Die drei !!!, 41, Im Bann des Flamenco (drei Ausrufezeichen)

von: Mira Sol

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440136768 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 41, Im Bann des Flamenco (drei Ausrufezeichen)


 

Geisterbilder

Es war dunkel, es war kalt. Das Wispern zahlloser Stimmen hallte von den Wänden wider. Franzi zog ihre Fleecejacke enger um sich. Sie stützte die Hände auf der Sitzbank auf. Das Holz fühlte sich trocken und rau an. Sie reckte den Hals und kniff die Augen zusammen. Aber in der undurchdringlichen Finsternis war nichts zu erkennen. Plötzlich spürte Franzi eine Berührung am Arm. Sekunden später umschlossen eiskalte Finger ihre Hand. Erschrocken quiekte sie: »Ihhh!«

Der Griff lockerte sich sofort. »Sorry«, flüsterte Kim. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich bin so nervös.«

Franzi nickte. Dann fiel ihr ein, dass ihre Freundin sie gar nicht sehen konnte. Sie drückte Kims Hand fest. »Ja, ich bin auch total aufgeregt.«

»Jetzt bleibt mal ganz ruhig«, sagte Marie. »Alles wird gut!«

Franzi hörte ein Rascheln und nahm an, dass Marie näher an Holger heranrückte, der neben ihr auf der Bank saß. Sie seufzte. »Du hast leicht reden. Es ist ja nicht dein Freund, der gerade …«

Ein ohrenbetäubender Knall schnitt ihre Worte ab. Es folgte ein Prasseln und aus der Dunkelheit vor ihnen wuchs eine riesige Goldfontäne empor. Gleichzeitig dröhnten die Bässe des Intros von Emotions von den Boyzzzz los.

»Sie haben es wirklich gemacht«, rief Kim begeistert. »Die Show läuft zu meinem Lieblingssong!«

Mit jedem Beat erhob sich eine weitere Feuersäule aus dem Boden. Als der Text einsetzte, begannen sich fünf Sonnenräder auf einen Schlag zu drehen. Kim sang leise mit: »Hearts on the run, spinning round the sun« Trockeneisnebel waberte über dem Boden. Magisches Licht durchflutete den Raum und verwandelte den Nebel in ein goldenes Meer. Das Publikum klatschte begeistert. Scheinbar direkt aus der Feuerwerksfontäne sprangen zwei Gestalten in Jeans und weißen Tank-Shirts heraus. Franzi hielt den Atem an. Felipe und Michi! Die Jungen hielten große bengalische Lichter in den Händen und begannen damit zu jonglieren. Immer schneller ließen sie die glühenden Fackeln kreiseln und drehen. Applaus brandete auf. Jetzt wusste Franzi, wofür die beiden Jungen seit Monaten experimentiert und trainiert hatten: Sie hatten eine perfekte Feuerwerks- und Jongliernummer einstudiert! Heute, zur Einweihungsparty der neuen Indoor-Minigolfanlage in der ehemaligen Lagerhalle auf dem Gelände des Freizeitparks Sugarland, zeigten sie ihre Kunst zum ersten Mal vor Publikum. Die Leute waren begeistert. Mit lauten Zurufen feuerten sie Felipe und Michi an, die sich nun gegenseitig geschickt die Fackeln zuwarfen. Kim sah dem Schauspiel mit großen Augen zu. Franzi stupste sie an. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie so gut sind!«

»Was machen sie denn jetzt?«, rief Marie plötzlich.

Die Jungen hatten aufgehört zu jonglieren und standen aufrecht da, den Blick zur Halledecke erhoben. Der Refrain setzte ein: My heart is on the run, emotions spinning round the sun … Mit einer geschmeidigen Bewegung führten Felipe und Michi die bengalischen Lichter an ihren Gesichtern vorbei. Zu den Worten Fly, fly higher – my heart is on fire, fire, fire … stiegen zwei große Feuerbälle aus ihren Mündern auf. Das Publikum tobte. Marie klatschte wie verrückt und stupste Franzi in die Seite. »Ihr habt mir gar nicht erzählt, dass sie auch Feuerspucken in ihrem Programm haben.«

»Nein«, murmelte Franzi.

Kim schüttelte lächelnd den Kopf. »Das wussten wir ja auch nicht. Das war also die Überraschung, die Michi mir versprochen hat!«

Marie sah ihre Freundinnen erstaunt an. »Dass ihr das nicht mitbekommen habt. Ihr wart doch öfter bei den Proben dabei.« Sie zwinkerte. »Ihr seid mir vielleicht schöne Detektivinnen!«

Franzi zuckte mit den Schultern. »Irgendwann muss man auch mal lockerlassen«, sagte sie. »Wir haben schließlich schon weit über vierzig Fälle gelöst. Ich will nicht auch noch in meiner Freizeit ständig wachsam sein.«

»Genau«, pflichtete ihr Kim bei. »Die drei !!! können nicht ständig im Einsatz sein.«

Franzi grinste. »Aber jetzt wird mir klar, warum die Jungs immer so lange ›zum Aufräumen‹ gebraucht haben, während wir im Yucatán auf sie gewartet haben.«

Noch ein letztes Mal stießen Felipe und Michi zwei Feuerwolken aus, die sich zu einem großen feurigen Ball vereinigten. Erst knapp unter der Decke der hohen Halle verpuffte er. Michi und Felipe verbeugten sich und löschten ihre Fackeln in einer Kiste mit Sand. Es wurde wieder komplett dunkel. Das Publikum klatschte. Ein Trommelwirbel erklang. Nach und nach flammten blaue Neonlichter an den Wänden und an der Decke auf. Felipe und Michi waren jetzt verschwunden. Dafür wurden mit einem letzten Paukenschlag die Minigolfbahnen sichtbar: Sie leuchteten in feurigem Rot, geisterhaftem Grün und magischem Blau. An den Wänden erschienen fantastische Bilder. Mit offenem Mund betrachtete Franzi einen Sonnenuntergang mit einem tanzenden Teufel davor. Daneben schwammen zwei Haie in einem Riff. Gegenüber prangte ein großes Gespensterschloss und ein leuchtend grüner Geist zog sich bis an die Decke

»Komisch. Als wir vorhin kamen und es noch hell war, habe ich nichts an den Wänden gesehen. Wo kommen diese Geisterbilder plötzlich her?«

»Schwarzlicht und UV-Farbe!«, rief Kim begeistert.

»Bitte was?«, fragte Franzi.

»Es gibt eine spezielle Farbe, die bei normalem Licht unsichtbar ist«, sagte Kim. »Erst, wenn sie mit bestimmten Lampen angestrahlt wird, leuchtet sie bunt. Es ist irgendein chemisch-physikalischer Effekt. Das kann Michi bestimmt genauer erklären.« Kim sah bewundernd auf die leuchtenden Gemälde. »Außerdem muss hier jemand ein echter Rocky-Beach-Fan sein. Die Bilder stammen alle von Büchern der drei ???. Sehr cool!«

Der Geschäftsführer des Freizeitparks war in der Zwischenzeit nach vorne gegangen. Er wurde von einem Spot beleuchtet und richtete einige Worte an das Publikum. Die anwesenden Journalisten schrieben eifrig mit. Anschließend lud Herr Mattis das Publikum auf eine Proberunde Minigolf ein. Dichtes Gedrängel entstand, als alle zu dem kleinen Kassenhäuschen strömten, aus dem eine junge Frau Minigolfschläger und Bälle herausreichte. Die Bälle glühten im Schwarzlicht violett und schienen schwerelos durch den Raum zu gleiten, weil die Spieler, die sie zu den Bahnen, trugen, unsichtbar blieben. Es sah aus, als tanzten dutzende von Glühwürmchen ein geheimnisvolles Luftballett.

Franzi riss sich von dem schönen Anblick los. »Kommt, lasst uns verschwinden«, sagte sie. Sie zog ihre Freundinnen und Holger in Richtung des Ausgangs. »Felipes Mutter hat uns zum Essen in ihr Restaurant eingeladen. Die Jungs warten schon«, erklärte sie. »Wir können später eine Runde spielen. Bei dem Menschenauflauf macht es sowieso keinen Spaß.«

Juana hatte einen Tisch in der künstlichen Grotte ihres mexikanischen Restaurants festlich gedeckt. Überall leuchteten Teelichter, und Felipes Oma war gerade dabei, Rosenblätter auf der weißen Tischdecke zu verteilen.

»Wie wunderschön!«, rief Franzi.

»¡Hola chicas!«, sagte die alte Dame und zwinkerte den Mädchen zu.

Während sie Rosita begrüßten, kamen Felipe und Michi zusammen mit Onkel Mago aus der Küche. Sie trugen große Tabletts, die mit mexikanischen Leckereien beladen waren. Felipe pustete sich eine dunkle Locke aus der Stirn und strahlte Franzi an. Er stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Franzi fiel ihm um den Hals. »Ihr wart super!«, rief sie.

»Ja, eure Show ist wirklich toll!«, stimmte Kim zu. Sie nahm Michi das Servierbrett ab und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Holger klatschte Felipe und Michi ab. »Perfekt, Glückwunsch! Und danke noch mal, dass ihr mich auch eingeladen habt.«

»Na klar, gerne!«, sagte Felipe sofort. »Toll, dass du gekommen bist!«

Holger sah ziemlich angespannt aus, fand Franzi. Das war auch kein Wunder. Seine Eltern lebten gerade in Scheidung. Marie hatte ihr erzählt, dass seine Mutter mit ihm und seinen kleinen Geschwistern in Kürze von Billershausen in die Stadt ziehen würde. Sie hatte eine Stelle als Hauswirtschafterin im Villenviertel gefunden, in dem auch Marie wohnte. Diese ganzen Veränderungen mussten verdammt hart für Holger sein. Franzi sah, wie Marie ihm locker ihren Arm um die Schulter legte. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr und er musste lachen. Einmal mehr hoffte Franzi, dass die beiden ihr ›Wir sind allerbeste Freunde, mehr nicht!‹-Spiel endlich beendeten und wieder ein richtiges Liebespaar wurden. Vielleicht half es ja, dass Holger bald in der Nähe wohnen würde und sie sich so oft sehen konnte, wie sie wollten …

Juana stieß mit einem Tablett voller Gläser zu ihnen. Lächelnd begrüßte sie die Mädchen und Holger: »Ich freue mich sehr, euch alle hier zu haben. Es ist schade, dass ich bei der Eröffnungsshow nicht dabei sein konnte. Aber es war einfach zu viel los im Restaurant. Umso schöner, dass ihr jetzt hier seid!«

Sie setzten sich und stießen mit den alkoholfreien Mojitos an. Die eiskalte Limettenlimonade mit den frischen Minzeblättern schmeckte köstlich. Während sie sich über die fantastischen Fajitas hermachten, erzählten Felipe, Michi und die drei !!! Juana und Rosita von der Show.

Plötzlich entschuldigte sich Juana und eilte auf ein Paar zu, das im Eingangsbereich stand. Der hochgewachsene Mann und die schlanke, zierliche Frau neben...