Die drei !!!, 26, Tatort Filmset (drei Ausrufezeichen)

von: Henriette Wich

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440136737 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 26, Tatort Filmset (drei Ausrufezeichen)


 

Überraschung beim Abendessen

»Mensch, Marie! Du hast gesagt, es gibt ein kleines Abendessen.« Kim stand in der Tür zur Penthousewohnung und sah ihre Freundin vorwurfvoll an.

Franzi grinste. »Hätten wir uns eigentlich denken können, dass das bei Marie ein Geheimcode ist für: Ich lege meinen Christbaumschmuck an.«

»Ihr übertreibt mal wieder schamlos«, kicherte Marie. Mit einem Seitenblick in den Spiegel überprüfte sie ihr Styling, für das sie insgesamt zweieinhalb Stunden gebraucht hatte, Duschen nicht eingerechnet. Der Aufwand hatte sich gelohnt. Passend zum kleinen Abendessen trug Marie ein kleines Schwarzes mit Spaghettiträgern und Spitze am Saum. Ihre Füße steckten in High Heels, am rechten Handgelenk klimperte ihr silbernes Bettelarmband und an den Ohren blinkten Ohrhänger in Tropfenform.

»Essen wir hier draußen im Flur oder dürfen wir reinkommen?«, fragte Franzi halb amüsiert, halb genervt. Sie mochte Marie, aber ihr Kleidertick war ganz schön anstrengend. Besonders wenn Marie den Detektivclub Die drei !!! mit einem Modeclub verwechselte.

»Natürlich dürft ihr reinkommen!«, sagte Marie. »Schön, dass ihr da seid.« Sie begrüßte Kim und Franzi mit Küsschen und hinterließ auf den Wangen ihrer Freundinnen einen Hauch Maiglöckchenparfüm. »Auf der Dachterrasse ist es leider schon zu kühl. Deshalb habe ich am Esstisch im Wohnzimmer gedeckt. Aber den Aperitif nehmen wir am besten auf dem Sofa. Papa kommt gleich.« Marie stöckelte lächelnd voraus.

Kim seufzte. Am liebsten wäre sie gleich wieder nach Hause gefahren, um Jeans und Strickpulli gegen ein Kleid zu tauschen, aber dafür war es jetzt zu spät. Wenn Helmut Grevenbroich, der berühmte Hauptkommissar Brockmeier in der Vorabendserie Vorstadtwache, sie zum Abendessen einlud, durften sie ihn nicht warten lassen. Marie hatte es gut: Ihr Vater trug seine einzige Tochter auf Händen und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Kim dagegen musste sich mit zwei nervigen Zwillingsbrüdern und einer überängstlichen Mutter herumschlagen, die ständig ihre Hausaufgaben kontrollierte.

Franzi streckte sich auf dem weißen Ledersofa aus und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Im Kerzenlicht wirkte das Wohnzimmer wie der Eingangsbereich eines Fünf-Sterne-Hotels: matt schimmerndes Parkett, Orientteppiche, ein riesiger Fernseher mit Flachbildschirm und als Highlight ein schwarzer Konzertflügel.

»Herzlich willkommen! Es ist mir eine große Ehre, die berühmtesten Detektivinnen der Stadt in meinem bescheidenen Zuhause begrüßen zu dürfen.« Helmut Grevenbroich kam mit einem Tablett herein. Er trug ein gelbes Polohemd zur schlichten schwarzen Hose. Wenn man nicht genau hinsah, hätte man ihn für Maries älteren Bruder halten können. »Na, wie wär’s mit einem erfrischenden Passionsfruchtsaft?«, fragte er.

»Klingt super«, sagte Kim.

Maries Vater verteilte die Gläser und prostete den Mädchen zu. »Auf die drei !!!. Ich wünsche euch, dass ihr ganz bald euren nächsten Fall an Land zieht!«

»Auf die drei !!!«, riefen Kim, Franzi und Marie.

Es klirrte leise, als sie anstießen. Der eiskalte Saft schmeckte herrlich exotisch. Marie warf ihrem Vater einen Luftkuss zu. Hoffentlich hatte er recht. Seit der Clubgründung hatten die drei !!! schon 25 Fälle gelöst, aber Marie würde wohl nie genug bekommen. Sie liebte den Nervenkitzel, wenn sie Verbrechern hinterherjagten, auf Spurensuche gingen oder sich verkleideten, um dem Täter eine Falle zu stellen. Trotzdem hatte sich Marie noch nicht entschieden, ob sie später Detektivin oder lieber Schauspielerin oder Sängerin werden sollte.

»Ich habe Auberginen-Auflauf gemacht«, verkündete Helmut Grevenbroich.

Kim fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Hmmm, lecker!« Maries Vater war berühmt für seinen Auberginen-Auflauf. Nun war Kim doch froh, dass sie ihre Wohlfühljeans anhatte. Sie wusste jetzt schon, dass sie sich eine doppelte Portion gönnen würde.

Herr Grevenbroich verschwand in Richtung Küche. Wenig später kam er mit einer großen Auflaufform zurück. Kim, Franzi und Marie wurden von dem köstlichen Duft nach Tomaten, Kräutern und Käse wie magisch angezogen. »Ich habe das Gericht übrigens erweitert«, erzählte Maries Vater. »Ihr habt mir doch aus Berlin das Rezept von Sylvies Freund Sven mitgebracht. Sein Trick sind geröstete Pinienkerne und frische Basilikumblätter.«

Kim lief das Wasser im Mund zusammen. »Genial!« Sie dachte gern an Sylvie. Die Schauspielschülerin hatte den drei !!! in Berlin bei den Ermittlungen geholfen. Damals hatte sie kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung gestanden. Wie es ihr jetzt wohl ging?

»Ach, Marie, bist du so lieb und holst noch zwei Teller?«, bat Herr Grevenbroich.

»Warum das denn?«, fragte Marie verwundert. »Erwartest du noch jemanden?«

Ein geheimnisvolles Lächeln spielte um die Lippen ihres Vaters. »Ich habe zwei Überraschungsgäste eingeladen. Eigentlich müssten sie längst hier sein.«

Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, klingelte es an der Haustür. Marie sprang auf und stöckelte trotz High Heels in erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf hörten Kim und Franzi einen spitzen Schrei. »Helga, Tom! Kommt doch rein.«

Helga? Tom? Kim und Franzi sahen sich fragend an. Die Namen kamen ihnen irgendwie bekannt vor. Als die Gäste im Wohnzimmer erschienen, waren Kim und Franzi sofort im Bilde. Die zierliche rothaarige Frau mit den lebhaften Augen war Helga Meister, die Produzentin der Vorstadtwache. Und Tom Ring, der hochgewachsene sympathische Mann neben ihr, schrieb die spannenden Drehbücher zur Serie. Kim und Franzi hatten die zwei bei einer Dachterrassenparty von Maries Vater kennengelernt.

Herr Grevenbroich begrüßte seine langjährigen Freunde. »Herzlich willkommen! Bitte setzt euch. Kim und Franzi, Maries Detektivkolleginnen, kennt ihr ja schon.«

»Und ob«, sagte Tom. »Erst neulich wart ihr drei wieder in der Zeitung. Ihr seid ganz schön erfolgreich, was?«

»Unsere Vorstadtwachen-Krimis sind alle frei erfunden, aber ihr jagt echte Verbrecher. So was könnte ich nie. Ich würde mir vor lauter Angst in die Hosen machen.« Helga lachte und zeigte dabei ihre kleinen, weißen Zähne.

Das Lob ging runter wie das Olivenöl des Auberginen-Auflaufs. Marie strahlte. »Ach, das ist alles halb so wild.« Im Gegensatz zu Kim, die rot wurde, weil sie nicht gern im Mittelpunkt stand, genoss Marie Komplimente jeglicher Art nach dem Motto: Mehr ist mehr!

Franzi blieb als Einzige cool und konzentrierte sich aufs Essen. Auch Helga Meister und Tom Ring schlemmten jetzt genüsslich. Es dauerte keine zehn Minuten, da war die große Auflaufform bis auf den letzten Krümel leer gekratzt.

Kim rieb sich stöhnend den Bauch. »Bin ich satt! Noch eine Gabel und ich platze.«

»Wie schade!«, sagte Herr Grevenbroich. »Es gibt nämlich Vanillepudding mit Himbeeren als Dessert.«

Bei der Erwähnung ihres Lieblingsnachtischs leuchteten Kims Augen. »Ich glaube, einen Nachtisch schaffe ich noch.«

Marie und Franzi grinsten sich an. Typisch Kim! Bei süßen Leckereien konnte sie nicht widerstehen. Kim behauptete immer, sie brauche die Süßigkeiten als Nervennahrung. Dem konnten Marie und Franzi nicht widersprechen. Schließlich war Kim der Kopf der drei !!!, ausgesprochen clever und ein Ass in Sachen Technik und Computer.

Der Nachtisch war genauso schnell verputzt wie die Hauptspeise. Helga Meister tupfte sich die Mundwinkel mit der Serviette ab. »Dürfen wir Marie nun die große Neuigkeit erzählen?«, fragte sie geheimnisvoll.

»Natürlich«, sagte Herr Grevenbroich.

Marie platzte fast vor Neugier. »Was für eine Neuigkeit? Worum geht es?«

»Du weißt ja, dass in den Herbstferien eine neue Folge der Vorstadtwache gedreht werden soll«, fing die Produzentin an. »Diesmal brauchen wir mehr Komparsen als sonst. Wenn du Zeit und Lust hast, eine kleine Rolle zu übernehmen, würden wir uns sehr freuen.«

»Und ob ich Lust habe!« Marie fiel Helga um den Hals. Seit ewigen Zeiten hatte sie von solch einem Angebot geträumt. Jetzt ging es endlich in Erfüllung.

»Was ist das für eine Rolle? Was muss ich machen? Wo drehen wir? Wann geht es genau los?« Die Fragen sprudelten wie ein Wasserfall aus Maries Mund.

Tom Ring lachte. »Heute Abend geht es noch nicht los, so viel steht schon mal fest.«

Maries Wangen glühten. Sie blickte in die Runde und stellte überrascht fest, dass Kims und Franzis Lächeln angestrengt wirkte. Waren ihre Freundinnen etwa neidisch? Marie konnte sich keinen Grund dafür vorstellen. Kim bekam schon Lampenfieber, wenn sie einen Scheinwerfer aus hundert Metern Entfernung sah, und Franzi hatte mit dem Showbiz auch nichts am Hut. Sie spielte mit dem Gedanken, später mal Tierärztin zu werden wie ihr Vater.

»Hey, was ist los?«, fragte Marie. »Ihr freut euch ja gar nicht!«

»Doch, doch …«, sagte Kim schnell, klang jedoch alles andere als begeistert.

Franzi nickte mechanisch wie der Wackeldackel ihrer Oma, der einen Ehrenplatz auf der Ablage im Auto hatte. »Das ist eine tolle Chance für dich. Gratuliere!«

Marie schwieg beleidigt. Eigentlich hatte sie mit einer zweiten Runde Saft auf die große Neuigkeit anstoßen wollen. Darauf würden ihre Freundinnen wohl verzichten müssen.

Da räusperte sich Tom Ring. »Entschuldigt bitte! Kim, Franzi, ihr seid natürlich am...