Kleine, wir müssen nach Hause.«

Tinka spuckte das klitschnasse Haargummi in hohem Bogen in die Wiese. Anschließend trabte sie los, reagierte prompt auf Franzis Hilfen und fiel in einen weichen Galopp. Zwei Mähnen flatterten in der warmen Luft des wunderschönen Septembernachmittags: eine schwarze und eine rote. Franzi ritt auf ein Backsteingebäude zu, das früher einmal ein Bauernhaus gewesen war. Dann waren die Winklers eingezogen und Franzis Vater hatte hier seine Tierarztpraxis eröffnet. An der Hausmauer streckte der Efeu seine Triebe den Sonnenstrahlen entgegen. Er war in diesem Sommer ein ganzes Stück gewachsen und fast bis zum Dach hochgeklettert.

»Brrr!«, machte Franzi. Sie brachte ihr Pony im Hof zum Stehen und sprang mit einem Satz auf den knirschenden Kies.

Polly hatte schon auf sie gewartet. Fröhlich hüpfte das hinkende Huhn auf Franzi zu und wollte gestreichelt werden.

Franzi kraulte Polly flüchtig und seufzte. »Ich hab heute leider keine Zeit. In einer Stunde ist Clubtreffen und ich muss noch so viel vorbereiten!«

Das Huhn gackerte beleidigt. Betont gleichgültig reckte es den Kopf und hüpfte davon in Richtung Obstgarten. Franzi nahm Tinka Sattel und Zaumzeug ab, rieb ihr Pony schnell trocken und brachte es auf die Weide.

»Bis später, Süße!«, flüsterte sie Tinka ins Ohr und sprintete hinüber zum Wohnhaus, um ihre Reitklamotten gegen Jeans und ein ärmelloses, gelbes Top auszutauschen. Danach rannte sie zum alten Pferdeschuppen.

Das geheime Hauptquartier der drei !!! war inzwischen Franzis zweites Zuhause geworden. Kim, Franzi und Marie hatten den alten Schuppen entrümpelt und liebevoll hergerichtet. Mit den kunterbunten Möbeln, dem Flickenteppich, den Vorhängen und der Pferdekutsche war es ein richtig gemütlicher Raum geworden.

Gut gelaunt öffnete Franzi das Tor und ging zum Regal. Gestern hatte sie auf dem Flohmarkt eine apfelgrüne Tischdecke und farblich passende Sets gekauft. Die breitete sie jetzt aus, holte Teller, Besteck und Gläser und deckte den Tisch. Ein Rosenstrauß machte die Komposition perfekt. Zufrieden betrachtete Franzi ihr Werk, als es klopfte und Frau Winkler mit einer Kuchenplatte hereinkam. »Ich hab Pflaumenkuchen für euch gebacken.«

»Danke, Mama!« Franzi gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Nasenspitze.

Frau Winkler war eine fantastische Bäckerin. Ihre Spezialität war Kirschkuchen, aber in letzter Zeit probierte sie ständig neue Rezepte aus. Sie war regelrecht im Backfieber, was bei ihrer Familie ziemlich gut ankam. Franzi fand auch toll, dass ihre Mutter nicht neugierig war. Sie fragte nie, was die Mädchen eigentlich genau in dem Pferdeschuppen machten. Auch jetzt zog sie sich gleich wieder diskret zurück.

Franzi warf einen Blick auf die Wanduhr. Kim und Marie mussten jeden Augenblick kommen. Da klingelte ihr Handy. Franzi verdrehte die Augen. Das war bestimmt Marie, die wieder mal eine Ausrede hatte, warum sie zu spät kam. Marie hatte neben dem Detektivclub diverse Hobbys: Aerobic und Mountainbiken zum Beispiel. Und sie nahm Gesangs- und Schauspielstunden, weil sie später einmal Schauspielerin oder Sängerin werden wollte.

»Ja, hallo? Was gibt’s?«, fragte Franzi ungeduldig.

Es war nicht Marie. Eine fremde und doch seltsam vertraute Stimme meldete sich. Eine Stimme aus der Vergangenheit. »Hi, Franzi! Wie geht’s?«

Franzi brauchte ein paar Sekunden, bis sie die Anruferin erkannte. Überrascht sog sie die Luft ein. »Fiona? Fiona Röhn??«

Vergnügtes Kichern am anderen Ende. »Stimmt genau, so heiße ich. Stell dir vor, ich bin gerade in der Stadt.«

Franzi ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. Sofort erinnerte sie sich lebhaft an einen besonders aufreibenden Fall. Sie würde nie die Panik vergessen, als ihr geliebtes Pony Tinka plötzlich verschwunden war. Und den Schock, als die Detektivinnen herausfanden, dass Fiona auf ziemlich haarsträubende Weise in die Sache verwickelt war.

»Was machst du denn hier?«, fragte Franzi. »Ich dachte, deine Eltern haben den Ponyhof Hufeisen verkauft. Ihr lebt doch jetzt in Hamburg, oder?«

»Dort haben wir unseren festen Wohnsitz, ja«, bestätigte Fiona. »Aber wir kommen viel herum. Meine Eltern haben einen neuen Job. Sie sind …«

Den Rest des Satzes bekam Franzi nicht mehr mit, weil Kim und Marie lautstark das Hauptquartier betraten.

»Hallihallo!«, trällerte Marie. Selbstbewusst stöckelte sie mit ihren mintgrünen Sandalen zum Tisch und warf ihre neue, farblich passende Handtasche auf einen Stuhl. Sie trug ein weißes, ärmelloses Minikleid, das ihre zart gebräunten Schultern besonders gut zur Geltung brachte.

»Hallo, Franzi! Ich bin total ausgehungert.« Kim zeigte auf die Kuchenplatte.

»Pssst!«, machte Franzi vorwurfsvoll. »Ich telefoniere.« Sie drehte sich mit ihrem Stuhl zur Wand und konzentrierte sich wieder auf Fiona. »Tut mir leid, ich wurde gerade gestört. Was machen deine Eltern jetzt?«

»Sie gehören zum festen Ensemble einer Pferdshow«, erzählte Fiona. »Unsere Truppe tourt jedes Jahr mit einem neuen Programm durch Deutschland, Österreich und …«

Ein energischer Finger klopfte auf Franzis Schulter. »Wir hatten doch vereinbart, dass wir während der Clubsitzungen nicht telefonieren, simsen oder im Internet surfen«, erinnerte Kim an die gemeinsame Vereinbarung, die sie vor allem wegen der handysüchtigen Marie getroffen hatten.

»Du nervst!«, stöhnte Franzi. »Nein … nicht du, Fiona! Kim bringt mich gerade zum Wahnsinn. Hab ich richtig gehört? Ihr macht bei einer Pferdeshow mit? Das ist ja super! Tretet ihr auch in unserer Stadt auf?«

»Ja, an zwei Abenden«, sagte Fiona. »Und zwar schon ganz bald. Wir …«

Kim und Marie bauten sich demonstrativ vor Franzi auf. »Kleine Zusatzinformation für alle Schwerhörigen: Die Vereinbarung gilt auch für Frau Franziska Winkler«, verkündete Marie.

Am liebsten hätte Franzi ihren Freundinnen mit Pflaumenkuchen den Mund gestopft, aber die Kuchenplatte stand leider zu weit weg. Schließlich gab sie es auf. Sie würde ja doch nicht in Ruhe telefonieren können.

»Tut mir leid, Fiona, aber ich muss Schluss machen. Ich ruf dich später zurück, okay? Deine Nummer hab ich ja jetzt.«

»Kein Problem.« Fiona war zum Glück nicht beleidigt.

Franzi dagegen war richtig sauer. »Ihr hättet auch noch ein paar Sekunden warten können! Das war Fiona. Ich hab ewig nichts mehr von ihr gehört.«

Kim und Marie tauschten einen Blick, der Bände sprach. Beide hatten Fiona schon damals nicht gemocht. Sie waren ziemlich eifersüchtig gewesen, als Franzi sich mit Fiona angefreundet und ihre Freizeit fast nur noch auf dem Ponyhof verbracht hatte.

»Bist du wieder im Reitfieber?«, stichelte Marie prompt. »Gib uns diesmal aber bitte rechtzeitig Bescheid, bevor du den Detektivclub vernachlässigst.«

Franzi sah sie wütend an. »Das hab ich damals nicht getan und ich werde es auch in Zukunft nicht tun!«

Kim konnte es nicht leiden, wenn Marie und Franzi aneinandergerieten. »Marie meint es nicht so. In der Sache stimme ich ihr aber zu: Unser Club hat oberste Priorität.«

»Da nehme ich euch doch gleich beim Wort: Setzt euch!«, sagte Franzi beleidigt. Sie fühlte sich von ihren Freundinnen eingeengt und schaufelte drei Kuchenstücke auf die Teller. »Cola könnt ihr euch selbst einschenken. Hiermit ist die heutige Clubsitzung eröffnet.«

Eine Weile aßen und tranken die drei !!! schweigend. Nach ihrem dritten Kuchenstück legte Kim seufzend die Gabel zur Seite. »Die Zeit ist viel zu schade zum Streiten. Sind wir wieder Freundinnen?«

»Ziemlich beste Freundinnen, oder?«, sagte Marie und knuffte Franzi in die Seite.

Franzi gab sich einen Ruck, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. »Klar.« Sie war noch nie nachtragend gewesen.

Kim atmete erleichtert auf. »Sehr schön! Wir haben heute zwei wichtige Punkte auf der Tagesordnung. Erstens: Wie kommen wir an einen neuen Fall ran? Seit Pfingsten ist Flaute, so kann es nicht weitergehen. Zweitens: Wir müssen endlich die Unterlagen unserer alten Fälle archivieren.«

Mit dem zweiten Punkt erntete Kim nicht gerade Begeisterungsstürme. Keiner riss sich um die mühselige Fleißarbeit, aber sie musste natürlich trotzdem gemacht werden.

Marie betrachtete seufzend ihre frisch lackierten, mintgrünen Fingernägel. »Damit wir es nicht wieder verschieben, schlage ich vor, dass wir gleich heute im Anschluss an die...