Wolfgangs witzige Weihnacht

von: Wolfgang Krebs

Rosenheimer Verlagshaus, 2016

ISBN: 9783475545993 , 148 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

Windows PC,Mac OSX geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 17,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Wolfgangs witzige Weihnacht


 

8. Verreisen oder nicht?


Die Frage stellt sich immer im Advent: Soll man die kalten Tage in Bayern verbringen – oder dorthin fahren, wo es warm ist? Aber dann müsste man ja dem geliebten Bayernland den Rücken kehren! Für alle Zweifler gibt es das perfekte Angebot: eine Weihnachtskreuzfahrt auf der »MS Bavaria«! Mit Teilnahmemöglichkeit an einer Wahlveranstaltung der CSU. Reiseleitung: Horst Seehofer!

HORST SEEHOFER: Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde, wie schön, dass ich Sie im Namen der CSU hier auf der »MS Bavaria« begrüßen darf!

Sie fragen sich natürlich: Warum ausgerechnet ein Schiff? Man könnte doch an Weihnachten auch eine schöne Busreise machen, so eine Kaffeefahrt, das hat sich doch bewährt. Aber damit haben wir in der Vergangenheit ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Diese Kaffeefahrt-Senioren sind mittlerweile ausgekochte Schlitzohren, das glauben Sie gar nicht! Kostenlos rumfahren lassen, ja klar, doch bevor’s ernst wird, machen die sich einfach aus dem Staub. Schon bei der ersten Pause auf dem ersten Rastplatz versteckt sich die Hälfte in den Mülltonnen. Oder sie verbarrikadieren sich im Klo. Oder mischen sich unauffällig unter die Senioren, die von ihren Familien auf dem Parkplatz ausgesetzt worden sind.

Einer wollte sich im Tankstellenshop sogar mal als Duftbaum-Verkaufsständer tarnen. Stellen Sie sich das mal vor: als Duftbaum-Verkaufsständer! Er ist allerdings schnell aufgeflogen: schwere Vanille-Allergie! Wir haben ihn noch an Ort und Stelle beigesetzt. Ja, das war sehr tragisch – aber ich muss sagen: Der Raststättenbesitzer war wirklich großzügig. Zum Leichenschmaus gab’s kostenlose »Heiße Hexe«-Snacks für alle. Dabei wurde dann allerdings auch ein Mitfahrer enttarnt, der zusammengekauert in diesem »Heiße-Hexe«-Ofen steckte. Aber ganz ehrlich: Den hätten wir auch so gefunden. Neben dem Serviettenspender lag ja noch seine Beinprothese.

Aber selbst ohne Zwischenfälle ist es immer dasselbe: Spätestens nach dem kostenlosen Mittagessen, wenn der Teil mit den Inhalten beginnt, sitzen nur noch diejenigen im Saal, die unterhalb von Düsenjäger-Lautstärke eh nichts mehr hören. Und die wählen uns sowieso!

Das kann uns hier auf dem Schiff natürlich alles nicht passieren. Hier bestimmen WIR, wann wir wieder anlegen und wann SIE von Bord können, hähähä. Also noch mal: Ich freu mich wirklich sehr, dass Sie alle gekommen sind, um mit uns zu verreisen.

Wir wollen diese kleine Reise nutzen, damit Sie mich mal persönlich kennenlernen und wir uns gegenseitig ein bisschen beschnuppern können. Ich hoffe, Sie sind alle frisch geduscht … Sie hier vorne auch? Ja? Sind Sie sicher …

Ich sag ja immer – und heute beweisen wir es wieder – die bayerische Staatsregierung führt niemanden aufs Glatteis … Wir warten noch nicht mal, bis das Wasser gefroren ist.

Über 50 Jahre sind Bayern und die CSU nun schon ein glückliches Paar. Natürlich kommen Ihnen da auch mal Momente des Zweifels. Man schaut sich nach Alternativen um, das kennen Sie alle. Getreu dem Motto: Andere Mütter haben auch schöne Stützstrümpfe.

Und da werden wir von der CSU dann schon mal eifersüchtig, weil das ja auch ein Verrat ist, nach allem, was wir für Sie getan haben. Gut, die SPD macht mir keine Sorgen. Die war hier in Bayern schon immer ein hässliches Entlein. Und jetzt ist sie zwar ein ausgewachsener Schwan – aber dafür mit Vogelgrippe im Endstadium.

Aber warum werfen sich manche den Freien Wählern oder sogar den Grünen an den Hals? Glauben Sie, dass die Grünen Sie auf so eine schöne Schiffsreise mitgenommen hätten? Eins kann ich Ihnen schwören: Da hätten Sie schön selber paddeln müssen. In hölzernen Ruderbooten aus gewaltlos gefällten Bäumen. Und dann hätten Sie sich wahrscheinlich irgendwann zum Herzkasper gerudert, weil die Claudia Roth Wasserski fahren will! Aber immer noch besser, als wenn sie redet. Wenn die Frau den Mund aufmacht, dann wird selbst der lebendigste Fluss neidisch auf das Tote Meer. Also da kann ich nur eins sagen: Viel Spaß.

Zum Glück sind Sie ja hier bei uns, und jetzt geht die große Fahrt auch schon los. Ich bekomme gerade ein Zeichen, dass wir jetzt auslaufen … also nicht wir, sondern das Schiff, hahaha.

Meine Damen und Herren, ich verspreche Ihnen heute nicht nur anregende Gespräche, sondern auch jede Menge Bordprogramm! Sie können sich informieren und weiterbilden. Im Unterdeck stellt unser Finanzminister Markus Söder gleich sein Zukunftsprogramm für die gesetzlichen Krankenkassen vor, unter dem Motto »Gesundbeten und Aderlass. So preiswert kann Heilen sein!« Alternativ gäbe es noch den Vortrag: »Wissen ist Macht. Nichts wissen macht auch nichts!« mit unserem Innenminister Joachim Herrmann.

Aber weiter im Bordprogramm: Auf der Sonnenterrasse startet gleich unser Power-Yoga mit Barbara Stamm!

Ich höre ja immer wieder: Die Barbara Stamm, die brauchte doch auch keine Frauenquote, um in der CSU Karriere zu machen, warum braucht man so was dann heute? Mei, sie war wahrscheinlich auch die Einzige, die Franz Josef Strauß im Armdrücken schlagen und Otto Wiesheu unter den Tisch saufen konnte! Also: Seien Sie gespannt auf ihr Power-Yoga!

Unsere Sozialministerin Emilia Müller referiert nachher im Speisesaal über die Lage der Kinderbetreuung in Bayern, der Titel ihres spannenden Vortrags lautet: »Warum nur Jesus einen Krippenplatz brauchte!«

Und es gibt selbstverständlich auch ein Kinderprogramm. Darum kümmert sich die Junge Union. Im Kinderparadies auf Deck 2 heißt es heute den ganzen Tag: »Neues basteln aus alten Atomkraftwerken«.

Viel Vergnügen auf unserer kleinen Kreuzfahrt!

Noch ein paar Informationen zu unserer heutigen Reise. Ich habe die Fahrtzeit mit 90 Minuten berechnet, das Schiff hält kompromisslosen Zickzackkurs, Änderungen sind jederzeit möglich, oder auch nicht. Sie werden aber vorher bekannt gegeben, oder auch nicht.

Und eventuell kurz danach rrrevidiert oder korrrigiert, oder auch nicht. Je nachdem, kommt immer drauf an, alles ist möglich. In der CSU und auf hoher See sind Sie in Seehofers Hand.

Und mein Wahlspruch lautet: entweder konsequent oder inkonsequent, aber nicht dieses dauernde Hin und Her!

So, dann wünsch ich Ihnen jetzt viel Spasssss!

Geistige und geistliche Erbauung ist ebenfalls vorgesehen, das versteht sich von selbst bei der CSU, schließlich ist das hier eine KREUZfahrt.

Und für die Unterhaltung sorgen etliche beliebte Komiker der lustigsten Partei Bayerns. Aber jetzt lassen wir meine Vorgänger mal wieder aus dem Spiel.

Und für den Charme bin natürlich ich zuständig. Und dazu gehört auch, dass man sich ordentlich beliebt macht – immer dort, wo man gerade ist. Also auch hier!

Und wissen Sie, wie der Berlusconi seine Karriere gestartet hat? Als Alleinunterhalter auf einem Kreuzfahrtschiff.

Also: Was in Italien funktioniert, kann in Bayern nur schiefgehen.

In der Zwischenzeit, nebenan, im Hinterzimmer der Gastwirtschaft »Zur Stillen Post«. Wir schalten live an den Tisch in der Ecke hinten links…

Zur Stillen Post 8

SÖDER: A Weinschorle bidde, aber ohne Wasser!

SEEHOFER: Und für mich einen Kaffee! Schwarrrz! Manchmal denk ich, das ist das Einzige, was auf dieser Welt noch schwarz ist!

SÖDER: Verschdeh scho! Du maanst die Oscar-Verleihung. Is ja bald widder. Sind a weng orch weenich dabei …

SEEHOFER: Wenig? Keiner? Und das ist schlecht für uns! Denn jeder Schwarze in Hollywood ist auch ein Schwarzer für uns!

SÖDER: Immerhin wird die Veranschdaldung ja von einem Schwarzen moderiert!

SEEHOFER: Markus! Wer nur moderiert, der spielt nicht mit! Der entscheidet nichts! Wir dürfen die Film-Branche nicht den Weißen überlassen! Und den Roten schon gar nicht!

STOIBER: Wenn ich mich da kurz in die Dissertation, äh Diskussion hineinintegrieren darf … Ich hätte da einen vorzüglichen Stoff.

SÖDER: Edmund, seit wann bist du unter die Dealer gegangen!?

STOIBER: Einen Filmstoff! Einen bayerischen! Ein gut aussehender junger Jurist tritt in eine große Volkspartei ein, wird beinahe Bundeskanzler, entscheidet sich für ein Leben als Landesvater und wird der legendäre Wohltäter Bayerns. Titel: »Edmund der Zerstoiber«!

SEEHOFER: Das wird immer schlimmer mit dem …

SÖDER: Und wer soll die Diddl-Rolle schbilln?

STOIBER: Na dieser eine da! Der mir so ähnlich sieht! Karl-Theodor zu Guttenberg.

SÖDER: Was willstn mit dem? Der Guddi ist doch a Dodaalausfall!...